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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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war, welcher also den Bestand meiner Worte als ein Hochweiser König erforschet.
Denselben Tag, als ich wegreisete, fragten etliche des Königs Räthe und
Gewaltige, ob mir Königliche Majestät etwas verehret oder geschenket hätte,
wollten dadurch meinen Verstand und Weisheit Probiren und prüfen, ob ich
Seiner Königlichen Majestät derhalben übel nachreden würde. Ich antwortet
darauf, daß ich dahin nicht kommen wäre, begäbet zu werden, sondern vielmehr
Seiner Majestät Gnade zu erlangen und Seine Majestät 'zu erkennen; des
ich mich denn getröstet, ich hätte Ihrer Majestät Gnad auf nun und ewiglich
mein lebelang erlanget. Auf dies sahen sie mich an, wußten mir darauf nicht
zu antworten, sondern gesegneten mich und gingen davon. Vom Könige zog
ich aus von Satuber und kam um Mitternacht gen Lissabon. Auf nachfolgenden
Montag schickte mir ein Doktor von Königlicher Majestät wegen ein Schreiben
zu, ich sollte keineswegs hinweg reisen, sondern sollte auf Mtiviwtis Uf.riä.
Seiner Majestät Schrift und Briefe gewarten, welche mir Seiner Majestät zu
Kaiserlicher und Königlicher Majestät zuzufertigen zugesagt hätte. Der König
von Engelland hätte mir ein todt Wildschwein geben, Seiner Majestät aber
wollte mir zwei lebendige Mohren und was anders schenken. Sie schufen auch
w der Herberge, als die mich ans Königlichen Befehl hinein geführet hatten,
man sollte mir alles nach meinem Willen und Wohlgefallen geben und bei
Vermeidung des Gefängniß nichts von mir nehmen."

"Etliche PoMgalesen siud eines subtilen Verstandes, insgemein aber
werden die Edelleute, Bürger und Bauern in Portugal denen in Galizien
verglichen, welche grob und unverständig auch aller guter Sitten und Tugenden
unerfaren und unwissend sein, und obwohl dein also, bedünken sie sich doch
die allerweisesten zu sein, wie denn die Engelländer solches auch vermeinen,
die Welt sei nirgends wo, als bei ihnen. Die Portugaleser aber insgemein,
die Herren ausgenommen, sind ihrem König und unter einander ihnen selbst
viel getreuer, denn die Engelländer, sind auch nicht so grausam und unsinnig,
leben auch in Speiß und Trank gar viel mäßiger denn die Engelländer, sind
aber von Angesicht nicht so schön, denn die Engelländer, denn sie schwarzbleich
von Haut und schwarzhaarig sein, brauchen schwarze lange Mäntel oder Röck
""t großen langen Kappen aufm Rücken, wie die Augustiner, haben auch
wenig besondres von schönen Weibern, denn sie der Männer schwarze Bleich-
farbe haben, gemeiniglich aber schöne schwarze Augen und Wimpern, sind
brünstig in der Liebe wie die Engelländischen Weiber, wenn sie vertrauen dürfen,
tragen gar kleine Haupte ohne Schmuck, den Nacken aber decken sie hinten mit
kleiner Leinwand oder einem Schleier oder einem seidenen Fächel zu, vorne
°ber lassen sie sich frei sehen, denn ihre Kleider und Hemde dermaßen ausge¬
schweift sein, daß ihnen die Brust die Hälfte nackend ist, unter dem Gürtel


war, welcher also den Bestand meiner Worte als ein Hochweiser König erforschet.
Denselben Tag, als ich wegreisete, fragten etliche des Königs Räthe und
Gewaltige, ob mir Königliche Majestät etwas verehret oder geschenket hätte,
wollten dadurch meinen Verstand und Weisheit Probiren und prüfen, ob ich
Seiner Königlichen Majestät derhalben übel nachreden würde. Ich antwortet
darauf, daß ich dahin nicht kommen wäre, begäbet zu werden, sondern vielmehr
Seiner Majestät Gnade zu erlangen und Seine Majestät 'zu erkennen; des
ich mich denn getröstet, ich hätte Ihrer Majestät Gnad auf nun und ewiglich
mein lebelang erlanget. Auf dies sahen sie mich an, wußten mir darauf nicht
zu antworten, sondern gesegneten mich und gingen davon. Vom Könige zog
ich aus von Satuber und kam um Mitternacht gen Lissabon. Auf nachfolgenden
Montag schickte mir ein Doktor von Königlicher Majestät wegen ein Schreiben
zu, ich sollte keineswegs hinweg reisen, sondern sollte auf Mtiviwtis Uf.riä.
Seiner Majestät Schrift und Briefe gewarten, welche mir Seiner Majestät zu
Kaiserlicher und Königlicher Majestät zuzufertigen zugesagt hätte. Der König
von Engelland hätte mir ein todt Wildschwein geben, Seiner Majestät aber
wollte mir zwei lebendige Mohren und was anders schenken. Sie schufen auch
w der Herberge, als die mich ans Königlichen Befehl hinein geführet hatten,
man sollte mir alles nach meinem Willen und Wohlgefallen geben und bei
Vermeidung des Gefängniß nichts von mir nehmen."

„Etliche PoMgalesen siud eines subtilen Verstandes, insgemein aber
werden die Edelleute, Bürger und Bauern in Portugal denen in Galizien
verglichen, welche grob und unverständig auch aller guter Sitten und Tugenden
unerfaren und unwissend sein, und obwohl dein also, bedünken sie sich doch
die allerweisesten zu sein, wie denn die Engelländer solches auch vermeinen,
die Welt sei nirgends wo, als bei ihnen. Die Portugaleser aber insgemein,
die Herren ausgenommen, sind ihrem König und unter einander ihnen selbst
viel getreuer, denn die Engelländer, sind auch nicht so grausam und unsinnig,
leben auch in Speiß und Trank gar viel mäßiger denn die Engelländer, sind
aber von Angesicht nicht so schön, denn die Engelländer, denn sie schwarzbleich
von Haut und schwarzhaarig sein, brauchen schwarze lange Mäntel oder Röck
""t großen langen Kappen aufm Rücken, wie die Augustiner, haben auch
wenig besondres von schönen Weibern, denn sie der Männer schwarze Bleich-
farbe haben, gemeiniglich aber schöne schwarze Augen und Wimpern, sind
brünstig in der Liebe wie die Engelländischen Weiber, wenn sie vertrauen dürfen,
tragen gar kleine Haupte ohne Schmuck, den Nacken aber decken sie hinten mit
kleiner Leinwand oder einem Schleier oder einem seidenen Fächel zu, vorne
°ber lassen sie sich frei sehen, denn ihre Kleider und Hemde dermaßen ausge¬
schweift sein, daß ihnen die Brust die Hälfte nackend ist, unter dem Gürtel


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/463>, abgerufen am 24.08.2024.