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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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erstaunt sein, welche Fülle neuer Entdeckungen der Energie eines einzigen
Mannes in so kurzer Zeit zu danken ist.*)

Die meisten unsrer Leser freilich haben diese Karten nicht vor Augen.
Wir orientiren sie daher über die Resultate dieser mannigfachen Reisen am
besten, indem wir zu Burton und Speke zurückkehren. Speke fuhr zuerst
über den Tanganika See uach dessen westlicher Seite, nach der Insel Kasenge
und kehrte auf derselben Route nach Kamele zurück, einem von Arabern im
Lande Udschidschi bewohnten Distrikt. Bei der zweiten Erforschung des Sees
begleitete Lieutenant Burton Speke nach einer Bucht in Uvira, welche etwa
13 Meilen vom Nordende des Sees entfernt lag. Da es ihnen jedoch nicht
möglich war, das Ende des Sees zu erreichen, so kehrten sie beide noch Ud¬
schidschi zurück. Am 26. Mai 1858 traten sie die Heimreise an, am 20. Juni
trafen sie in Unyanyembe ein. Sie hatten die Entfernung des Sees von der
Ostküste, seine ungefähre Länge und Breite und seinen Namen festgestellt. Ans
der kurzen Strecke, auf welche sie den See befahren, hatten sie auch kartographische
Aufnahmen besorgt. Aber den Wassereinfluß in den See hatten sie so wenig
festgestellt, wie dessen Abfluß. Bei dem Auftreten Livingstone's im äquatorialen
Afrika werden wir auf den Tanganika See-zurückkommen.

Am 9. Juli 1858 brach der unternehmende Lieutenant Speke von Uny-
cmymbe wieder auf, wo er Lieutenant Burton bei der Ausarbeitung der
Resultate der bisherigen Forschungsreise zurückließ, und wandte sich mit einer
kleinen Schaar muthiger Männer nach Norden. Am 30. Juli gelangte er an
das Südende eines Sees, welchen die ihn begleitenden'Neger N'yanzci, die Araber
Ukerewe' nannten. Speke erklärte den See, der weit größer als der Tanganika,
sich so weit in die Breite dehnte, daß niemand über ihn hinwegsehen konnte,
und so weit in die Länge, daß niemand sein Ende kannte, gleich von Anfang
als den Ursprung des Weißen Nils. Er nannte den See nach dem Rechte
des ersten Entdeckers zu Ehren seiner Königin Victoria N'yanza. Er kehrte
nach einem flüchtigen Blick auf den See mit seiner bestimmten Behauptung,
die Quellen des Weißen Nil entdeckt zu haben, zu Burton zurück, der selbstver¬
ständlich diese Behauptung des Reisegefährten sofort noch im Herzen Afrika's und
später nicht minder energisch daheim in seinen Werken, in Vorlesungen, Reden und
Jonrnalartikeln bestritt. Nach 25 Monaten, am 28. Februar -- Stanley sagt
komischerweise am 30., und der Uebersetzer schreibt es ihm nach -- endigte die
Forschungsreise der beiden Lieutenants.



Die Kunst des Neberschers hat sich ans die Nomenclatur dieser Karten nicht erstreckt.
Die Namen sind, offenbar der Kostenersparnis; halber, in der deutschen Ausgabe englisch ge¬
blieben. Natürlich thut das dem Verständniß der Karten keinen Eintrag.

erstaunt sein, welche Fülle neuer Entdeckungen der Energie eines einzigen
Mannes in so kurzer Zeit zu danken ist.*)

Die meisten unsrer Leser freilich haben diese Karten nicht vor Augen.
Wir orientiren sie daher über die Resultate dieser mannigfachen Reisen am
besten, indem wir zu Burton und Speke zurückkehren. Speke fuhr zuerst
über den Tanganika See uach dessen westlicher Seite, nach der Insel Kasenge
und kehrte auf derselben Route nach Kamele zurück, einem von Arabern im
Lande Udschidschi bewohnten Distrikt. Bei der zweiten Erforschung des Sees
begleitete Lieutenant Burton Speke nach einer Bucht in Uvira, welche etwa
13 Meilen vom Nordende des Sees entfernt lag. Da es ihnen jedoch nicht
möglich war, das Ende des Sees zu erreichen, so kehrten sie beide noch Ud¬
schidschi zurück. Am 26. Mai 1858 traten sie die Heimreise an, am 20. Juni
trafen sie in Unyanyembe ein. Sie hatten die Entfernung des Sees von der
Ostküste, seine ungefähre Länge und Breite und seinen Namen festgestellt. Ans
der kurzen Strecke, auf welche sie den See befahren, hatten sie auch kartographische
Aufnahmen besorgt. Aber den Wassereinfluß in den See hatten sie so wenig
festgestellt, wie dessen Abfluß. Bei dem Auftreten Livingstone's im äquatorialen
Afrika werden wir auf den Tanganika See-zurückkommen.

Am 9. Juli 1858 brach der unternehmende Lieutenant Speke von Uny-
cmymbe wieder auf, wo er Lieutenant Burton bei der Ausarbeitung der
Resultate der bisherigen Forschungsreise zurückließ, und wandte sich mit einer
kleinen Schaar muthiger Männer nach Norden. Am 30. Juli gelangte er an
das Südende eines Sees, welchen die ihn begleitenden'Neger N'yanzci, die Araber
Ukerewe' nannten. Speke erklärte den See, der weit größer als der Tanganika,
sich so weit in die Breite dehnte, daß niemand über ihn hinwegsehen konnte,
und so weit in die Länge, daß niemand sein Ende kannte, gleich von Anfang
als den Ursprung des Weißen Nils. Er nannte den See nach dem Rechte
des ersten Entdeckers zu Ehren seiner Königin Victoria N'yanza. Er kehrte
nach einem flüchtigen Blick auf den See mit seiner bestimmten Behauptung,
die Quellen des Weißen Nil entdeckt zu haben, zu Burton zurück, der selbstver¬
ständlich diese Behauptung des Reisegefährten sofort noch im Herzen Afrika's und
später nicht minder energisch daheim in seinen Werken, in Vorlesungen, Reden und
Jonrnalartikeln bestritt. Nach 25 Monaten, am 28. Februar — Stanley sagt
komischerweise am 30., und der Uebersetzer schreibt es ihm nach — endigte die
Forschungsreise der beiden Lieutenants.



Die Kunst des Neberschers hat sich ans die Nomenclatur dieser Karten nicht erstreckt.
Die Namen sind, offenbar der Kostenersparnis; halber, in der deutschen Ausgabe englisch ge¬
blieben. Natürlich thut das dem Verständniß der Karten keinen Eintrag.
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[0109] erstaunt sein, welche Fülle neuer Entdeckungen der Energie eines einzigen Mannes in so kurzer Zeit zu danken ist.*) Die meisten unsrer Leser freilich haben diese Karten nicht vor Augen. Wir orientiren sie daher über die Resultate dieser mannigfachen Reisen am besten, indem wir zu Burton und Speke zurückkehren. Speke fuhr zuerst über den Tanganika See uach dessen westlicher Seite, nach der Insel Kasenge und kehrte auf derselben Route nach Kamele zurück, einem von Arabern im Lande Udschidschi bewohnten Distrikt. Bei der zweiten Erforschung des Sees begleitete Lieutenant Burton Speke nach einer Bucht in Uvira, welche etwa 13 Meilen vom Nordende des Sees entfernt lag. Da es ihnen jedoch nicht möglich war, das Ende des Sees zu erreichen, so kehrten sie beide noch Ud¬ schidschi zurück. Am 26. Mai 1858 traten sie die Heimreise an, am 20. Juni trafen sie in Unyanyembe ein. Sie hatten die Entfernung des Sees von der Ostküste, seine ungefähre Länge und Breite und seinen Namen festgestellt. Ans der kurzen Strecke, auf welche sie den See befahren, hatten sie auch kartographische Aufnahmen besorgt. Aber den Wassereinfluß in den See hatten sie so wenig festgestellt, wie dessen Abfluß. Bei dem Auftreten Livingstone's im äquatorialen Afrika werden wir auf den Tanganika See-zurückkommen. Am 9. Juli 1858 brach der unternehmende Lieutenant Speke von Uny- cmymbe wieder auf, wo er Lieutenant Burton bei der Ausarbeitung der Resultate der bisherigen Forschungsreise zurückließ, und wandte sich mit einer kleinen Schaar muthiger Männer nach Norden. Am 30. Juli gelangte er an das Südende eines Sees, welchen die ihn begleitenden'Neger N'yanzci, die Araber Ukerewe' nannten. Speke erklärte den See, der weit größer als der Tanganika, sich so weit in die Breite dehnte, daß niemand über ihn hinwegsehen konnte, und so weit in die Länge, daß niemand sein Ende kannte, gleich von Anfang als den Ursprung des Weißen Nils. Er nannte den See nach dem Rechte des ersten Entdeckers zu Ehren seiner Königin Victoria N'yanza. Er kehrte nach einem flüchtigen Blick auf den See mit seiner bestimmten Behauptung, die Quellen des Weißen Nil entdeckt zu haben, zu Burton zurück, der selbstver¬ ständlich diese Behauptung des Reisegefährten sofort noch im Herzen Afrika's und später nicht minder energisch daheim in seinen Werken, in Vorlesungen, Reden und Jonrnalartikeln bestritt. Nach 25 Monaten, am 28. Februar — Stanley sagt komischerweise am 30., und der Uebersetzer schreibt es ihm nach — endigte die Forschungsreise der beiden Lieutenants. Die Kunst des Neberschers hat sich ans die Nomenclatur dieser Karten nicht erstreckt. Die Namen sind, offenbar der Kostenersparnis; halber, in der deutschen Ausgabe englisch ge¬ blieben. Natürlich thut das dem Verständniß der Karten keinen Eintrag.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/109>, abgerufen am 03.07.2024.