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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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Jahre durch geographische ergänzt in "Hrs vWci-IM"" cet Lritktin", und in weiterer
Ausübung seines Bildnerbcrufs bot er 1482 seinem Publieum das "I'olieionieon",
eine allgemeine Weltgeschichte eines Mönches von Ehester, zu dem er eine Art
elllturgeschichtlicher Studien in dem von ihm selbst aus dem Französischen übersetzten
"Uirwnr "t tun; Worlcl" fügte; der praktische Mann schmückte dieses Werk mit
-- recht groben -- Holzschnitten, ">vndt"ut6 ntuetw" fügt er bescheiden hinzu
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tiefes Pathos ist, einschmuggelte; ferner sein großes Jllustrationswerk "Ine Oolcleu
I^ma", das der Kaufmann erst zum Drucke brachte, nachdem eine gefüllte
Subseribeutenliste ihm einen Ersatz für gehabte Mühen garantirte; Uebersetz¬
ungen von Ovid's Metamorphosen, Cieero's as seltene. und 6o amie., eine
Paraphrase der Aeneide folgten und seiner großen Verehrung für seinen Oollere?
(6se"t?i'c>7 Llmuekr) gab er in dem Drucke der (ÜÄnwrdur^ tales Ausdruck; als
sein Manuscript sich als fehlerhaft erwiesen hatte, basirte er einen Neudruck auf
eine inzwischen erlangte correcte Vorlage, und die celle, xrine. der Oontessio
amantis von Chaucers berühnckem Zeitgenossen Gvwer stammt gleichfalls aus
der lieä ?-ri0 Officin. -- Ans alledem ergiebt sich, daß Caxton das Verständniß
sür die Bedürfnisse seiner Landsleute in vollem Maße besaß; die Erfahrungen
hatten ihn gewitzigt und ganz naturgemäß zu einem Praeticus, vor 400 Jahren
bereits zu einem "du8me88-eng,n" gemacht, der sich nach der Nachfrage richtete
und nichts unlieber sah als "Ladenhüter". Es ist nicht bekannt, ob er als
reicher Mann gestorben; hinterließ er Güter, so verdankte er sie seiner Presse;
er sagt selbst, daß er "NImrlW tus Sreat" druckte, to "eam Iris livnig ritt."
und ein Blick auf seine gesammte Buchdruckerthätigkeit, die gegen t"0, zum
Theil verloren gegangene Werke umfaßt, stimmt mit dieser Vermuthung überein.

Nimmt mau um auch zu dieser Sammlung der wichtigeren Werke noch
die wenigen kleineren Sachen religiösen, resp, moralischen Inhalts, die un¬
zweifelhaft seiner Presse angehören, so wird dadurch kaum der tiefgreifende
Unterschied verdeckt, dem mau in der deutschen Anwendung der neuen Kunstbegegnet.

Gutenbergs erste Versuche boten dem Publieum Horarien, Confessionalien,
Abedarien und Dorade; sowie er die Versuche hinter sich und die Kunst
auf eine gewisse Stufe der Vollendung gebracht hatte, druckte er die pracht¬
volle 42zellige Bibel, bereits ein typographisches Meisterwerks; nach der



Ein sehr gut erhaltenes Bruchstück dieser Bibel (Gen. 41, 26--48, 7)', ungleich
schöner und größer (" vollständige groß Folioblätter) als das ans der Königlichen
öffentlichen Bibliothek zu Dresden befindliche, habe ich kürzlich als ein Erbstück aus einem
alten Frankfurter Geschlechte in dein Besitze des Herrn Baron von Holzhausen zu Dresden
gefunden.

Jahre durch geographische ergänzt in „Hrs vWci-IM»» cet Lritktin", und in weiterer
Ausübung seines Bildnerbcrufs bot er 1482 seinem Publieum das „I'olieionieon",
eine allgemeine Weltgeschichte eines Mönches von Ehester, zu dem er eine Art
elllturgeschichtlicher Studien in dem von ihm selbst aus dem Französischen übersetzten
„Uirwnr »t tun; Worlcl" fügte; der praktische Mann schmückte dieses Werk mit
— recht groben — Holzschnitten, „>vndt»ut6 ntuetw" fügt er bescheiden hinzu
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tiefes Pathos ist, einschmuggelte; ferner sein großes Jllustrationswerk „Ine Oolcleu
I^ma", das der Kaufmann erst zum Drucke brachte, nachdem eine gefüllte
Subseribeutenliste ihm einen Ersatz für gehabte Mühen garantirte; Uebersetz¬
ungen von Ovid's Metamorphosen, Cieero's as seltene. und 6o amie., eine
Paraphrase der Aeneide folgten und seiner großen Verehrung für seinen Oollere?
(6se»t?i'c>7 Llmuekr) gab er in dem Drucke der (ÜÄnwrdur^ tales Ausdruck; als
sein Manuscript sich als fehlerhaft erwiesen hatte, basirte er einen Neudruck auf
eine inzwischen erlangte correcte Vorlage, und die celle, xrine. der Oontessio
amantis von Chaucers berühnckem Zeitgenossen Gvwer stammt gleichfalls aus
der lieä ?-ri0 Officin. — Ans alledem ergiebt sich, daß Caxton das Verständniß
sür die Bedürfnisse seiner Landsleute in vollem Maße besaß; die Erfahrungen
hatten ihn gewitzigt und ganz naturgemäß zu einem Praeticus, vor 400 Jahren
bereits zu einem „du8me88-eng,n" gemacht, der sich nach der Nachfrage richtete
und nichts unlieber sah als „Ladenhüter". Es ist nicht bekannt, ob er als
reicher Mann gestorben; hinterließ er Güter, so verdankte er sie seiner Presse;
er sagt selbst, daß er „NImrlW tus Sreat" druckte, to „eam Iris livnig ritt."
und ein Blick auf seine gesammte Buchdruckerthätigkeit, die gegen t»0, zum
Theil verloren gegangene Werke umfaßt, stimmt mit dieser Vermuthung überein.

Nimmt mau um auch zu dieser Sammlung der wichtigeren Werke noch
die wenigen kleineren Sachen religiösen, resp, moralischen Inhalts, die un¬
zweifelhaft seiner Presse angehören, so wird dadurch kaum der tiefgreifende
Unterschied verdeckt, dem mau in der deutschen Anwendung der neuen Kunstbegegnet.

Gutenbergs erste Versuche boten dem Publieum Horarien, Confessionalien,
Abedarien und Dorade; sowie er die Versuche hinter sich und die Kunst
auf eine gewisse Stufe der Vollendung gebracht hatte, druckte er die pracht¬
volle 42zellige Bibel, bereits ein typographisches Meisterwerks; nach der



Ein sehr gut erhaltenes Bruchstück dieser Bibel (Gen. 41, 26—48, 7)', ungleich
schöner und größer (» vollständige groß Folioblätter) als das ans der Königlichen
öffentlichen Bibliothek zu Dresden befindliche, habe ich kürzlich als ein Erbstück aus einem
alten Frankfurter Geschlechte in dein Besitze des Herrn Baron von Holzhausen zu Dresden
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/58>, abgerufen am 21.10.2024.