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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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Stärke wegen seines zu großen Liberalismus vom Vatikan verworfen! --
Man wird dnrch nichts besser auf den Geist des letzteren schließen können.

Wenn man im Vatikan noch fähig ist zu lernen, so wird man jetzt lernen
müssen, und zwar, daß die Hoffnung auf eine Unterwerfung des Staates, aus
eine Rückkehr zum alten Zustand, aus eine neue Priesterherrschaft eine Thor¬
heit ist. Will die Kirche ihre wahre Mission, ihren hohen Zweck wieder auf¬
nehmen, so muß sie es thun, indem sie die bestehenden Verhältnisse anerkennt
und innerhalb derselben sich an der großen Humanitätsarbeit, dem Wirken für
das wahre Heil der menschlichen Gesellschaft betheiligt. -- Nicht die Gesellschaft,
die von den großen, nothwendigen, naturgemäßen, unabweisbaren Entwicke¬
lungsgesetzen beherrscht wird, auch nicht die wahre Kirche, deren Reich nicht
von dieser Welt ist, haben sich zu unterwerfen, sondern der Shllabus-Papst
und die entartete rückschrittliche selbstsüchtige Partei, die die Kirche zu einer
Domäne für sich gemacht, sie in Gegensatz zum Leben gesetzt und sich selbst
für die Kirche ausgegeben hat und zu welcher der Pater Curci, wenn er auch
gegen die schlimmsten Auswüchse seine Stimme erhebt, Kraft seiner Grundan-
schauungen mit gehört. Aber diese Partei wird nicht hören, wird nicht lernen,
wird sich immer dem Strome des menschlichen Fortschritts entgegenstemmen,
bis sie in seinen Fluthen wird begraben sein, und auf ihr Haupt würde die
Schuld fallen, wenn schon vorher -- zu Vieler Heil, aber auch zu Vieler Un¬
heil -- die Kirche selbst in Trümmer fiele. Wird der neue Papst im Stande
sein dem Falle Einhalt zu thun?




pariser Studien,
i.

Unter dem Titel "Aus dem wahren Milliardenlande" hat soeben
ein "deutschreibender" Ungar, Max Nord an, zwei Bände Pariser Studien und
Bilder^) erscheinen lassen, die Jedem, der die normalen und anormalen Funk¬
tionen des "Gehirns der Welt" mit Interesse verfolgt, namentlich aber Jedem,
der sich anschickt die Pariser Weltausstellung zu besuchen, zu sorgfältiger Lektüre
und als ein Mittel zu rascher und kenntnißreicher Orientirung über eine große Anzahl
der wichtigsten Pariser Eigenthümlichkeiten empfohlen werden können. Denn



*) Leipzig, Duncker und Humblot, 1878.

Stärke wegen seines zu großen Liberalismus vom Vatikan verworfen! —
Man wird dnrch nichts besser auf den Geist des letzteren schließen können.

Wenn man im Vatikan noch fähig ist zu lernen, so wird man jetzt lernen
müssen, und zwar, daß die Hoffnung auf eine Unterwerfung des Staates, aus
eine Rückkehr zum alten Zustand, aus eine neue Priesterherrschaft eine Thor¬
heit ist. Will die Kirche ihre wahre Mission, ihren hohen Zweck wieder auf¬
nehmen, so muß sie es thun, indem sie die bestehenden Verhältnisse anerkennt
und innerhalb derselben sich an der großen Humanitätsarbeit, dem Wirken für
das wahre Heil der menschlichen Gesellschaft betheiligt. — Nicht die Gesellschaft,
die von den großen, nothwendigen, naturgemäßen, unabweisbaren Entwicke¬
lungsgesetzen beherrscht wird, auch nicht die wahre Kirche, deren Reich nicht
von dieser Welt ist, haben sich zu unterwerfen, sondern der Shllabus-Papst
und die entartete rückschrittliche selbstsüchtige Partei, die die Kirche zu einer
Domäne für sich gemacht, sie in Gegensatz zum Leben gesetzt und sich selbst
für die Kirche ausgegeben hat und zu welcher der Pater Curci, wenn er auch
gegen die schlimmsten Auswüchse seine Stimme erhebt, Kraft seiner Grundan-
schauungen mit gehört. Aber diese Partei wird nicht hören, wird nicht lernen,
wird sich immer dem Strome des menschlichen Fortschritts entgegenstemmen,
bis sie in seinen Fluthen wird begraben sein, und auf ihr Haupt würde die
Schuld fallen, wenn schon vorher — zu Vieler Heil, aber auch zu Vieler Un¬
heil — die Kirche selbst in Trümmer fiele. Wird der neue Papst im Stande
sein dem Falle Einhalt zu thun?




pariser Studien,
i.

Unter dem Titel „Aus dem wahren Milliardenlande" hat soeben
ein „deutschreibender" Ungar, Max Nord an, zwei Bände Pariser Studien und
Bilder^) erscheinen lassen, die Jedem, der die normalen und anormalen Funk¬
tionen des „Gehirns der Welt" mit Interesse verfolgt, namentlich aber Jedem,
der sich anschickt die Pariser Weltausstellung zu besuchen, zu sorgfältiger Lektüre
und als ein Mittel zu rascher und kenntnißreicher Orientirung über eine große Anzahl
der wichtigsten Pariser Eigenthümlichkeiten empfohlen werden können. Denn



*) Leipzig, Duncker und Humblot, 1878.
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[0260] Stärke wegen seines zu großen Liberalismus vom Vatikan verworfen! — Man wird dnrch nichts besser auf den Geist des letzteren schließen können. Wenn man im Vatikan noch fähig ist zu lernen, so wird man jetzt lernen müssen, und zwar, daß die Hoffnung auf eine Unterwerfung des Staates, aus eine Rückkehr zum alten Zustand, aus eine neue Priesterherrschaft eine Thor¬ heit ist. Will die Kirche ihre wahre Mission, ihren hohen Zweck wieder auf¬ nehmen, so muß sie es thun, indem sie die bestehenden Verhältnisse anerkennt und innerhalb derselben sich an der großen Humanitätsarbeit, dem Wirken für das wahre Heil der menschlichen Gesellschaft betheiligt. — Nicht die Gesellschaft, die von den großen, nothwendigen, naturgemäßen, unabweisbaren Entwicke¬ lungsgesetzen beherrscht wird, auch nicht die wahre Kirche, deren Reich nicht von dieser Welt ist, haben sich zu unterwerfen, sondern der Shllabus-Papst und die entartete rückschrittliche selbstsüchtige Partei, die die Kirche zu einer Domäne für sich gemacht, sie in Gegensatz zum Leben gesetzt und sich selbst für die Kirche ausgegeben hat und zu welcher der Pater Curci, wenn er auch gegen die schlimmsten Auswüchse seine Stimme erhebt, Kraft seiner Grundan- schauungen mit gehört. Aber diese Partei wird nicht hören, wird nicht lernen, wird sich immer dem Strome des menschlichen Fortschritts entgegenstemmen, bis sie in seinen Fluthen wird begraben sein, und auf ihr Haupt würde die Schuld fallen, wenn schon vorher — zu Vieler Heil, aber auch zu Vieler Un¬ heil — die Kirche selbst in Trümmer fiele. Wird der neue Papst im Stande sein dem Falle Einhalt zu thun? pariser Studien, i. Unter dem Titel „Aus dem wahren Milliardenlande" hat soeben ein „deutschreibender" Ungar, Max Nord an, zwei Bände Pariser Studien und Bilder^) erscheinen lassen, die Jedem, der die normalen und anormalen Funk¬ tionen des „Gehirns der Welt" mit Interesse verfolgt, namentlich aber Jedem, der sich anschickt die Pariser Weltausstellung zu besuchen, zu sorgfältiger Lektüre und als ein Mittel zu rascher und kenntnißreicher Orientirung über eine große Anzahl der wichtigsten Pariser Eigenthümlichkeiten empfohlen werden können. Denn *) Leipzig, Duncker und Humblot, 1878.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/260>, abgerufen am 09.11.2024.