Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.eine Idee davon zu geben, welche Fülle handschriftlichen Materials z. B. eine Zunächst bietet sich indessen in dem Gange unserer Untersuchungen die Wenn man, dem betäubenden Lärm von Oxford Street entfliehend, sich eine Idee davon zu geben, welche Fülle handschriftlichen Materials z. B. eine Zunächst bietet sich indessen in dem Gange unserer Untersuchungen die Wenn man, dem betäubenden Lärm von Oxford Street entfliehend, sich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0010" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/139831"/> <p xml:id="ID_14" prev="#ID_13"> eine Idee davon zu geben, welche Fülle handschriftlichen Materials z. B. eine<lb/> einzige Wand in der Bibliothek Assnrbcmipals ergab.</p><lb/> <p xml:id="ID_15"> Zunächst bietet sich indessen in dem Gange unserer Untersuchungen die<lb/> Frage nach den einzelnen Objekten der Ausgrabungen. —</p><lb/> <p xml:id="ID_16" next="#ID_17"> Wenn man, dem betäubenden Lärm von Oxford Street entfliehend, sich<lb/> dnrch Museum- und Great-Russel Street in die Stille jenes düstern Häuser¬<lb/> komplexes flüchtet, in dessen Centrum sich über dem massigen Ban des IZritisK<lb/> N»8pun die gewaltige Kuppel des berühmten lisg-ÄtnA klomm erhebt und man<lb/> sich über eine hohe Freitreppe dnrch einen im edelsten Stile gehaltenen Portiers<lb/> ionischer Säulen links durch die römischen und griechischen Säle wendet, sieht<lb/> man sich plötzlich von dem reich pulsirenden Kulturleben des Orients umgeben.<lb/> Hier ist ein Theil der kostbaren Schätze niedergelegt, welche aus Schutt und<lb/> Sand der assyrischen Ebene nach mehr als dritthalbtausendjährigem Schlummer<lb/> wieder auferstanden sind. Das Auge wird unstät und irr vor diesem sniKsMs<lb/> alö rillli688iz. Oder wären etwa die unscheinbaren Thonscherben, in jenen<lb/> eleganten Kasten sorglich in Watte gehüllt, gar das Wichtigste, Jnteressanteste?<lb/> Und doch welch' geringen Bruchtheil des Gefundenen bieten uns diese weiten,<lb/> hvchwandigen, bis an die Decke gefüllten Säle? Es ist unmöglich, im Rahmen<lb/> einiger weniger Striche eine erschöpfende Idee von dieser Fülle von Skulp¬<lb/> turen, Grabmälern, Obelisken, Kriegs- und Friedensgeräthen, Cylindern, Denk¬<lb/> mälern, Basreliefs, Urnen, Mosaiken, Vasen, Bildsäulen u. a. zu vermitteln;<lb/> ich verweise in dieser Beziehung auf die werthvollen Publikationen von G.<lb/> Smith, die ich oben erwähnt und zu denen noch desselben Verfassers „Hi8loro<lb/> ok ^Wurd-Mx^l", London 1871 hinzuzufügen wäre; ferner ans den letzten<lb/> (9.) Band der „Keooräs ok ed.e I^se", 1877, auf Sir H. Rawlinson's „(XrnÄ-<lb/> tornr InsorlxtionL c>k ^Vostsrn ^.sis,", vol. III. u. IV., London 1868; endlich<lb/> auf die „liÄNZÄcr. 8vo. Lid. L.r«b..", London. Fergusson hat nach Layard<lb/> versucht, einen assyrischen Palast zu rekonstruiren, und das Bild, welches<lb/> Schrader im 2. Hefte des Riehmschen biblischen Handwörterbuchs (Mg. 105)<lb/> giebt, hält, die Nichtigkeit desselben anch nur in seinen Grundzügen vorausge¬<lb/> setzt, zweifellos jeden Vergleich mit den großartigsten Bauten der Weltstädte<lb/> Paris und London aus. — Dazu kommt aber, daß leere Flächen assyrischer<lb/> Aesthetik im allgemeinen nicht entsprachen, sondern fast jeder verwendbare Raum<lb/> entweder mit bildlichen Darstellungen oder Keilinschriften versehen wurde, so<lb/> daß nun jeder gefundene Gegenstand, buchstäblich nach Form und Inhalt eine<lb/> Quelle zur assyrischen Kulturgeschichte wurde. — Außerdem aber fanden sich<lb/> in den Palastruinen unzählige Platten, aus einem eigenthümlichen grünlichen<lb/> Kalkstein geformt, welche dem Kunstbedürfnisse als solchem dienten und mit<lb/> Skulpturen aller Kunstgattungen, aber auch mit zahllosen Reihen minutiösester</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0010]
eine Idee davon zu geben, welche Fülle handschriftlichen Materials z. B. eine
einzige Wand in der Bibliothek Assnrbcmipals ergab.
Zunächst bietet sich indessen in dem Gange unserer Untersuchungen die
Frage nach den einzelnen Objekten der Ausgrabungen. —
Wenn man, dem betäubenden Lärm von Oxford Street entfliehend, sich
dnrch Museum- und Great-Russel Street in die Stille jenes düstern Häuser¬
komplexes flüchtet, in dessen Centrum sich über dem massigen Ban des IZritisK
N»8pun die gewaltige Kuppel des berühmten lisg-ÄtnA klomm erhebt und man
sich über eine hohe Freitreppe dnrch einen im edelsten Stile gehaltenen Portiers
ionischer Säulen links durch die römischen und griechischen Säle wendet, sieht
man sich plötzlich von dem reich pulsirenden Kulturleben des Orients umgeben.
Hier ist ein Theil der kostbaren Schätze niedergelegt, welche aus Schutt und
Sand der assyrischen Ebene nach mehr als dritthalbtausendjährigem Schlummer
wieder auferstanden sind. Das Auge wird unstät und irr vor diesem sniKsMs
alö rillli688iz. Oder wären etwa die unscheinbaren Thonscherben, in jenen
eleganten Kasten sorglich in Watte gehüllt, gar das Wichtigste, Jnteressanteste?
Und doch welch' geringen Bruchtheil des Gefundenen bieten uns diese weiten,
hvchwandigen, bis an die Decke gefüllten Säle? Es ist unmöglich, im Rahmen
einiger weniger Striche eine erschöpfende Idee von dieser Fülle von Skulp¬
turen, Grabmälern, Obelisken, Kriegs- und Friedensgeräthen, Cylindern, Denk¬
mälern, Basreliefs, Urnen, Mosaiken, Vasen, Bildsäulen u. a. zu vermitteln;
ich verweise in dieser Beziehung auf die werthvollen Publikationen von G.
Smith, die ich oben erwähnt und zu denen noch desselben Verfassers „Hi8loro
ok ^Wurd-Mx^l", London 1871 hinzuzufügen wäre; ferner ans den letzten
(9.) Band der „Keooräs ok ed.e I^se", 1877, auf Sir H. Rawlinson's „(XrnÄ-
tornr InsorlxtionL c>k ^Vostsrn ^.sis,", vol. III. u. IV., London 1868; endlich
auf die „liÄNZÄcr. 8vo. Lid. L.r«b..", London. Fergusson hat nach Layard
versucht, einen assyrischen Palast zu rekonstruiren, und das Bild, welches
Schrader im 2. Hefte des Riehmschen biblischen Handwörterbuchs (Mg. 105)
giebt, hält, die Nichtigkeit desselben anch nur in seinen Grundzügen vorausge¬
setzt, zweifellos jeden Vergleich mit den großartigsten Bauten der Weltstädte
Paris und London aus. — Dazu kommt aber, daß leere Flächen assyrischer
Aesthetik im allgemeinen nicht entsprachen, sondern fast jeder verwendbare Raum
entweder mit bildlichen Darstellungen oder Keilinschriften versehen wurde, so
daß nun jeder gefundene Gegenstand, buchstäblich nach Form und Inhalt eine
Quelle zur assyrischen Kulturgeschichte wurde. — Außerdem aber fanden sich
in den Palastruinen unzählige Platten, aus einem eigenthümlichen grünlichen
Kalkstein geformt, welche dem Kunstbedürfnisse als solchem dienten und mit
Skulpturen aller Kunstgattungen, aber auch mit zahllosen Reihen minutiösester
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