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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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kleine Abschiedsdiners" nahm Stanley vor seiner Abreise von England an.
Dos eine gab der Daily Tellgraph, das andere der New-Aork Herald. Die
Spitzen der Presse und der unerschrockene Nilquellenfahrer Kapitän Fred.
Burnaby trafen sich hier, und mit dem letzten Lebewohl der College" von der
Presse gestärkt, verließ Stanley London und schiffte sich am 15. Angust 1874
mit seinen Begleitern und seiner Reiseausrüstung nach Zanzibar ein, um von
der Ostküste Afrika's aus seine Entdeckungsreisen zu beginnen.

Es scheint hier am Platze, ehe wir Stanley auf seiner abenteuerreichen
Reise weiter folgen, kurz festzustellen, wie weit die Erforschung der Nilqnellen
und des "großen Flusses" vou Livingstone gediehen war, bevor Stanley in
diese Räthsel Klarheit brachte.

Die erste Kunde von einem großen innerafrikanischen See von sonderbarer
Gestalt, der sich über zwölf Breitegrade erstrecken sollte, gelangte Mitte der
fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts durch die in Mombessa an der Ostküste
von Afrika stationirten Missionäre und Entdecker Krapf, Rebmann und Erhardt,
nach Europa. Sie hatten diese Kunde von arabischen Händlern und Eingeborenen,
die mit dem Innern Afrika's bekannt waren, übereinstimmend vernommen. Die eng¬
lische Königl. Geogr. Gesellschaft sandte hierauf die Lieutenants von der ost¬
indischen Armee Burton und Speke zur Erforschung "dieser interessanten Gegend
im Binnenlande" aus. Die beiden Reisenden landeten in Zanzibar am 20.
Dezember 1856. Am 13. Februar 1858 erblickten und entdeckten sie zuerst
den See Tanganika nach einer Reise von 950 Meilen oder 540 geographischen
Meilen in gerader Linie von ihrem Ausgangspunkte am indischen Ozean.
Wieviel sie von dem See entdeckten, veranschaulicht eine Karte, die dem vor¬
liegenden Werke beigegeben ist. Die beigegebenen Karten sind überhaupt
besonders lehrreich sür die Entwickelung der Erforschung des äquatorialen
Afrika. Sie beginnen mit der Karte von Dapper 1676. Es folgt dann die
Karte "Krapf, Rebmann, Livingstone, Erhardt", die ein Bild gibt, wie mau
sich in den Missionsstationen des östlichen Afrika und, nach den Fahrten dieser
tapferen Gottesstreiter in das Innere Afrikas, auch in Europa von 1849 bis
1856 Afrika vom Aequator bis zum 15. südlichen Breitegrad vorstellte. Die
folgende Karte veranschaulicht die Forschungsergebnisse von Livingstone, Burton
und Speke, Speke und Grant und endlich von der Decken von 1856 bis 1863.
Die hervorragenden Leistungen, welche in dem Jahren 1866 bis 1875 Schwein-
furth, Baker, Livingstone, Stanley und Cameron auf demselben Gebiete aus¬
zuweisen haben, zeigt die vierte Karte. Welche überraschend großartige Ver¬
vollständigung unsre Kenntniß der geographischen Beschaffenheit dieses Gebietes
durch Stanley's Reise von 1874--77 erfahren, zeigt-endlich die fünfte Karte.
Man braucht nur die vierte neben die fünfte Karte zu halten und man wird


kleine Abschiedsdiners" nahm Stanley vor seiner Abreise von England an.
Dos eine gab der Daily Tellgraph, das andere der New-Aork Herald. Die
Spitzen der Presse und der unerschrockene Nilquellenfahrer Kapitän Fred.
Burnaby trafen sich hier, und mit dem letzten Lebewohl der College» von der
Presse gestärkt, verließ Stanley London und schiffte sich am 15. Angust 1874
mit seinen Begleitern und seiner Reiseausrüstung nach Zanzibar ein, um von
der Ostküste Afrika's aus seine Entdeckungsreisen zu beginnen.

Es scheint hier am Platze, ehe wir Stanley auf seiner abenteuerreichen
Reise weiter folgen, kurz festzustellen, wie weit die Erforschung der Nilqnellen
und des „großen Flusses" vou Livingstone gediehen war, bevor Stanley in
diese Räthsel Klarheit brachte.

Die erste Kunde von einem großen innerafrikanischen See von sonderbarer
Gestalt, der sich über zwölf Breitegrade erstrecken sollte, gelangte Mitte der
fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts durch die in Mombessa an der Ostküste
von Afrika stationirten Missionäre und Entdecker Krapf, Rebmann und Erhardt,
nach Europa. Sie hatten diese Kunde von arabischen Händlern und Eingeborenen,
die mit dem Innern Afrika's bekannt waren, übereinstimmend vernommen. Die eng¬
lische Königl. Geogr. Gesellschaft sandte hierauf die Lieutenants von der ost¬
indischen Armee Burton und Speke zur Erforschung „dieser interessanten Gegend
im Binnenlande" aus. Die beiden Reisenden landeten in Zanzibar am 20.
Dezember 1856. Am 13. Februar 1858 erblickten und entdeckten sie zuerst
den See Tanganika nach einer Reise von 950 Meilen oder 540 geographischen
Meilen in gerader Linie von ihrem Ausgangspunkte am indischen Ozean.
Wieviel sie von dem See entdeckten, veranschaulicht eine Karte, die dem vor¬
liegenden Werke beigegeben ist. Die beigegebenen Karten sind überhaupt
besonders lehrreich sür die Entwickelung der Erforschung des äquatorialen
Afrika. Sie beginnen mit der Karte von Dapper 1676. Es folgt dann die
Karte „Krapf, Rebmann, Livingstone, Erhardt", die ein Bild gibt, wie mau
sich in den Missionsstationen des östlichen Afrika und, nach den Fahrten dieser
tapferen Gottesstreiter in das Innere Afrikas, auch in Europa von 1849 bis
1856 Afrika vom Aequator bis zum 15. südlichen Breitegrad vorstellte. Die
folgende Karte veranschaulicht die Forschungsergebnisse von Livingstone, Burton
und Speke, Speke und Grant und endlich von der Decken von 1856 bis 1863.
Die hervorragenden Leistungen, welche in dem Jahren 1866 bis 1875 Schwein-
furth, Baker, Livingstone, Stanley und Cameron auf demselben Gebiete aus¬
zuweisen haben, zeigt die vierte Karte. Welche überraschend großartige Ver¬
vollständigung unsre Kenntniß der geographischen Beschaffenheit dieses Gebietes
durch Stanley's Reise von 1874—77 erfahren, zeigt-endlich die fünfte Karte.
Man braucht nur die vierte neben die fünfte Karte zu halten und man wird


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/108>, abgerufen am 22.07.2024.