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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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von den Herren einen Pfropfenzieher bei sich?" Da wurden ihm sogleich
zwanzig Taschcnpfropfenzieher hingehalten.

Die humoristische Behauptung: "Die Mönche müssen den Becher mit
beiden Händen halten, damit sie nicht unter dem Tische nach einer Schürze
greifen/' leitet von diesen Sprüchen hinüber zu denen, in welchen das Volk
seine Meinung über die Art und Weise ausgesprochen hat, wie die Pfaffen
und Mönche das Gelübde der Keuschheit halten. Es giebt deren eine große
Menge und darunter sehr saftige. Wir wählen ans den hier untheilbaren
die Besten heraus: Der Pfaffen Sünd' ist allermeist mit Weiblein und dem
heiligen Geist (d. h. geistigen Getränken). -- Der Pfaff liebt seine Heerde,
doch die Lämmlein mehr als die Widder. -- Mönche haben breite Betten. --
Mönche grasen am liebsten, wo es Frauenschtthlein hat. -- Dem Pfaffen lacht
das Herz im Leib, wenn vor ihn tritt ein hübsches Weib. -- Mönche brechen
ein Thor auf, da ein Kuhschwanz vorhängt. -- Gehenkte Schnürbrust ist ein
gut Gericht, sagen die Pfaffen. -- Es hat schon mancher Pater von der gött¬
lichen Mutter gepredigt und dabei nur an die gnädige Frau gedacht. -- Ein
Mönch hat Anderes zu thun, als der Frau Tugend den Hof zu machen. --
Wie das Fuhrwerk läuft! sagte der Teufel auf dem Kutschbock, basalte er einen
Mönch und einen Junker an- und eine Hure vorgespannt. -- Das heiß' ich
Menschen fischen, sagte der Hofnarr von Lüttich, als er hörte, der Bischof
habe mit seinen Nonnen in zweiundzwanzig Monaten vierzehn Söhne erzielt. --
Die Pfaffen haben nicht Noth zu heirathen, so lange die Bauern Weiber haben.
-- Pfaff und Kukuk sind die schlimmsten Vögel; denn sie legen ihre Eier in
fremde Nester. -- Hätt' jedes Kind eine Platt, das einen Pfaff zum Vater
hat, so fehlte's an Perücken in Land und Stadt. -- Hat es auch eine Platte?
fragte des Bauern Frau, als man sagte: El, wie ist das Kind doch dem Vater
so ähnlich ! -- Also hat Gott die Welt geliebt und der Pfaff seine Köchin. -- Man
Muß den Esel putzen, wenn man ihn hat, sagte der Bauer, als er dem Dom¬
herrn den Kiltgang zur Frau mit dem Striegel segnete. -- Wen man im
Strohsack findet, den schüttet man heraus, sagte der Schmied, als er den Pater
in dem Strohsack fand und in den Bach warf. -- Holt der Teufel den Mönch,
so weiß die Nonne, warum. -- Der Mönch paßt zur Nonne wie der Spund
zum Fasse. -- Süß auf süß schmeckt doppelt gut, sagte der Pfaffe, da küßte
er die Köchin auf einem Zuckerhut. -- Des Pfaffen Köchin sagt zuerst: Des
Herrn Küche, dann: unsre Küche, zuletzt: meine Küche, dann ist der Pfaff bei
der Köchin gelegen. -- Lud rosg. redete der Mönch mit der Nonne im Garten,
daß sie es neun Monate unter ihrem Herzen bewahrte. -- Unkraut wächst in
jedermanns Garten, sagte der Prior, als der Bruder am Morgen Weiber-
schnhe nnter dessen Bett sah. -- Wer's mit Frommen hält, wird fromm, sagte


von den Herren einen Pfropfenzieher bei sich?" Da wurden ihm sogleich
zwanzig Taschcnpfropfenzieher hingehalten.

Die humoristische Behauptung: „Die Mönche müssen den Becher mit
beiden Händen halten, damit sie nicht unter dem Tische nach einer Schürze
greifen/' leitet von diesen Sprüchen hinüber zu denen, in welchen das Volk
seine Meinung über die Art und Weise ausgesprochen hat, wie die Pfaffen
und Mönche das Gelübde der Keuschheit halten. Es giebt deren eine große
Menge und darunter sehr saftige. Wir wählen ans den hier untheilbaren
die Besten heraus: Der Pfaffen Sünd' ist allermeist mit Weiblein und dem
heiligen Geist (d. h. geistigen Getränken). — Der Pfaff liebt seine Heerde,
doch die Lämmlein mehr als die Widder. — Mönche haben breite Betten. —
Mönche grasen am liebsten, wo es Frauenschtthlein hat. — Dem Pfaffen lacht
das Herz im Leib, wenn vor ihn tritt ein hübsches Weib. — Mönche brechen
ein Thor auf, da ein Kuhschwanz vorhängt. — Gehenkte Schnürbrust ist ein
gut Gericht, sagen die Pfaffen. — Es hat schon mancher Pater von der gött¬
lichen Mutter gepredigt und dabei nur an die gnädige Frau gedacht. — Ein
Mönch hat Anderes zu thun, als der Frau Tugend den Hof zu machen. —
Wie das Fuhrwerk läuft! sagte der Teufel auf dem Kutschbock, basalte er einen
Mönch und einen Junker an- und eine Hure vorgespannt. — Das heiß' ich
Menschen fischen, sagte der Hofnarr von Lüttich, als er hörte, der Bischof
habe mit seinen Nonnen in zweiundzwanzig Monaten vierzehn Söhne erzielt. —
Die Pfaffen haben nicht Noth zu heirathen, so lange die Bauern Weiber haben.
— Pfaff und Kukuk sind die schlimmsten Vögel; denn sie legen ihre Eier in
fremde Nester. — Hätt' jedes Kind eine Platt, das einen Pfaff zum Vater
hat, so fehlte's an Perücken in Land und Stadt. — Hat es auch eine Platte?
fragte des Bauern Frau, als man sagte: El, wie ist das Kind doch dem Vater
so ähnlich ! — Also hat Gott die Welt geliebt und der Pfaff seine Köchin. — Man
Muß den Esel putzen, wenn man ihn hat, sagte der Bauer, als er dem Dom¬
herrn den Kiltgang zur Frau mit dem Striegel segnete. — Wen man im
Strohsack findet, den schüttet man heraus, sagte der Schmied, als er den Pater
in dem Strohsack fand und in den Bach warf. — Holt der Teufel den Mönch,
so weiß die Nonne, warum. — Der Mönch paßt zur Nonne wie der Spund
zum Fasse. — Süß auf süß schmeckt doppelt gut, sagte der Pfaffe, da küßte
er die Köchin auf einem Zuckerhut. — Des Pfaffen Köchin sagt zuerst: Des
Herrn Küche, dann: unsre Küche, zuletzt: meine Küche, dann ist der Pfaff bei
der Köchin gelegen. — Lud rosg. redete der Mönch mit der Nonne im Garten,
daß sie es neun Monate unter ihrem Herzen bewahrte. — Unkraut wächst in
jedermanns Garten, sagte der Prior, als der Bruder am Morgen Weiber-
schnhe nnter dessen Bett sah. — Wer's mit Frommen hält, wird fromm, sagte


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/34>, abgerufen am 28.09.2024.