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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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ist, gut gethaen, und vors erste an Handgeld 48 Grote, bei wirklichem Antritt
des Dienstes aber der Rest gezahlet werden.

10) Was die Leute weniger kosten als 10 Thaler, solches könnte etwa
den Anbringern versprochen werden.

Daß das Kniphausensche Budget einen so hohen Militäretat, wie er in
Aussicht genommen war, nicht tragen konnte und daher der Mannschaftsstand
sehr bald von 20 auf 12 Köpfe wieder reduzirt wurde, geht aus den weiteren
Korrespondenzen hervor. Dasselbe ergibt sich aus den Kniphausenschen
Kriegsakten; daß man unter Umständen gern bereit war, die Anforderungen
an die Anzuwerbenden herabzustimmen, greifen wir aus deu sehr sorgfältig
geführten Stammrollen, z. B. eine vom Jahre 1770 heraus, wo die Armee
einen Friedensstand von drei Sergeanten, darunter einen Konstabler, einen
Tambour und acht Gemeine hatte; da finden wir sämmtliche Leute ohne Aus¬
nahme beweibt, was nach ihrem Lebensalter auch nicht Wunder nehmen darf.
Drei derselben hatten bereits das 60. Lebensjahr überschritten, der Jüngste
war gerade 24 Jahre alt, alle Uebrigen standen zwischen dem 30. und 60.
Lebensjahre. Von großer Frische konnte sonach bei diesen Leuten wohl kaum
uoch die Rede sein. Ebenso kamen auch einzelne Fälle vor, wo man laute
av mieux Leute, die wegen Dienstuutauglichkeit aus dänischen oder preußischen
Diensten entlassen worden waren, in Kniphausen neu engagirte, da sie ja den
dortigen Dienst immer noch versehen könnten. Auch scheinen nur ganz be¬
scheidene Seelen wiederholte Kapitulationen eingegangen zu sein. Vielfach
kamen Desertionen vor, und bei dem kleinen Gebiet, in dem man sofort die
Grenze erreichen konnte, war den Fahnenflüchtigen, nach Nürnberger Rechten,
nicht beizukommen.

In der Stammliste des Jahres 1763 sind nur ein Sergeant, ein Tambour
und sechs Gemeine verzeichnet, und darunter ist vermerkt: "Beurlaubte sind
nicht vorhanden, sondern sie müssen sämmtlich Dienste thun." In dem An¬
schreiben des Kanzleiraths Brüning heißt es: "Ich sehe nicht, wie wir Mal
die alte Mannschaft wieder werden kompletiren können, weil die Soldaten
gleichsam hier zur aversion geworden sind, ich will indessen doch alles mögliche
dazu beitragen. Indessen würde es ans die übrigen, welche Lohnwachen thuen
müssen, ankommen, wiewohl es zur Sommerzeit noch gehet, worin sie die
Dienste besser aushalten können."

Zum Schluß kommt dann noch ein Stoßseufzer: "Des Gottfried Metzing's
Ziel ist ebenfalls den 5. April u. g,. vxxiriröt und er will auch nicht länger
dienen. Vielleicht läßt sich dieser alte Knab (er war 57 Jahre alt) noch
halten." Unter diesen Umständen nahm man es mit dem guten Leumund der
zu engagirenden nicht immer genau. In einem Schreiben des mehrgenannten


ist, gut gethaen, und vors erste an Handgeld 48 Grote, bei wirklichem Antritt
des Dienstes aber der Rest gezahlet werden.

10) Was die Leute weniger kosten als 10 Thaler, solches könnte etwa
den Anbringern versprochen werden.

Daß das Kniphausensche Budget einen so hohen Militäretat, wie er in
Aussicht genommen war, nicht tragen konnte und daher der Mannschaftsstand
sehr bald von 20 auf 12 Köpfe wieder reduzirt wurde, geht aus den weiteren
Korrespondenzen hervor. Dasselbe ergibt sich aus den Kniphausenschen
Kriegsakten; daß man unter Umständen gern bereit war, die Anforderungen
an die Anzuwerbenden herabzustimmen, greifen wir aus deu sehr sorgfältig
geführten Stammrollen, z. B. eine vom Jahre 1770 heraus, wo die Armee
einen Friedensstand von drei Sergeanten, darunter einen Konstabler, einen
Tambour und acht Gemeine hatte; da finden wir sämmtliche Leute ohne Aus¬
nahme beweibt, was nach ihrem Lebensalter auch nicht Wunder nehmen darf.
Drei derselben hatten bereits das 60. Lebensjahr überschritten, der Jüngste
war gerade 24 Jahre alt, alle Uebrigen standen zwischen dem 30. und 60.
Lebensjahre. Von großer Frische konnte sonach bei diesen Leuten wohl kaum
uoch die Rede sein. Ebenso kamen auch einzelne Fälle vor, wo man laute
av mieux Leute, die wegen Dienstuutauglichkeit aus dänischen oder preußischen
Diensten entlassen worden waren, in Kniphausen neu engagirte, da sie ja den
dortigen Dienst immer noch versehen könnten. Auch scheinen nur ganz be¬
scheidene Seelen wiederholte Kapitulationen eingegangen zu sein. Vielfach
kamen Desertionen vor, und bei dem kleinen Gebiet, in dem man sofort die
Grenze erreichen konnte, war den Fahnenflüchtigen, nach Nürnberger Rechten,
nicht beizukommen.

In der Stammliste des Jahres 1763 sind nur ein Sergeant, ein Tambour
und sechs Gemeine verzeichnet, und darunter ist vermerkt: „Beurlaubte sind
nicht vorhanden, sondern sie müssen sämmtlich Dienste thun." In dem An¬
schreiben des Kanzleiraths Brüning heißt es: „Ich sehe nicht, wie wir Mal
die alte Mannschaft wieder werden kompletiren können, weil die Soldaten
gleichsam hier zur aversion geworden sind, ich will indessen doch alles mögliche
dazu beitragen. Indessen würde es ans die übrigen, welche Lohnwachen thuen
müssen, ankommen, wiewohl es zur Sommerzeit noch gehet, worin sie die
Dienste besser aushalten können."

Zum Schluß kommt dann noch ein Stoßseufzer: „Des Gottfried Metzing's
Ziel ist ebenfalls den 5. April u. g,. vxxiriröt und er will auch nicht länger
dienen. Vielleicht läßt sich dieser alte Knab (er war 57 Jahre alt) noch
halten." Unter diesen Umständen nahm man es mit dem guten Leumund der
zu engagirenden nicht immer genau. In einem Schreiben des mehrgenannten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/220>, abgerufen am 28.09.2024.