Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.der Welt noch immer unbekannt war. Mehr und mehr wurde dieses Studium Da trat Stanley eines Tages, ganz erfüllt von seinen Gedanken und "Könnten und wollten Sie wohl sein Werk vervollständigen?" fragte plötz¬ "Der Ausfluß des Tanganika-See's ist noch nicht entdeckt", erwiderte "Glauben Sie, daß Sie dies alles feststellen können, wenn wir Ihnen den "So lange ich das Leben behalte, wird wenigstens Etwas fertig ge¬ Vorläufig konnte nur diese Versicherung gegeben werden. Denn der Mit derselben Eile ging es an die Ausrüstung der Expedition. Nicht der Welt noch immer unbekannt war. Mehr und mehr wurde dieses Studium Da trat Stanley eines Tages, ganz erfüllt von seinen Gedanken und „Könnten und wollten Sie wohl sein Werk vervollständigen?" fragte plötz¬ „Der Ausfluß des Tanganika-See's ist noch nicht entdeckt", erwiderte „Glauben Sie, daß Sie dies alles feststellen können, wenn wir Ihnen den „So lange ich das Leben behalte, wird wenigstens Etwas fertig ge¬ Vorläufig konnte nur diese Versicherung gegeben werden. Denn der Mit derselben Eile ging es an die Ausrüstung der Expedition. Nicht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0106" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140457"/> <p xml:id="ID_316" prev="#ID_315"> der Welt noch immer unbekannt war. Mehr und mehr wurde dieses Studium<lb/> zu seiner vorwiegenden Lebensaufgabe.</p><lb/> <p xml:id="ID_317"> Da trat Stanley eines Tages, ganz erfüllt von seinen Gedanken und<lb/> Plänen, in das Bureau des Londoner „Daily Telegraph". Während des Ge¬<lb/> sprächs mit einem der Redacteure war auch der Eigenthümer der Zeitung<lb/> eingetreten. Die Rede kam auf Livingstone und die Aufgaben, die er ungelöst<lb/> hinterlassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_318"> „Könnten und wollten Sie wohl sein Werk vervollständigen?" fragte plötz¬<lb/> lich der Verleger. „Und was ist da zu thun."</p><lb/> <p xml:id="ID_319"> „Der Ausfluß des Tanganika-See's ist noch nicht entdeckt", erwiderte<lb/> Stanley. „Wir wissen, mit Ausnahme der von Speke entworfenen Skizzen,<lb/> fast nichts vom Victoria-See, wir wissen nicht, ob er aus einem oder meh¬<lb/> reren Seen besteht und deshalb sind die Quellen des Nils noch immer un¬<lb/> bekannt."</p><lb/> <p xml:id="ID_320"> „Glauben Sie, daß Sie dies alles feststellen können, wenn wir Ihnen den<lb/> Auftrag dazu ertheilen?"</p><lb/> <p xml:id="ID_321"> „So lange ich das Leben behalte, wird wenigstens Etwas fertig ge¬<lb/> bracht werden", erwiederte Stanley. „Wenn ich über die zur Vollendung der<lb/> ganzen Arbeit nöthige Zeit hinauslebe, soll Alles gethan werden."</p><lb/> <p xml:id="ID_322"> Vorläufig konnte nur diese Versicherung gegeben werden. Denn der<lb/> Eigenthümer des „New-Iork Herald", James Gordon Beneke, hatte ältere<lb/> Ansprüche an Stanley's Dienste. Aber sofort fragte der Herausgeber des<lb/> Daily Telegraph bei Beneke an, ob dieser sich mit dem englischen Blatte ver¬<lb/> binden wolle zu einer „Sendung Stanley's nach Afrika, um die Entdeckungen<lb/> Speke's, Burton's, Livingstone's zu vervollständigen", und Beneke blitzte unter<lb/> dem atlantischen Ocean die lakonische Antwort zurück: „Ja. Beneke." So<lb/> war innerhalb vierundzwanzig Stunden die „neue Mission" Stanley's eine<lb/> abgemachte Sache.</p><lb/> <p xml:id="ID_323" next="#ID_324"> Mit derselben Eile ging es an die Ausrüstung der Expedition. Nicht<lb/> mehr als vierzehn Tage wurden dem Reisenden bewilligt, um Boote, eine<lb/> Jolle, einen Schiffsnachen und einen Flußkahn anzukaufen, Pontons zu be¬<lb/> stellen und seine sonstige gesammte Ausrüstung an Gewehren, Munition, Seilen,<lb/> Sätteln, Arznei und Mundvorräthen herbeizuschaffen, auch um die Geschenke<lb/> für die Häuptlinge, physikalische Instrumente, Schreib- und Zeichenmaterialien<lb/> und photographischen Apparate?c. aufzutreiben. Das große Boot wurde nach<lb/> Stanley's eigenen Angaben gearbeitet, fast 12'^ Meter lang, 2 Meter Balken¬<lb/> breite und 75 Centimeter Tiefe. Dieses Boot ließ sich in fünf Theile zer¬<lb/> legen, und jeder dieser Theile wieder in zwei, wenn der Transport des Füuf-<lb/> theils noch zu schwer fiele. Auch drei junge Engländer, ein Handlungsdiener</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0106]
der Welt noch immer unbekannt war. Mehr und mehr wurde dieses Studium
zu seiner vorwiegenden Lebensaufgabe.
Da trat Stanley eines Tages, ganz erfüllt von seinen Gedanken und
Plänen, in das Bureau des Londoner „Daily Telegraph". Während des Ge¬
sprächs mit einem der Redacteure war auch der Eigenthümer der Zeitung
eingetreten. Die Rede kam auf Livingstone und die Aufgaben, die er ungelöst
hinterlassen.
„Könnten und wollten Sie wohl sein Werk vervollständigen?" fragte plötz¬
lich der Verleger. „Und was ist da zu thun."
„Der Ausfluß des Tanganika-See's ist noch nicht entdeckt", erwiderte
Stanley. „Wir wissen, mit Ausnahme der von Speke entworfenen Skizzen,
fast nichts vom Victoria-See, wir wissen nicht, ob er aus einem oder meh¬
reren Seen besteht und deshalb sind die Quellen des Nils noch immer un¬
bekannt."
„Glauben Sie, daß Sie dies alles feststellen können, wenn wir Ihnen den
Auftrag dazu ertheilen?"
„So lange ich das Leben behalte, wird wenigstens Etwas fertig ge¬
bracht werden", erwiederte Stanley. „Wenn ich über die zur Vollendung der
ganzen Arbeit nöthige Zeit hinauslebe, soll Alles gethan werden."
Vorläufig konnte nur diese Versicherung gegeben werden. Denn der
Eigenthümer des „New-Iork Herald", James Gordon Beneke, hatte ältere
Ansprüche an Stanley's Dienste. Aber sofort fragte der Herausgeber des
Daily Telegraph bei Beneke an, ob dieser sich mit dem englischen Blatte ver¬
binden wolle zu einer „Sendung Stanley's nach Afrika, um die Entdeckungen
Speke's, Burton's, Livingstone's zu vervollständigen", und Beneke blitzte unter
dem atlantischen Ocean die lakonische Antwort zurück: „Ja. Beneke." So
war innerhalb vierundzwanzig Stunden die „neue Mission" Stanley's eine
abgemachte Sache.
Mit derselben Eile ging es an die Ausrüstung der Expedition. Nicht
mehr als vierzehn Tage wurden dem Reisenden bewilligt, um Boote, eine
Jolle, einen Schiffsnachen und einen Flußkahn anzukaufen, Pontons zu be¬
stellen und seine sonstige gesammte Ausrüstung an Gewehren, Munition, Seilen,
Sätteln, Arznei und Mundvorräthen herbeizuschaffen, auch um die Geschenke
für die Häuptlinge, physikalische Instrumente, Schreib- und Zeichenmaterialien
und photographischen Apparate?c. aufzutreiben. Das große Boot wurde nach
Stanley's eigenen Angaben gearbeitet, fast 12'^ Meter lang, 2 Meter Balken¬
breite und 75 Centimeter Tiefe. Dieses Boot ließ sich in fünf Theile zer¬
legen, und jeder dieser Theile wieder in zwei, wenn der Transport des Füuf-
theils noch zu schwer fiele. Auch drei junge Engländer, ein Handlungsdiener
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