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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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Uniformirung vorausgesetzt, einen gar stattlichen Eindruck. Unteroffiziere und
Gemeine trugen blaue Uniformen mit rothen Aufschlägen, Kragen und dito
Unterfutter, das Grnudtuch bei den Tambours war, statt von blauer, von
rother Farbe. Die Röcke waren mit weißen Liezen, sogenannten Branden-
bourgs, besetzt und endeten gegenüber den 22 Knopflöchern auf jeder Seite
mit weißen wollenen Quasten. Die Unteroffiziere hatten silberne Bandtressen
und ebenso silberne Franzen als Püschel. Unterweste und Hose waren von
weißem Kirsei. Den Hals umschloß eine rothe Halsbinde. Auf dem Haupte
saß ein dreieckiger Hut mit weißer wollener Tresse (bei den Unteroffizieren von
Silber) sowie mit gelb- und rother Schnur, welche in zwei Quasten endete.
Hinten hing natürlich der unvermeidliche Zopf. Am Säbel, der von einem
weißledernen Baudoliere getragen wurde, befand sich ein roth-gelbes Portepee.
Von den Bekleidungsgegenständen wurden Beinkleider, Strümpfe, Kamaschen,
Schuhe, Halsbinden und drei Ellen schwarzwollenes Zopfband jährlich geliefert,
wogegen man Rock, Kamisol und Hut eine Tragezeit von drei Jahren zu-
muthete. Wie es mit den Hemden gehalten wurde, läßt sich aus dem Beklei-
duugsetat uicht ersehen, in nawra, scheinen sie nicht geliefert worden zu sein;
wir wollen jedoch annehmen, daß dies schon damals in allen Armeen für
nothwendig erachtete Bekleidungsstück auch der braven Millne nicht entzogen
worden ist. Die vollständigen Einkleidnngskosten betrugen für einen Unter¬
offizier 21 Thaler 14 Grote, für den Tambour 16 Thaler und für einen Ge¬
meinen 13 Thaler 5 Grote.

Wie auch in größeren Armeen, wurden wohl zuweilen Uniformsverände-
rnngen beliebt oder wenigstens in Vorschlag gebracht. Kanzleirath Brüning
wollte in dieser Beziehung große Reformen einführen. Er brachte in Vor¬
schlag, "man möchte doch die Mundirungen simpler und auch vor denen Leuten
kommoder einrichten, als z. B. blaue Kamisoler und Beinkleider, Rock mit
blauen Aufschlägen und Kragen ohne alle Zierrathen." Es wurde ihm jedoch
bedeutet, daß die Kniphausenschen althistorischer Traditionen es nicht räthlich
erscheinen ließen, auf solche Neuerungen einzugehen, da sie das Land und die
Armee verstimmen würden. Es müsse sonach bei der bisherigen Uniformirung
verbleiben, nur daß im Interesse der Staatskasse die etwaigen unnöthigen
Zierrathen weggelassen werden dürften.

Auf die Bewaffnung der Burgmilice werden wir später noch zurückkommen
und wollen uns nun zunächst mit der Aufbringung der Mannschaften, oder
wie wir jetzt sagen mit der Heeresergänzung, demnächst mit dem Dienst¬
betrieb ans Schloß und Feste Kniphausen beschäftigen und dabei einige Seiten¬
blicke auf die Disziplin, resp, auf den militärischen Werth der Truppe werfen.

In Bezug auf die Art und Weise der Werbung -- denn die allgemeine


Uniformirung vorausgesetzt, einen gar stattlichen Eindruck. Unteroffiziere und
Gemeine trugen blaue Uniformen mit rothen Aufschlägen, Kragen und dito
Unterfutter, das Grnudtuch bei den Tambours war, statt von blauer, von
rother Farbe. Die Röcke waren mit weißen Liezen, sogenannten Branden-
bourgs, besetzt und endeten gegenüber den 22 Knopflöchern auf jeder Seite
mit weißen wollenen Quasten. Die Unteroffiziere hatten silberne Bandtressen
und ebenso silberne Franzen als Püschel. Unterweste und Hose waren von
weißem Kirsei. Den Hals umschloß eine rothe Halsbinde. Auf dem Haupte
saß ein dreieckiger Hut mit weißer wollener Tresse (bei den Unteroffizieren von
Silber) sowie mit gelb- und rother Schnur, welche in zwei Quasten endete.
Hinten hing natürlich der unvermeidliche Zopf. Am Säbel, der von einem
weißledernen Baudoliere getragen wurde, befand sich ein roth-gelbes Portepee.
Von den Bekleidungsgegenständen wurden Beinkleider, Strümpfe, Kamaschen,
Schuhe, Halsbinden und drei Ellen schwarzwollenes Zopfband jährlich geliefert,
wogegen man Rock, Kamisol und Hut eine Tragezeit von drei Jahren zu-
muthete. Wie es mit den Hemden gehalten wurde, läßt sich aus dem Beklei-
duugsetat uicht ersehen, in nawra, scheinen sie nicht geliefert worden zu sein;
wir wollen jedoch annehmen, daß dies schon damals in allen Armeen für
nothwendig erachtete Bekleidungsstück auch der braven Millne nicht entzogen
worden ist. Die vollständigen Einkleidnngskosten betrugen für einen Unter¬
offizier 21 Thaler 14 Grote, für den Tambour 16 Thaler und für einen Ge¬
meinen 13 Thaler 5 Grote.

Wie auch in größeren Armeen, wurden wohl zuweilen Uniformsverände-
rnngen beliebt oder wenigstens in Vorschlag gebracht. Kanzleirath Brüning
wollte in dieser Beziehung große Reformen einführen. Er brachte in Vor¬
schlag, „man möchte doch die Mundirungen simpler und auch vor denen Leuten
kommoder einrichten, als z. B. blaue Kamisoler und Beinkleider, Rock mit
blauen Aufschlägen und Kragen ohne alle Zierrathen." Es wurde ihm jedoch
bedeutet, daß die Kniphausenschen althistorischer Traditionen es nicht räthlich
erscheinen ließen, auf solche Neuerungen einzugehen, da sie das Land und die
Armee verstimmen würden. Es müsse sonach bei der bisherigen Uniformirung
verbleiben, nur daß im Interesse der Staatskasse die etwaigen unnöthigen
Zierrathen weggelassen werden dürften.

Auf die Bewaffnung der Burgmilice werden wir später noch zurückkommen
und wollen uns nun zunächst mit der Aufbringung der Mannschaften, oder
wie wir jetzt sagen mit der Heeresergänzung, demnächst mit dem Dienst¬
betrieb ans Schloß und Feste Kniphausen beschäftigen und dabei einige Seiten¬
blicke auf die Disziplin, resp, auf den militärischen Werth der Truppe werfen.

In Bezug auf die Art und Weise der Werbung — denn die allgemeine


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[0218] Uniformirung vorausgesetzt, einen gar stattlichen Eindruck. Unteroffiziere und Gemeine trugen blaue Uniformen mit rothen Aufschlägen, Kragen und dito Unterfutter, das Grnudtuch bei den Tambours war, statt von blauer, von rother Farbe. Die Röcke waren mit weißen Liezen, sogenannten Branden- bourgs, besetzt und endeten gegenüber den 22 Knopflöchern auf jeder Seite mit weißen wollenen Quasten. Die Unteroffiziere hatten silberne Bandtressen und ebenso silberne Franzen als Püschel. Unterweste und Hose waren von weißem Kirsei. Den Hals umschloß eine rothe Halsbinde. Auf dem Haupte saß ein dreieckiger Hut mit weißer wollener Tresse (bei den Unteroffizieren von Silber) sowie mit gelb- und rother Schnur, welche in zwei Quasten endete. Hinten hing natürlich der unvermeidliche Zopf. Am Säbel, der von einem weißledernen Baudoliere getragen wurde, befand sich ein roth-gelbes Portepee. Von den Bekleidungsgegenständen wurden Beinkleider, Strümpfe, Kamaschen, Schuhe, Halsbinden und drei Ellen schwarzwollenes Zopfband jährlich geliefert, wogegen man Rock, Kamisol und Hut eine Tragezeit von drei Jahren zu- muthete. Wie es mit den Hemden gehalten wurde, läßt sich aus dem Beklei- duugsetat uicht ersehen, in nawra, scheinen sie nicht geliefert worden zu sein; wir wollen jedoch annehmen, daß dies schon damals in allen Armeen für nothwendig erachtete Bekleidungsstück auch der braven Millne nicht entzogen worden ist. Die vollständigen Einkleidnngskosten betrugen für einen Unter¬ offizier 21 Thaler 14 Grote, für den Tambour 16 Thaler und für einen Ge¬ meinen 13 Thaler 5 Grote. Wie auch in größeren Armeen, wurden wohl zuweilen Uniformsverände- rnngen beliebt oder wenigstens in Vorschlag gebracht. Kanzleirath Brüning wollte in dieser Beziehung große Reformen einführen. Er brachte in Vor¬ schlag, „man möchte doch die Mundirungen simpler und auch vor denen Leuten kommoder einrichten, als z. B. blaue Kamisoler und Beinkleider, Rock mit blauen Aufschlägen und Kragen ohne alle Zierrathen." Es wurde ihm jedoch bedeutet, daß die Kniphausenschen althistorischer Traditionen es nicht räthlich erscheinen ließen, auf solche Neuerungen einzugehen, da sie das Land und die Armee verstimmen würden. Es müsse sonach bei der bisherigen Uniformirung verbleiben, nur daß im Interesse der Staatskasse die etwaigen unnöthigen Zierrathen weggelassen werden dürften. Auf die Bewaffnung der Burgmilice werden wir später noch zurückkommen und wollen uns nun zunächst mit der Aufbringung der Mannschaften, oder wie wir jetzt sagen mit der Heeresergänzung, demnächst mit dem Dienst¬ betrieb ans Schloß und Feste Kniphausen beschäftigen und dabei einige Seiten¬ blicke auf die Disziplin, resp, auf den militärischen Werth der Truppe werfen. In Bezug auf die Art und Weise der Werbung — denn die allgemeine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/218>, abgerufen am 28.09.2024.