Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.Frachtverkehrs; so würde z. B. bei Anlagekosten von 150,000 Thaler bei 5"/" Auf Grundlage dieser Betrachtungen werden sich zur Anlage von Frachtverkehrs; so würde z. B. bei Anlagekosten von 150,000 Thaler bei 5"/„ Auf Grundlage dieser Betrachtungen werden sich zur Anlage von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0187" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138418"/> <p xml:id="ID_532" prev="#ID_531"> Frachtverkehrs; so würde z. B. bei Anlagekosten von 150,000 Thaler bei 5"/„<lb/> Verzinsung und 1^°/« Unterhaltung^- und Verwaltungskosten und bei 0,150 Pf.<lb/> Gebührentarif pro Centner und Meile schon 22,500,000 Centner Transport<lb/> genügen, wo hingegen 200,000 Thaler Anlagekosten bei gleichen Bedingungen<lb/> 30,000,000 Centner verlangen, 300,000 Thaler 45 Millionen Centner und<lb/> 600,000 Thaler 90 Millionen Centner erfordern. Würde der Gebührentarif<lb/> etwas erhöht, etwa auf 0,200 Pfennige oder gar auf 0,250 Pfennige gesetzt,<lb/> so würde die nöthige Frachtmasse sich bedeutend herabsetzen, so daß bei dem<lb/> letzten Tarif und bei Anlagekosten von 600,000 Thaler pro Meile nur<lb/> 54 Millionen Centner nothwendig sein würden. Ans dieser Caleulation geht<lb/> denn auch genau hervor, wann ein Kanal überhaupt als lebensfähiges Unter¬<lb/> nehmen möglich ist. Besteht bereits zwischen zwei Orten ein Verkehr, der dem<lb/> geforderten Quantum entspricht oder dasselbe übertrifft, so ist, wenn es die<lb/> topographischen Verhältnisse gestatten, eine Kanalanlage durchaus berechtigt.<lb/> Durchgehends muß als Minimalgesetz der Transport von 20 bis 30 Millionen<lb/> Centner pro Meile angenommen werden. Ist dieser Satz vorhanden, so ist es<lb/> ebenso wenig gefährlich, 50 Meilen als 1 Meile Kanal in Angriff zu-nehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_533" next="#ID_534"> Auf Grundlage dieser Betrachtungen werden sich zur Anlage von<lb/> Kanälen dazu gerade diejenigen Gegenden eignen, welche entweder eine<lb/> große bergmännische Produktion aufzuweisen haben oder eine bedeutende<lb/> Rohstoffeonsumtion, oder die Centralpunkte der großen Industrie. Es<lb/> kommen demnach namentlich in Betracht die großen Hafenstädte, die großen<lb/> Industriestädte und die Hauptpunkte bergmännischer Produktion; letztere<lb/> mit den erstern beiden in Verbindung zu setzen, wird demnach die Hauptaufgabe<lb/> des deutschen Kanalnetzes fein. Im Vordergrunde steht hier nun namentlich<lb/> Oberschlesien, welches jährlich circa 120 bis 130 Millionen Centner Kohlen<lb/> fördert, die theils nach Schlesien und Berlin, theils nach Wien und bis zur<lb/> Ostsee gehen. Außerdem kommen anch über Schlesien die großen Ausführen<lb/> von Holz und Getreide aus Ungarn und Galizien nach Norddeutschland in<lb/> Betracht. Ein anderer großer Centralpunkt industrieller Thätigkeit und zwar auf<lb/> mondänen und landwirtschaftlichen Gebiete ist die Absenkung des Harzes von<lb/> Goslar bis Halle. Im Ocker- und Radauthale sind die zahlreichen Hütten,<lb/> in welchen die Klausthaler und Andrecisberger Bergbau-Produkte verarbeitet<lb/> werden. Daran schließt sich dann bis Magdeburg ein äußerst fruchtbarer<lb/> Landstrich, in welchem die Landwirthschaft ans der höchsten Stufe steht und<lb/> sich mit der Industrie zu intensivster Produktion vereinigt hat. Dort befinden<lb/> sich zahlreiche Brennereien, Mästereien, Stärke- und Cichorienfabriken sowie<lb/> auf einem kleinen Raume zusammengedrängt liber 80 Rübenzuckerfabriken vom<lb/> größten Umfange. Dazu kommt Staßfurt mit seinen Salzen und Kalisalzen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0187]
Frachtverkehrs; so würde z. B. bei Anlagekosten von 150,000 Thaler bei 5"/„
Verzinsung und 1^°/« Unterhaltung^- und Verwaltungskosten und bei 0,150 Pf.
Gebührentarif pro Centner und Meile schon 22,500,000 Centner Transport
genügen, wo hingegen 200,000 Thaler Anlagekosten bei gleichen Bedingungen
30,000,000 Centner verlangen, 300,000 Thaler 45 Millionen Centner und
600,000 Thaler 90 Millionen Centner erfordern. Würde der Gebührentarif
etwas erhöht, etwa auf 0,200 Pfennige oder gar auf 0,250 Pfennige gesetzt,
so würde die nöthige Frachtmasse sich bedeutend herabsetzen, so daß bei dem
letzten Tarif und bei Anlagekosten von 600,000 Thaler pro Meile nur
54 Millionen Centner nothwendig sein würden. Ans dieser Caleulation geht
denn auch genau hervor, wann ein Kanal überhaupt als lebensfähiges Unter¬
nehmen möglich ist. Besteht bereits zwischen zwei Orten ein Verkehr, der dem
geforderten Quantum entspricht oder dasselbe übertrifft, so ist, wenn es die
topographischen Verhältnisse gestatten, eine Kanalanlage durchaus berechtigt.
Durchgehends muß als Minimalgesetz der Transport von 20 bis 30 Millionen
Centner pro Meile angenommen werden. Ist dieser Satz vorhanden, so ist es
ebenso wenig gefährlich, 50 Meilen als 1 Meile Kanal in Angriff zu-nehmen.
Auf Grundlage dieser Betrachtungen werden sich zur Anlage von
Kanälen dazu gerade diejenigen Gegenden eignen, welche entweder eine
große bergmännische Produktion aufzuweisen haben oder eine bedeutende
Rohstoffeonsumtion, oder die Centralpunkte der großen Industrie. Es
kommen demnach namentlich in Betracht die großen Hafenstädte, die großen
Industriestädte und die Hauptpunkte bergmännischer Produktion; letztere
mit den erstern beiden in Verbindung zu setzen, wird demnach die Hauptaufgabe
des deutschen Kanalnetzes fein. Im Vordergrunde steht hier nun namentlich
Oberschlesien, welches jährlich circa 120 bis 130 Millionen Centner Kohlen
fördert, die theils nach Schlesien und Berlin, theils nach Wien und bis zur
Ostsee gehen. Außerdem kommen anch über Schlesien die großen Ausführen
von Holz und Getreide aus Ungarn und Galizien nach Norddeutschland in
Betracht. Ein anderer großer Centralpunkt industrieller Thätigkeit und zwar auf
mondänen und landwirtschaftlichen Gebiete ist die Absenkung des Harzes von
Goslar bis Halle. Im Ocker- und Radauthale sind die zahlreichen Hütten,
in welchen die Klausthaler und Andrecisberger Bergbau-Produkte verarbeitet
werden. Daran schließt sich dann bis Magdeburg ein äußerst fruchtbarer
Landstrich, in welchem die Landwirthschaft ans der höchsten Stufe steht und
sich mit der Industrie zu intensivster Produktion vereinigt hat. Dort befinden
sich zahlreiche Brennereien, Mästereien, Stärke- und Cichorienfabriken sowie
auf einem kleinen Raume zusammengedrängt liber 80 Rübenzuckerfabriken vom
größten Umfange. Dazu kommt Staßfurt mit seinen Salzen und Kalisalzen
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