Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.In neuerer Zeit ist dem "OrenclonniK" im "Kaniee MölKoxolsKi" Bei Dr. Rzepecki erscheinen außerdem noch je einmal wöchentlich die Noch erscheint bei Dr. Rzepecki ein für die höheren Stände bestimmtes, Neben dieser wahrhaften Ueberproduction an politischen Zeitschriften, zu Das Hauptblatt der westpreuszischen Polen ist die "(Z^ela ^orrmslca" In neuerer Zeit ist dem „OrenclonniK" im „Kaniee MölKoxolsKi" Bei Dr. Rzepecki erscheinen außerdem noch je einmal wöchentlich die Noch erscheint bei Dr. Rzepecki ein für die höheren Stände bestimmtes, Neben dieser wahrhaften Ueberproduction an politischen Zeitschriften, zu Das Hauptblatt der westpreuszischen Polen ist die „(Z^ela ^orrmslca" <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0066" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138297"/> <p xml:id="ID_156"> In neuerer Zeit ist dem „OrenclonniK" im „Kaniee MölKoxolsKi"<lb/> (Großpolnischer Courier), hinter welchem der Recilschullehrer Dr, Rzepecki<lb/> steckt, in dessen Offizin das Blättchen gedruckt wird, ein Konkurrent erstanden,<lb/> der alltäglich erscheint, billig, aber so herzlich schlecht redigirt ist, daß er<lb/> kaum hier eine Erwähnung verdient, Es ist öffentliches Geheimniß, daß die<lb/> Hauptmitarbeiter Leute sind, welche über die Quarta und Unterseeunda nicht<lb/> hinauskommen konnten.</p><lb/> <p xml:id="ID_157"> Bei Dr. Rzepecki erscheinen außerdem noch je einmal wöchentlich die<lb/> „Nieclöiela" (der Sonntag) und die „Oswiata" (Bildung), welche von Vicaren<lb/> redigirt werden und bedeutungslos wie ihre Redakteure sind. Sie werden<lb/> dem Volke so billig wie möglich in die Hände gespielt, und werden gewiß zu<lb/> seiner Bildung dadurch nichts beitragen, daß sie es mit Heiligengeschichten,<lb/> Legenden und Wundererzählungen füttern.</p><lb/> <p xml:id="ID_158"> Noch erscheint bei Dr. Rzepecki ein für die höheren Stände bestimmtes,<lb/> angeblich der Literatur und Politik gewidmetes Blatt, welches den zwei¬<lb/> deutigen Titel „Waren." (die Warthe oder die Wacht) führt. Man wird sich einen<lb/> Begriff von dem Werthe der Warta machen können, wenn man erfährt, daß<lb/> diese für die gebildete polnisch-katholische Welt berechnete literarische Erscheinung<lb/> ihren Lesern alles Ernstes die Louise Latean als Heilige dargestellt hat,<lb/> welche für die Sünden der bösen Welt büßt, da sie selbst sündenfrei ist, und<lb/> daß Dr. Rzepecki in diesem Blatte pathetisch gehaltene Apotheosen ?ii mori<lb/> veröffentlicht und bei Vielen Glauben findet.</p><lb/> <p xml:id="ID_159"> Neben dieser wahrhaften Ueberproduction an politischen Zeitschriften, zu<lb/> denen wir auch die „Warta." zu zählen haben, erscheinen in Posen nur zwei<lb/> Fachblätter und zwar der „Aemianin" (Landwirth) und der „KueK spo-<lb/> 1ce2N0-NonomiWi^" (die staatsöeonomische Bewegung). Der seit 26 Jahren<lb/> bestehende „Asmiania" hat während dieser langen Zeit seiner Existenz kaum<lb/> 26 Origincilartikel zur Welt gebracht und nährt sich ausschließlich von den<lb/> Brosamen der deutschen Fachpresse, der „Kuck" aber, der erst seit 1^ Jahren<lb/> erscheint, sucht seinen Lesern ihre und der Provinz ökonomische Lage wahrheits¬<lb/> getreu darzustellen und sie zur ruhigen Arbeit auf dem Gebiete der Industrie<lb/> und des Handels anzuhalten, scheint jedoch keinen rechten Abgang zu finden,<lb/> da die Zahl seiner Abonnenten sich kaum auf 100 beläuft; er ist für die Polen<lb/> zu ernst, als daß er von ihnen verstanden würde, zeigt ihnen zu offen ihre<lb/> Mißwirthschaft und die falschen Bahnen, auf denen sie in industrieller Hinsicht<lb/> wandeln, als daß sie ihn goutiren sollten.</p><lb/> <p xml:id="ID_160" next="#ID_161"> Das Hauptblatt der westpreuszischen Polen ist die „(Z^ela ^orrmslca"<lb/> (Thorner Zeitung). Vor ungefähr 11 Jahren von den polnischen Gutsbesitzern<lb/> der Provinz gegründet, um den polnischen Patriotismus zu wecken und die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0066]
In neuerer Zeit ist dem „OrenclonniK" im „Kaniee MölKoxolsKi"
(Großpolnischer Courier), hinter welchem der Recilschullehrer Dr, Rzepecki
steckt, in dessen Offizin das Blättchen gedruckt wird, ein Konkurrent erstanden,
der alltäglich erscheint, billig, aber so herzlich schlecht redigirt ist, daß er
kaum hier eine Erwähnung verdient, Es ist öffentliches Geheimniß, daß die
Hauptmitarbeiter Leute sind, welche über die Quarta und Unterseeunda nicht
hinauskommen konnten.
Bei Dr. Rzepecki erscheinen außerdem noch je einmal wöchentlich die
„Nieclöiela" (der Sonntag) und die „Oswiata" (Bildung), welche von Vicaren
redigirt werden und bedeutungslos wie ihre Redakteure sind. Sie werden
dem Volke so billig wie möglich in die Hände gespielt, und werden gewiß zu
seiner Bildung dadurch nichts beitragen, daß sie es mit Heiligengeschichten,
Legenden und Wundererzählungen füttern.
Noch erscheint bei Dr. Rzepecki ein für die höheren Stände bestimmtes,
angeblich der Literatur und Politik gewidmetes Blatt, welches den zwei¬
deutigen Titel „Waren." (die Warthe oder die Wacht) führt. Man wird sich einen
Begriff von dem Werthe der Warta machen können, wenn man erfährt, daß
diese für die gebildete polnisch-katholische Welt berechnete literarische Erscheinung
ihren Lesern alles Ernstes die Louise Latean als Heilige dargestellt hat,
welche für die Sünden der bösen Welt büßt, da sie selbst sündenfrei ist, und
daß Dr. Rzepecki in diesem Blatte pathetisch gehaltene Apotheosen ?ii mori
veröffentlicht und bei Vielen Glauben findet.
Neben dieser wahrhaften Ueberproduction an politischen Zeitschriften, zu
denen wir auch die „Warta." zu zählen haben, erscheinen in Posen nur zwei
Fachblätter und zwar der „Aemianin" (Landwirth) und der „KueK spo-
1ce2N0-NonomiWi^" (die staatsöeonomische Bewegung). Der seit 26 Jahren
bestehende „Asmiania" hat während dieser langen Zeit seiner Existenz kaum
26 Origincilartikel zur Welt gebracht und nährt sich ausschließlich von den
Brosamen der deutschen Fachpresse, der „Kuck" aber, der erst seit 1^ Jahren
erscheint, sucht seinen Lesern ihre und der Provinz ökonomische Lage wahrheits¬
getreu darzustellen und sie zur ruhigen Arbeit auf dem Gebiete der Industrie
und des Handels anzuhalten, scheint jedoch keinen rechten Abgang zu finden,
da die Zahl seiner Abonnenten sich kaum auf 100 beläuft; er ist für die Polen
zu ernst, als daß er von ihnen verstanden würde, zeigt ihnen zu offen ihre
Mißwirthschaft und die falschen Bahnen, auf denen sie in industrieller Hinsicht
wandeln, als daß sie ihn goutiren sollten.
Das Hauptblatt der westpreuszischen Polen ist die „(Z^ela ^orrmslca"
(Thorner Zeitung). Vor ungefähr 11 Jahren von den polnischen Gutsbesitzern
der Provinz gegründet, um den polnischen Patriotismus zu wecken und die
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