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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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sultate; um so glücklicher war er in dein etwa fünf Stunden nördlich von
Mossul gelegenen Dorfe Khorsabad: der große Königspalast Sargons aus
dem Jahre 722 v. Chr., mit 15 zusammenhängenden Sälen, Basreliefs, Bild¬
säulen, Mosaiken ?e., fast alles auf Vorder- und Rückseite mit Keilinschriften
bedeckt, wurde ausgegraben und kurze Zeit darauf ein großer Tempel sowie
ein prachtvoller Thorbogen mit sechs geflügelten Löwen.*) Layard vermehrte
seit dem 8. November 1845 das Material durch seine Arbeiten zu Nimrud,
etwa acht Stunden südlich von Mossul, fand in Kujundschik den Palast Senna-
cheribs, eins der großen Stadtthore, ganz in der Nähe bei Nebbi Annas
den Palast Essarhaddons und zu Kalas Sergat, südlich von Mossul am
rechten Tigrisufer, machte er Funde von ähnlicher Bedeutung. Seine Arbeiten
in und um Babylon nahm Sir Henry Rawlinson ans; sie gruppiren sich
um die am Euphrat südöstlich von Bagdad gelegene Stadt Hillah; in
Frage kommen 1) das Dorf^Bahn, wo Sir Henry die weitaus imposanteste
Ruine Babylons, einen Tempel des Merodach fand, dessen Rinnen nach Oppert
in einer Länge von 180 Metern bis zu einer Höhe von 40 Metern sich er¬
heben; 2) die andere große Ruine Al-Kasr, der von Herodot erwähnte
Palast Nebukaduezars; ihm gegenüber 3) ein rechtwinkliger Wallkomplex mit
dem von Diodor erwähnten Palaste Neriglissars, in dem später Alexander der
Große seinen Aufenthalt nahm und endlich 4) südlicher gelegen die zweitgrößte
Rninenmoles beim Dorfe Borsippa, der nun schon bekannte Birs Nimmt,
der mosaische Babelthnrin, dessen Hanptrnine sich jetzt noch bis zu 193' erhebt
und dessen Gesammthöhe nach Layard auf 235 (engl.) Fuß stieg. In ihr
haben wir die Reste eines Thurmes, welcher sich nach Ovverts Berechnungen in
sieben Etagen erhob, die sich auf der östlichen und südlichen Seite auch noch
deutlich unterscheiden lassen.^) Nimmt man nun dazu, daß mit den erwähnten
Orten nur Theile der alten Weltstädte Ninive und Babylon bezeichnet sind,
daß Hillah und Mossul etwa deren Centren bilden, und an vielen Stellen dieses
von mir peripherisch bezeichneten Komplexes das Grabscheit gearbeitet hat, so
ist einem wenigstens die Möglichkeit gegeben, sich eine Vorstellung von dem
Umfange des gewonnenen Materials, das jetzt zu den werthvollsten Schätzen
des britischen Museums gehört, zu machen. -- Denn eine assyrisch-babylonische
Keilliteratur war damit gewonnen, die sehr viel umfänglicher ist als z. B. das
ganze uns erhaltene hebräische Schriftthum; die bisherigen Publikationen allein,
immer nur ein kleiner Bruchtheil des Entdeckten, erreichen an Umfang nahezu das
alte Testament, und ich hoffe im weiteren Verfolg meiner Mittheilungen noch




') Das Genauere bei 0> 8mit1>, ^.W, Nisoov, i^A. 2--4.
') Schrader, a. a. O., Artikel Babel, 184.

sultate; um so glücklicher war er in dein etwa fünf Stunden nördlich von
Mossul gelegenen Dorfe Khorsabad: der große Königspalast Sargons aus
dem Jahre 722 v. Chr., mit 15 zusammenhängenden Sälen, Basreliefs, Bild¬
säulen, Mosaiken ?e., fast alles auf Vorder- und Rückseite mit Keilinschriften
bedeckt, wurde ausgegraben und kurze Zeit darauf ein großer Tempel sowie
ein prachtvoller Thorbogen mit sechs geflügelten Löwen.*) Layard vermehrte
seit dem 8. November 1845 das Material durch seine Arbeiten zu Nimrud,
etwa acht Stunden südlich von Mossul, fand in Kujundschik den Palast Senna-
cheribs, eins der großen Stadtthore, ganz in der Nähe bei Nebbi Annas
den Palast Essarhaddons und zu Kalas Sergat, südlich von Mossul am
rechten Tigrisufer, machte er Funde von ähnlicher Bedeutung. Seine Arbeiten
in und um Babylon nahm Sir Henry Rawlinson ans; sie gruppiren sich
um die am Euphrat südöstlich von Bagdad gelegene Stadt Hillah; in
Frage kommen 1) das Dorf^Bahn, wo Sir Henry die weitaus imposanteste
Ruine Babylons, einen Tempel des Merodach fand, dessen Rinnen nach Oppert
in einer Länge von 180 Metern bis zu einer Höhe von 40 Metern sich er¬
heben; 2) die andere große Ruine Al-Kasr, der von Herodot erwähnte
Palast Nebukaduezars; ihm gegenüber 3) ein rechtwinkliger Wallkomplex mit
dem von Diodor erwähnten Palaste Neriglissars, in dem später Alexander der
Große seinen Aufenthalt nahm und endlich 4) südlicher gelegen die zweitgrößte
Rninenmoles beim Dorfe Borsippa, der nun schon bekannte Birs Nimmt,
der mosaische Babelthnrin, dessen Hanptrnine sich jetzt noch bis zu 193' erhebt
und dessen Gesammthöhe nach Layard auf 235 (engl.) Fuß stieg. In ihr
haben wir die Reste eines Thurmes, welcher sich nach Ovverts Berechnungen in
sieben Etagen erhob, die sich auf der östlichen und südlichen Seite auch noch
deutlich unterscheiden lassen.^) Nimmt man nun dazu, daß mit den erwähnten
Orten nur Theile der alten Weltstädte Ninive und Babylon bezeichnet sind,
daß Hillah und Mossul etwa deren Centren bilden, und an vielen Stellen dieses
von mir peripherisch bezeichneten Komplexes das Grabscheit gearbeitet hat, so
ist einem wenigstens die Möglichkeit gegeben, sich eine Vorstellung von dem
Umfange des gewonnenen Materials, das jetzt zu den werthvollsten Schätzen
des britischen Museums gehört, zu machen. — Denn eine assyrisch-babylonische
Keilliteratur war damit gewonnen, die sehr viel umfänglicher ist als z. B. das
ganze uns erhaltene hebräische Schriftthum; die bisherigen Publikationen allein,
immer nur ein kleiner Bruchtheil des Entdeckten, erreichen an Umfang nahezu das
alte Testament, und ich hoffe im weiteren Verfolg meiner Mittheilungen noch




') Das Genauere bei 0> 8mit1>, ^.W, Nisoov, i^A. 2—4.
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[0009] sultate; um so glücklicher war er in dein etwa fünf Stunden nördlich von Mossul gelegenen Dorfe Khorsabad: der große Königspalast Sargons aus dem Jahre 722 v. Chr., mit 15 zusammenhängenden Sälen, Basreliefs, Bild¬ säulen, Mosaiken ?e., fast alles auf Vorder- und Rückseite mit Keilinschriften bedeckt, wurde ausgegraben und kurze Zeit darauf ein großer Tempel sowie ein prachtvoller Thorbogen mit sechs geflügelten Löwen.*) Layard vermehrte seit dem 8. November 1845 das Material durch seine Arbeiten zu Nimrud, etwa acht Stunden südlich von Mossul, fand in Kujundschik den Palast Senna- cheribs, eins der großen Stadtthore, ganz in der Nähe bei Nebbi Annas den Palast Essarhaddons und zu Kalas Sergat, südlich von Mossul am rechten Tigrisufer, machte er Funde von ähnlicher Bedeutung. Seine Arbeiten in und um Babylon nahm Sir Henry Rawlinson ans; sie gruppiren sich um die am Euphrat südöstlich von Bagdad gelegene Stadt Hillah; in Frage kommen 1) das Dorf^Bahn, wo Sir Henry die weitaus imposanteste Ruine Babylons, einen Tempel des Merodach fand, dessen Rinnen nach Oppert in einer Länge von 180 Metern bis zu einer Höhe von 40 Metern sich er¬ heben; 2) die andere große Ruine Al-Kasr, der von Herodot erwähnte Palast Nebukaduezars; ihm gegenüber 3) ein rechtwinkliger Wallkomplex mit dem von Diodor erwähnten Palaste Neriglissars, in dem später Alexander der Große seinen Aufenthalt nahm und endlich 4) südlicher gelegen die zweitgrößte Rninenmoles beim Dorfe Borsippa, der nun schon bekannte Birs Nimmt, der mosaische Babelthnrin, dessen Hanptrnine sich jetzt noch bis zu 193' erhebt und dessen Gesammthöhe nach Layard auf 235 (engl.) Fuß stieg. In ihr haben wir die Reste eines Thurmes, welcher sich nach Ovverts Berechnungen in sieben Etagen erhob, die sich auf der östlichen und südlichen Seite auch noch deutlich unterscheiden lassen.^) Nimmt man nun dazu, daß mit den erwähnten Orten nur Theile der alten Weltstädte Ninive und Babylon bezeichnet sind, daß Hillah und Mossul etwa deren Centren bilden, und an vielen Stellen dieses von mir peripherisch bezeichneten Komplexes das Grabscheit gearbeitet hat, so ist einem wenigstens die Möglichkeit gegeben, sich eine Vorstellung von dem Umfange des gewonnenen Materials, das jetzt zu den werthvollsten Schätzen des britischen Museums gehört, zu machen. — Denn eine assyrisch-babylonische Keilliteratur war damit gewonnen, die sehr viel umfänglicher ist als z. B. das ganze uns erhaltene hebräische Schriftthum; die bisherigen Publikationen allein, immer nur ein kleiner Bruchtheil des Entdeckten, erreichen an Umfang nahezu das alte Testament, und ich hoffe im weiteren Verfolg meiner Mittheilungen noch ') Das Genauere bei 0> 8mit1>, ^.W, Nisoov, i^A. 2—4. ') Schrader, a. a. O., Artikel Babel, 184.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/9>, abgerufen am 28.12.2024.