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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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auferleget. Nach diesem kam ich gen Ulm (?) an des Markgrafen Albrechts Hof^
welcher mich zuhandt seinem Sohn,. Markgrafen Friedrich und Ihrer beiden
Geraden Gemahlinnen gnädiglich annahm. Daselbst verharret ich bei Ihren Fürst¬
lichen Gnaden 14 Tage, führeten mich fast alle Tage mit sich 'uns die Jagden,
setzten mich gleichfalls an ihre Seiten zur Tafel mir viel Ehre bezeigende. Den
Tag aber vor meinem Abschied kam Markgraf Friedrich auf einen Saale nach
gehaltenem Nachtessen in Beisein aller Edelleute und ganzem Hofgesinde zu
mir und hinge mir seines Herren Vaters eigene Gesellschaft an Hals mit
öffentlicher, lautbarer Aussage, daß ich dieser Verehrung vor andern Rittern
wohl würdig wär, wollte derrwegen dieselbe und Ihrer beiden Gnaden willen
vor Königen und Fürsten, zu deuen ich künstig kommen würde, zum Gedächtniß
tragen, nähme mich auch bei der Hand und führet mich mit Begleitung vieles
Hofgesindes, welche alle Winde- oder Stäbe-Leuchter trugen, zu seinem Herrn
Vater und Frau Mutter. Die gesegnete ich desselben Abends und dankte ihnen
mit allein Fleiß von wegen aller ihrer Geschenk, Ehren und Wohlthaten, so
sie mir nicht aus meinem Verdienst, sondern aus lauter Gnaden und Gunst
bezeiget hätten. Des andern Tages lösete man mich aus der Herberge und
ward dnrch zwee von Adel gen Nürnberg vergleitet, daselbsten ich etliche
Zeit über verbliebe um der Schwachheit und Krankheit willen, die mich nach
so vielfältiger und großer Mühe und Arbeit, auf der Reise ausgestanden,
bestrickete." --

"Nach des heiligen Leichncuubstage in 1486 Jahre reifere ich von Nürn¬
berg aus und kam in Dvhringen in die Stadt Weymar, da Herzog Ernst Hof hält.
Den fände ich daselbsten nicht, Seine Fürstliche Gerade ließen mir aber durch
ihren Einspännigen entbieten, ich sollte Ihrer Fürstlichen Gnade Ankunft erwarte,?,
welches geschah und verharrete bei 14 Tagen daselbst."

Indes ward der Fürst krank und dieweil er selbst zur Stelle nicht sein
noch kommen konnte, schickte er seiner Söhne zweue junge Fürsten, die mir an
Statt ihres Herrn Vaters Verhör gaben, und drei Tage nachher luden sie
wich zu Tische und wurden allda von mancherlei Ritterspielen mit mir zur
Rede, hätten mich anch gerne eine Zeitlang bei sich behalten, ich bedankte mich
aber und nahm folgenden Tages meinen Abschied, wurde auch banalen aus
der Herberge gelöset. Darnach kam ich gen Leipzig in Meißen, da fand ich
Herzog Albrecht von Sachsen mit allen seinen Herren, Rittern und Edelleuten
versammlet, der mich gnädig annahm, gab mir auch alsobald Verhör, inde mich
zum Essen und bezeigete mir zuhandt den Seinigen viel Ehr. Nach 10 Tagen



*) Albrecht Achilles von Brandenburg, Ulm ist wohl hier ein Schreibfehler, ob aberKulmbach oder ein anderer Ort anzunehmen ist, ist bei der Unbestimmtheit der Heil desBesuchs schwer zu sagen.

auferleget. Nach diesem kam ich gen Ulm (?) an des Markgrafen Albrechts Hof^
welcher mich zuhandt seinem Sohn,. Markgrafen Friedrich und Ihrer beiden
Geraden Gemahlinnen gnädiglich annahm. Daselbst verharret ich bei Ihren Fürst¬
lichen Gnaden 14 Tage, führeten mich fast alle Tage mit sich 'uns die Jagden,
setzten mich gleichfalls an ihre Seiten zur Tafel mir viel Ehre bezeigende. Den
Tag aber vor meinem Abschied kam Markgraf Friedrich auf einen Saale nach
gehaltenem Nachtessen in Beisein aller Edelleute und ganzem Hofgesinde zu
mir und hinge mir seines Herren Vaters eigene Gesellschaft an Hals mit
öffentlicher, lautbarer Aussage, daß ich dieser Verehrung vor andern Rittern
wohl würdig wär, wollte derrwegen dieselbe und Ihrer beiden Gnaden willen
vor Königen und Fürsten, zu deuen ich künstig kommen würde, zum Gedächtniß
tragen, nähme mich auch bei der Hand und führet mich mit Begleitung vieles
Hofgesindes, welche alle Winde- oder Stäbe-Leuchter trugen, zu seinem Herrn
Vater und Frau Mutter. Die gesegnete ich desselben Abends und dankte ihnen
mit allein Fleiß von wegen aller ihrer Geschenk, Ehren und Wohlthaten, so
sie mir nicht aus meinem Verdienst, sondern aus lauter Gnaden und Gunst
bezeiget hätten. Des andern Tages lösete man mich aus der Herberge und
ward dnrch zwee von Adel gen Nürnberg vergleitet, daselbsten ich etliche
Zeit über verbliebe um der Schwachheit und Krankheit willen, die mich nach
so vielfältiger und großer Mühe und Arbeit, auf der Reise ausgestanden,
bestrickete." —

„Nach des heiligen Leichncuubstage in 1486 Jahre reifere ich von Nürn¬
berg aus und kam in Dvhringen in die Stadt Weymar, da Herzog Ernst Hof hält.
Den fände ich daselbsten nicht, Seine Fürstliche Gerade ließen mir aber durch
ihren Einspännigen entbieten, ich sollte Ihrer Fürstlichen Gnade Ankunft erwarte,?,
welches geschah und verharrete bei 14 Tagen daselbst."

Indes ward der Fürst krank und dieweil er selbst zur Stelle nicht sein
noch kommen konnte, schickte er seiner Söhne zweue junge Fürsten, die mir an
Statt ihres Herrn Vaters Verhör gaben, und drei Tage nachher luden sie
wich zu Tische und wurden allda von mancherlei Ritterspielen mit mir zur
Rede, hätten mich anch gerne eine Zeitlang bei sich behalten, ich bedankte mich
aber und nahm folgenden Tages meinen Abschied, wurde auch banalen aus
der Herberge gelöset. Darnach kam ich gen Leipzig in Meißen, da fand ich
Herzog Albrecht von Sachsen mit allen seinen Herren, Rittern und Edelleuten
versammlet, der mich gnädig annahm, gab mir auch alsobald Verhör, inde mich
zum Essen und bezeigete mir zuhandt den Seinigen viel Ehr. Nach 10 Tagen



*) Albrecht Achilles von Brandenburg, Ulm ist wohl hier ein Schreibfehler, ob aberKulmbach oder ein anderer Ort anzunehmen ist, ist bei der Unbestimmtheit der Heil desBesuchs schwer zu sagen.
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[0515] auferleget. Nach diesem kam ich gen Ulm (?) an des Markgrafen Albrechts Hof^ welcher mich zuhandt seinem Sohn,. Markgrafen Friedrich und Ihrer beiden Geraden Gemahlinnen gnädiglich annahm. Daselbst verharret ich bei Ihren Fürst¬ lichen Gnaden 14 Tage, führeten mich fast alle Tage mit sich 'uns die Jagden, setzten mich gleichfalls an ihre Seiten zur Tafel mir viel Ehre bezeigende. Den Tag aber vor meinem Abschied kam Markgraf Friedrich auf einen Saale nach gehaltenem Nachtessen in Beisein aller Edelleute und ganzem Hofgesinde zu mir und hinge mir seines Herren Vaters eigene Gesellschaft an Hals mit öffentlicher, lautbarer Aussage, daß ich dieser Verehrung vor andern Rittern wohl würdig wär, wollte derrwegen dieselbe und Ihrer beiden Gnaden willen vor Königen und Fürsten, zu deuen ich künstig kommen würde, zum Gedächtniß tragen, nähme mich auch bei der Hand und führet mich mit Begleitung vieles Hofgesindes, welche alle Winde- oder Stäbe-Leuchter trugen, zu seinem Herrn Vater und Frau Mutter. Die gesegnete ich desselben Abends und dankte ihnen mit allein Fleiß von wegen aller ihrer Geschenk, Ehren und Wohlthaten, so sie mir nicht aus meinem Verdienst, sondern aus lauter Gnaden und Gunst bezeiget hätten. Des andern Tages lösete man mich aus der Herberge und ward dnrch zwee von Adel gen Nürnberg vergleitet, daselbsten ich etliche Zeit über verbliebe um der Schwachheit und Krankheit willen, die mich nach so vielfältiger und großer Mühe und Arbeit, auf der Reise ausgestanden, bestrickete." — „Nach des heiligen Leichncuubstage in 1486 Jahre reifere ich von Nürn¬ berg aus und kam in Dvhringen in die Stadt Weymar, da Herzog Ernst Hof hält. Den fände ich daselbsten nicht, Seine Fürstliche Gerade ließen mir aber durch ihren Einspännigen entbieten, ich sollte Ihrer Fürstlichen Gnade Ankunft erwarte,?, welches geschah und verharrete bei 14 Tagen daselbst." Indes ward der Fürst krank und dieweil er selbst zur Stelle nicht sein noch kommen konnte, schickte er seiner Söhne zweue junge Fürsten, die mir an Statt ihres Herrn Vaters Verhör gaben, und drei Tage nachher luden sie wich zu Tische und wurden allda von mancherlei Ritterspielen mit mir zur Rede, hätten mich anch gerne eine Zeitlang bei sich behalten, ich bedankte mich aber und nahm folgenden Tages meinen Abschied, wurde auch banalen aus der Herberge gelöset. Darnach kam ich gen Leipzig in Meißen, da fand ich Herzog Albrecht von Sachsen mit allen seinen Herren, Rittern und Edelleuten versammlet, der mich gnädig annahm, gab mir auch alsobald Verhör, inde mich zum Essen und bezeigete mir zuhandt den Seinigen viel Ehr. Nach 10 Tagen *) Albrecht Achilles von Brandenburg, Ulm ist wohl hier ein Schreibfehler, ob aberKulmbach oder ein anderer Ort anzunehmen ist, ist bei der Unbestimmtheit der Heil desBesuchs schwer zu sagen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/515>, abgerufen am 25.08.2024.