Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.in der That mußte jetzt auf eine feierliche Bestattung der Leiche BeHins Verzicht NMents, ille taoie ?rv.L8ain qui eouwäit. KMrg.in, Die maßlose Leidenschaft, die dem Manne eigen war, erschwert es, seine Eine philosophisch-theologische Controverse beschäftigte damals die Geister, 5) Siehe Myslentas Züge, der Preußens Hydra zerschmettert.
Willst du verstehen den Mann? Schau einen Luther in ihm. in der That mußte jetzt auf eine feierliche Bestattung der Leiche BeHins Verzicht NMents, ille taoie ?rv.L8ain qui eouwäit. KMrg.in, Die maßlose Leidenschaft, die dem Manne eigen war, erschwert es, seine Eine philosophisch-theologische Controverse beschäftigte damals die Geister, 5) Siehe Myslentas Züge, der Preußens Hydra zerschmettert.
Willst du verstehen den Mann? Schau einen Luther in ihm. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0134" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138365"/> <p xml:id="ID_370" prev="#ID_369"> in der That mußte jetzt auf eine feierliche Bestattung der Leiche BeHins Verzicht<lb/> geleistet werden, sie wurde in einem Privcitgrundstttck vorläufig beigesetzt, und<lb/> erst am 4ten Juni 1652 konnte sie ihrer bleibenden Ruhestätte übergeben<lb/> werden. In der Jackheimer Kirche hielt Dreier die Leichenpredigt, dann<lb/> wurde in feierlicher Prozession die Leiche durch die drei Städte getragen und<lb/> im Dom in der Nähe des Professorenstuhls beerdigt. Am 20ten April 1653<lb/> starb auch Myslenta; unter seinem Bilde im Dome steht die Inschrift:</p><lb/> <quote> NMents, ille taoie ?rv.L8ain qui eouwäit. KMrg.in,<lb/> Vis xenst-rare virum? ahnte I,utusru8 srat,</quote><lb/> <p xml:id="ID_371"> Die maßlose Leidenschaft, die dem Manne eigen war, erschwert es, seine<lb/> Verdienste zu würdigen. Und doch fehlte es an solchen nicht. Auch abgesehen<lb/> von seinen wissenschaftlichen Leistungen, läßt sich nicht leugnen, daß seinem<lb/> Kampfe gegen Latermann berechtigte Motive zu Grunde lagen. Der Calix-<lb/> tinismus in Königsberg trug einen katholisirenden Charakter. Seine Verbreitung<lb/> hatte mehrfache Conversionen zur römischen Kirche zur Folge. Ein Professor<lb/> der Theologie und drei Prediger, fünf juristische und vier medizinische Professoren,<lb/> zwei Magister und einige zwanzig Studenten traten aus der evangelischen zur<lb/> katholischen Kirche über. Der Kirchenhistoriker Grabe vertauschte den deutschen<lb/> Protestantismus mit der Episkopalkirche Englands. Dreier forderte, daß<lb/> die Passionszeit hindurch gefastet werde. Ein Sohn Dachs, Robertin endete,<lb/> zum zweiten Mal Katholik, sein Leben in einem Kloster zu Braunsberg. In<lb/> engem Bunde sehen wir in dieser Zeit die theologischen und philosophische<lb/> sentier stehen. Die letzteren wurden zum großen Theil in theologisch-kirch¬<lb/> lichem Interesse getrieben und dienten dem Zwecke, Irrlehren zu widerlegen.<lb/> Und Theologen waren denn anch vielfach auf philosophischem Gebiet thätig,<lb/> so Abraham Calvo, Christian Dreier, Michael Zeidler. Die herrschende Phi¬<lb/> losophie schöpfte aus Aristoteles. Mit Altdorf und Helmstedt rivalisirte Königs¬<lb/> berg als ausgezeichnete Lehrstätte Aristotelischer Philosophie. Ein vorzüglicher<lb/> Kenner derselben war der Rektor der altstädtischen Schule, Hartwich Wichelmann.</p><lb/> <p xml:id="ID_372" next="#ID_373"> Eine philosophisch-theologische Controverse beschäftigte damals die Geister,<lb/> welche den Ursprung der einzelnen Menschenseele betraf. Der Rektor der<lb/> kneiphöfischen Schule, Neufeld, ließ sie durch die natürliche Fortpflanzung<lb/> entstehen und vertrat so den sogenannten Traduzianismus, während Dreier sie<lb/> durch eiuen besondern göttlichen Schöpfungsakt begründet sah, also den soge¬<lb/> nannten Creatianismns vertheidigte. Das philosophische Studium trug einen<lb/> durchaus abstrakten Charakter und war dem Gebiet der sinnlichen Erfahrung</p><lb/> <note xml:id="FID_10" place="foot"> 5) Siehe Myslentas Züge, der Preußens Hydra zerschmettert.<lb/> Willst du verstehen den Mann? Schau einen Luther in ihm.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0134]
in der That mußte jetzt auf eine feierliche Bestattung der Leiche BeHins Verzicht
geleistet werden, sie wurde in einem Privcitgrundstttck vorläufig beigesetzt, und
erst am 4ten Juni 1652 konnte sie ihrer bleibenden Ruhestätte übergeben
werden. In der Jackheimer Kirche hielt Dreier die Leichenpredigt, dann
wurde in feierlicher Prozession die Leiche durch die drei Städte getragen und
im Dom in der Nähe des Professorenstuhls beerdigt. Am 20ten April 1653
starb auch Myslenta; unter seinem Bilde im Dome steht die Inschrift:
NMents, ille taoie ?rv.L8ain qui eouwäit. KMrg.in,
Vis xenst-rare virum? ahnte I,utusru8 srat,
Die maßlose Leidenschaft, die dem Manne eigen war, erschwert es, seine
Verdienste zu würdigen. Und doch fehlte es an solchen nicht. Auch abgesehen
von seinen wissenschaftlichen Leistungen, läßt sich nicht leugnen, daß seinem
Kampfe gegen Latermann berechtigte Motive zu Grunde lagen. Der Calix-
tinismus in Königsberg trug einen katholisirenden Charakter. Seine Verbreitung
hatte mehrfache Conversionen zur römischen Kirche zur Folge. Ein Professor
der Theologie und drei Prediger, fünf juristische und vier medizinische Professoren,
zwei Magister und einige zwanzig Studenten traten aus der evangelischen zur
katholischen Kirche über. Der Kirchenhistoriker Grabe vertauschte den deutschen
Protestantismus mit der Episkopalkirche Englands. Dreier forderte, daß
die Passionszeit hindurch gefastet werde. Ein Sohn Dachs, Robertin endete,
zum zweiten Mal Katholik, sein Leben in einem Kloster zu Braunsberg. In
engem Bunde sehen wir in dieser Zeit die theologischen und philosophische
sentier stehen. Die letzteren wurden zum großen Theil in theologisch-kirch¬
lichem Interesse getrieben und dienten dem Zwecke, Irrlehren zu widerlegen.
Und Theologen waren denn anch vielfach auf philosophischem Gebiet thätig,
so Abraham Calvo, Christian Dreier, Michael Zeidler. Die herrschende Phi¬
losophie schöpfte aus Aristoteles. Mit Altdorf und Helmstedt rivalisirte Königs¬
berg als ausgezeichnete Lehrstätte Aristotelischer Philosophie. Ein vorzüglicher
Kenner derselben war der Rektor der altstädtischen Schule, Hartwich Wichelmann.
Eine philosophisch-theologische Controverse beschäftigte damals die Geister,
welche den Ursprung der einzelnen Menschenseele betraf. Der Rektor der
kneiphöfischen Schule, Neufeld, ließ sie durch die natürliche Fortpflanzung
entstehen und vertrat so den sogenannten Traduzianismus, während Dreier sie
durch eiuen besondern göttlichen Schöpfungsakt begründet sah, also den soge¬
nannten Creatianismns vertheidigte. Das philosophische Studium trug einen
durchaus abstrakten Charakter und war dem Gebiet der sinnlichen Erfahrung
5) Siehe Myslentas Züge, der Preußens Hydra zerschmettert.
Willst du verstehen den Mann? Schau einen Luther in ihm.
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