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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Frederick Barker und zwei Brüder Pocock, John und Edward, Söhne eines
achtbaren Fischers in der Grafschaft Kent, boten sich Stanley, gut empfohlen,
trotz aller Abmahnungen vor dem tückischen Klima Afrika's, zur Mitreise an
-und wenden engagirt, ehe Stanley seine Abschiedsfahrt nach Amerika antrat.
Hier wurde nur fünf Tage bei den Freunden und Landsleuten gerastet, dann
ging es wieder nach England zurück.

Zwölfhundert Anmeldungen von bereitwilligen Teilnehmern der großen
Reise hatte Stanley schon in England bei seiner Abreise nach Amerika zurück¬
gelassen. Generäle, Obersten, Hauptleute, Lieutenants, Hotel-Commissionäre,
Handwerker, Kellner, Bediente, Magnetiseure, spiritistische Medien u. s. w. rissen
sich so zu sagen um die Ehre, Stanley auf seiner "neuen Mission" zu be¬
gleiten. Sie Alle waren natürlich durchaus an das Klima gewöhnt, und
wußten ganz sicher, daß sie Stanley gefallen, wichtige Dienste leisten, und
durch ihren Scharfsinn und ihre Anstelligkeit aus allen möglichen Verlegen¬
heiten erretten würden. Sie wollten ihn in Luftballons oder fliegenden Wagen
in die Lüfte heben, ihn und feine Genossen durch alle Zauberkünste unsichtbar
machen, oder vermöge der "Wissenschaft des Magnetismus" alle Wilden in
Schlaf versenken, so daß Stanley mit den Seinen ohne irgend eine Störung
oder Gesahr nach beliebiger Richtung hätte mitten dnrch sie hindurchreisen
können. Eine kleine amerikanische Uebertreibung liegt indessen doch vielleicht
der "mit Sicherheit" ausgesprochenen Behauptung zu Grunde: daß Stanley,
wenn er damals Geld dazu besessen hätte, "5000 Engländer, 5000 Amerikaner,
2000 Franzosen, 2000 Deutsche, 500 Italiener, 250 Schweizer, 200 Belgier
50 Spanier und 5 Griechen nach Afrika hätte mitnehmen können." Aber be¬
stimmt wurden die schätzbaren Dienste aller dieser Bittsteller von Stanley abge¬
lehnt und nnr das Brüderpaar Pocock und Frederick Barker aus England
mitgenommen, aus dem Mutterlande des Reisenden dagegen nicht ein Einziger.

Eine Anzahl meist sehr nützlicher Reiseartikel wurde Stanley noch
beim Scheiden von der großen Zahl Freunde, die er in England besaß, als
"Zeichen ihrer Hochachtung" dargebracht. Es waren das Feldflaschen, Uhren,
Wassergefässe, Pfeifen, Pistolen, Messer, Taschenbücher, Schreibzeuge, Cigarren,
Taschenapotheken, Bibeln, Gebetbücher, englische Heidentraetätchen, Gedichte,
kleine seidene Fahnen, goldene Ringe u. s. w. Eine Dame schenkte einen
prächtigen preisgekrönten Kettenhund, Namens Castor, ein englischer Offizier
einen zweiten, und in der Hundeheimath (vog-'s domo) in Baltersea kaufte
Stanley selbst einen Spürhund, einen Bullenbeißer und einen Dachshund, von
denen die Dogge "Bull" sich, wie wir schon hier im Voraus bemerken, als die
Perle der ganzen Hundefamilie, als das zciheste, treueste und gescheuteste Thier
erwies. Aber anch sie mußte den Strapazen der Reise erliegen. "Nur zwei


Frederick Barker und zwei Brüder Pocock, John und Edward, Söhne eines
achtbaren Fischers in der Grafschaft Kent, boten sich Stanley, gut empfohlen,
trotz aller Abmahnungen vor dem tückischen Klima Afrika's, zur Mitreise an
-und wenden engagirt, ehe Stanley seine Abschiedsfahrt nach Amerika antrat.
Hier wurde nur fünf Tage bei den Freunden und Landsleuten gerastet, dann
ging es wieder nach England zurück.

Zwölfhundert Anmeldungen von bereitwilligen Teilnehmern der großen
Reise hatte Stanley schon in England bei seiner Abreise nach Amerika zurück¬
gelassen. Generäle, Obersten, Hauptleute, Lieutenants, Hotel-Commissionäre,
Handwerker, Kellner, Bediente, Magnetiseure, spiritistische Medien u. s. w. rissen
sich so zu sagen um die Ehre, Stanley auf seiner „neuen Mission" zu be¬
gleiten. Sie Alle waren natürlich durchaus an das Klima gewöhnt, und
wußten ganz sicher, daß sie Stanley gefallen, wichtige Dienste leisten, und
durch ihren Scharfsinn und ihre Anstelligkeit aus allen möglichen Verlegen¬
heiten erretten würden. Sie wollten ihn in Luftballons oder fliegenden Wagen
in die Lüfte heben, ihn und feine Genossen durch alle Zauberkünste unsichtbar
machen, oder vermöge der „Wissenschaft des Magnetismus" alle Wilden in
Schlaf versenken, so daß Stanley mit den Seinen ohne irgend eine Störung
oder Gesahr nach beliebiger Richtung hätte mitten dnrch sie hindurchreisen
können. Eine kleine amerikanische Uebertreibung liegt indessen doch vielleicht
der „mit Sicherheit" ausgesprochenen Behauptung zu Grunde: daß Stanley,
wenn er damals Geld dazu besessen hätte, „5000 Engländer, 5000 Amerikaner,
2000 Franzosen, 2000 Deutsche, 500 Italiener, 250 Schweizer, 200 Belgier
50 Spanier und 5 Griechen nach Afrika hätte mitnehmen können." Aber be¬
stimmt wurden die schätzbaren Dienste aller dieser Bittsteller von Stanley abge¬
lehnt und nnr das Brüderpaar Pocock und Frederick Barker aus England
mitgenommen, aus dem Mutterlande des Reisenden dagegen nicht ein Einziger.

Eine Anzahl meist sehr nützlicher Reiseartikel wurde Stanley noch
beim Scheiden von der großen Zahl Freunde, die er in England besaß, als
„Zeichen ihrer Hochachtung" dargebracht. Es waren das Feldflaschen, Uhren,
Wassergefässe, Pfeifen, Pistolen, Messer, Taschenbücher, Schreibzeuge, Cigarren,
Taschenapotheken, Bibeln, Gebetbücher, englische Heidentraetätchen, Gedichte,
kleine seidene Fahnen, goldene Ringe u. s. w. Eine Dame schenkte einen
prächtigen preisgekrönten Kettenhund, Namens Castor, ein englischer Offizier
einen zweiten, und in der Hundeheimath (vog-'s domo) in Baltersea kaufte
Stanley selbst einen Spürhund, einen Bullenbeißer und einen Dachshund, von
denen die Dogge „Bull" sich, wie wir schon hier im Voraus bemerken, als die
Perle der ganzen Hundefamilie, als das zciheste, treueste und gescheuteste Thier
erwies. Aber anch sie mußte den Strapazen der Reise erliegen. „Nur zwei


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[0107] Frederick Barker und zwei Brüder Pocock, John und Edward, Söhne eines achtbaren Fischers in der Grafschaft Kent, boten sich Stanley, gut empfohlen, trotz aller Abmahnungen vor dem tückischen Klima Afrika's, zur Mitreise an -und wenden engagirt, ehe Stanley seine Abschiedsfahrt nach Amerika antrat. Hier wurde nur fünf Tage bei den Freunden und Landsleuten gerastet, dann ging es wieder nach England zurück. Zwölfhundert Anmeldungen von bereitwilligen Teilnehmern der großen Reise hatte Stanley schon in England bei seiner Abreise nach Amerika zurück¬ gelassen. Generäle, Obersten, Hauptleute, Lieutenants, Hotel-Commissionäre, Handwerker, Kellner, Bediente, Magnetiseure, spiritistische Medien u. s. w. rissen sich so zu sagen um die Ehre, Stanley auf seiner „neuen Mission" zu be¬ gleiten. Sie Alle waren natürlich durchaus an das Klima gewöhnt, und wußten ganz sicher, daß sie Stanley gefallen, wichtige Dienste leisten, und durch ihren Scharfsinn und ihre Anstelligkeit aus allen möglichen Verlegen¬ heiten erretten würden. Sie wollten ihn in Luftballons oder fliegenden Wagen in die Lüfte heben, ihn und feine Genossen durch alle Zauberkünste unsichtbar machen, oder vermöge der „Wissenschaft des Magnetismus" alle Wilden in Schlaf versenken, so daß Stanley mit den Seinen ohne irgend eine Störung oder Gesahr nach beliebiger Richtung hätte mitten dnrch sie hindurchreisen können. Eine kleine amerikanische Uebertreibung liegt indessen doch vielleicht der „mit Sicherheit" ausgesprochenen Behauptung zu Grunde: daß Stanley, wenn er damals Geld dazu besessen hätte, „5000 Engländer, 5000 Amerikaner, 2000 Franzosen, 2000 Deutsche, 500 Italiener, 250 Schweizer, 200 Belgier 50 Spanier und 5 Griechen nach Afrika hätte mitnehmen können." Aber be¬ stimmt wurden die schätzbaren Dienste aller dieser Bittsteller von Stanley abge¬ lehnt und nnr das Brüderpaar Pocock und Frederick Barker aus England mitgenommen, aus dem Mutterlande des Reisenden dagegen nicht ein Einziger. Eine Anzahl meist sehr nützlicher Reiseartikel wurde Stanley noch beim Scheiden von der großen Zahl Freunde, die er in England besaß, als „Zeichen ihrer Hochachtung" dargebracht. Es waren das Feldflaschen, Uhren, Wassergefässe, Pfeifen, Pistolen, Messer, Taschenbücher, Schreibzeuge, Cigarren, Taschenapotheken, Bibeln, Gebetbücher, englische Heidentraetätchen, Gedichte, kleine seidene Fahnen, goldene Ringe u. s. w. Eine Dame schenkte einen prächtigen preisgekrönten Kettenhund, Namens Castor, ein englischer Offizier einen zweiten, und in der Hundeheimath (vog-'s domo) in Baltersea kaufte Stanley selbst einen Spürhund, einen Bullenbeißer und einen Dachshund, von denen die Dogge „Bull" sich, wie wir schon hier im Voraus bemerken, als die Perle der ganzen Hundefamilie, als das zciheste, treueste und gescheuteste Thier erwies. Aber anch sie mußte den Strapazen der Reise erliegen. „Nur zwei

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/107>, abgerufen am 24.08.2024.