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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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in die Hände geben, da sie größtentheils zu einfältig und zu ungeschickt sind,
um sie gehörig und mit Nutzen handhaben zu können. Wenigstens gilt dies
von allen den Maschinen, welche ein besonders aufmerksames, Auge und eine
feinfühlige Hand erfordern. Negermädchen, die sich mit Nätherei befassen,
liefern (mit Ausnahme derer, die in gebildeten Familien auferzogen und be¬
lehrt worden sind) Arbeit mit großen, plumpen Stichen, und die Wäscherinnen
verderben die ihnen anvertraute Wäsche, machen sie voll Rostflecken, zerreißen
sie, waschen die Knöpfe ab, versengen sie beim Plätten und wissen sie nicht
ordentlich zu stärken. Farbige Köchinnen mißhandeln in der Regel die Oefen,
lassen sie dick voll Ruß werden und bewirken auf diese Weise, daß sie nur
halb so lange halten, als sie eigentlich sollten.

Eine Zeit lang war es eine Seltenheit in Südcarolina, wenn man einen
neuen Buggy, eine neue Kutsche oder ein anständiges Pferd zu sehen bekam.
Die Pferde wurden dadurch verdorben, daß man sie vor den Pflug spannte
oder sonst zu schwerer Arbeit verwendete, und die einzigen Luxusfnhrwerke
waren die, welche im Kriege erhalten geblieben waren. Die Kutschen der
wohlhabendsten Bürger des Staates waren plumpe, elende, alte Rumpelkästen,
die aussahen, als ob sie vor Alter zerfallen wollten, und das Gespann vor
ihnen bestand aus zwei Maulthieren oder einem Maulthier mit kahlem
Schwänze und einer alten Mähre, die an Don Quixotes Rosinante erinnerte.
Das Geschirr war geflickt, die Peitsche zur Hälfte abgebrochen und zu einem
Griff für einen als Geißel dienenden Riemen geworden. Sehr Viele fahren
noch jetzt in dieser Weise umher, neue Kutschen sind selten zu sehen, dagegen
sind Manche jetzt wieder in die Lage gekommen, sich wenigstens einen anstän¬
digen Buggy anzuschaffen. Nur in Columbia sieht man die republikanischen
Beamten, die weißen und die farbigen, in prächtigen Kutschen für 2500 Dollars
mit Livreedienern und Vollblutpferden Parade machen. Eine Zeit lang hielt
man es unter den Weißen für ein sicheres Zeichen von Unehrenhaftigkeit, wenn
jemand mit einem schönen Wagen oder Landauer herumprunkte.

Die Wohnungen der Neger sind, wie bemerkt, Schmntzhöhlen, die einen
unerträglichen Gestank aushauchen. Früher wurden sie von ihren Herren ge¬
zwungen, den Pflichten der Reinlichkeit einige Beachtung zu schenken, jetzt, wo
sie frei sind, vernachlässigen sie dieselbe fast ohne Ausnahme vollständig. Ihre
Betten sind mit einer förmlichen Schmutzrinde überzogen. Ihre häuslichen
Sitten und Beziehungen sind äußerst barbarisch, ungeordnet und unmoralisch.
Infolge ihrer schlechten Ernährung und ihrer unreinlichen Gewohnheiten leiden
sie in beklagenswerthen Grade an allerlei Krankheiten, namentlich an Haut-
übelu. Auf die Frage: "Wie geht es Ihnen heute Morgen?" erhält man von
einem Farbigen beinahe niemals die Antwort: "Vortrefflich". Fast immer


in die Hände geben, da sie größtentheils zu einfältig und zu ungeschickt sind,
um sie gehörig und mit Nutzen handhaben zu können. Wenigstens gilt dies
von allen den Maschinen, welche ein besonders aufmerksames, Auge und eine
feinfühlige Hand erfordern. Negermädchen, die sich mit Nätherei befassen,
liefern (mit Ausnahme derer, die in gebildeten Familien auferzogen und be¬
lehrt worden sind) Arbeit mit großen, plumpen Stichen, und die Wäscherinnen
verderben die ihnen anvertraute Wäsche, machen sie voll Rostflecken, zerreißen
sie, waschen die Knöpfe ab, versengen sie beim Plätten und wissen sie nicht
ordentlich zu stärken. Farbige Köchinnen mißhandeln in der Regel die Oefen,
lassen sie dick voll Ruß werden und bewirken auf diese Weise, daß sie nur
halb so lange halten, als sie eigentlich sollten.

Eine Zeit lang war es eine Seltenheit in Südcarolina, wenn man einen
neuen Buggy, eine neue Kutsche oder ein anständiges Pferd zu sehen bekam.
Die Pferde wurden dadurch verdorben, daß man sie vor den Pflug spannte
oder sonst zu schwerer Arbeit verwendete, und die einzigen Luxusfnhrwerke
waren die, welche im Kriege erhalten geblieben waren. Die Kutschen der
wohlhabendsten Bürger des Staates waren plumpe, elende, alte Rumpelkästen,
die aussahen, als ob sie vor Alter zerfallen wollten, und das Gespann vor
ihnen bestand aus zwei Maulthieren oder einem Maulthier mit kahlem
Schwänze und einer alten Mähre, die an Don Quixotes Rosinante erinnerte.
Das Geschirr war geflickt, die Peitsche zur Hälfte abgebrochen und zu einem
Griff für einen als Geißel dienenden Riemen geworden. Sehr Viele fahren
noch jetzt in dieser Weise umher, neue Kutschen sind selten zu sehen, dagegen
sind Manche jetzt wieder in die Lage gekommen, sich wenigstens einen anstän¬
digen Buggy anzuschaffen. Nur in Columbia sieht man die republikanischen
Beamten, die weißen und die farbigen, in prächtigen Kutschen für 2500 Dollars
mit Livreedienern und Vollblutpferden Parade machen. Eine Zeit lang hielt
man es unter den Weißen für ein sicheres Zeichen von Unehrenhaftigkeit, wenn
jemand mit einem schönen Wagen oder Landauer herumprunkte.

Die Wohnungen der Neger sind, wie bemerkt, Schmntzhöhlen, die einen
unerträglichen Gestank aushauchen. Früher wurden sie von ihren Herren ge¬
zwungen, den Pflichten der Reinlichkeit einige Beachtung zu schenken, jetzt, wo
sie frei sind, vernachlässigen sie dieselbe fast ohne Ausnahme vollständig. Ihre
Betten sind mit einer förmlichen Schmutzrinde überzogen. Ihre häuslichen
Sitten und Beziehungen sind äußerst barbarisch, ungeordnet und unmoralisch.
Infolge ihrer schlechten Ernährung und ihrer unreinlichen Gewohnheiten leiden
sie in beklagenswerthen Grade an allerlei Krankheiten, namentlich an Haut-
übelu. Auf die Frage: „Wie geht es Ihnen heute Morgen?" erhält man von
einem Farbigen beinahe niemals die Antwort: „Vortrefflich". Fast immer


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/198>, abgerufen am 21.10.2024.