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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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gedachte ich weder meines Dieners, noch der Herberge daselbst. Der König
aber als ein hochverständiger Herr, weil er die Sache von andern vernommen
und deren Gelegenheit, verschuf bald, daß mein Diener losgegeben, mir Herberge
bestellet und die alte Jesebel mit Wirth und Wirthin eingezogen und gefänglich
gesetzt wurden, welchem alsbald auch Folge geschah. Ans des Königs Zimmer
ward ich durch einen Doktor, der des Königs Kinder unterweiset und auch
ein Ritter war, in ein ander Wirthshaus oder Herberge geführet, darin er
mich nebst andern zweien Edelleuten vom Hofgesinde begleitet. Beim Könige
blieb ich bis an den Abend natlvitAtis oder Geburt Mariä.*) Des Morgens
gesegnete ich ihn und er ließ mich mit allen Geraden von sich, gab mir
Geleits- und Paßbriefe sicher zu Land und Wasser zu reisen und hundert
Croscites, das macht so viel Dukaten. Die Zeit über aber, weil ich bei ihme
war, ließ er mich allewege zu seinem Tisch, zu Zeiten auch in seine Kirche
fordern, that mir in Gnaden so große Ehre, daß ich alleweg über alle Herren
bei ihm am Tische sitzen und gleichermaßen in der Kirchen zunächst an seiner
Seiten und Gestühl stehen mußt, ließ mich auch durch seine Doktores von neuen
Zeitungen und anderen Königreichen, Königen und Fürsten, wobei ich gewesen,
sehr scharf fragen. Da ich ihn nun gesegnete, befahl er mir, ich wollte Kaiser¬
liche Majestät, den König von Hungarn, den Fürsten oder Herzog zu Burgundien,
ihnen mit Fleiß befehlen und ihnen anzeigen, worinnen er ihnen zu Gefallen
sein möchte, welches er gerne thun wollte, auch sie bitten, wann sie ihre Legation
und Botschaft gen Rom abfertigten, daß dieselben allzeit nach Seiner Majestät
Legaten, die allweg da zu sein pflegten, fragen sollten und denselben von ihrer
Kaiserlichen Majestät, Königlichen Würde und des Fürsten Wohlfart, Glück
und Zustand, welches er ihnen von Herzen gönnete und alle Stunden wünschete,
Meldung und Anzeigung zu thun, denn er hätte großen Gefallen in dem
Widerstand und Gegenwehr, die sie gegen den Ungläubigen fürwendeten, welche
ihn auch Hallwege also thun, und im Fall seine Legation oder Gesandte zu
Rom nicht angetroffen würden, ihre Kaiserliche und Königliche Majestät und
den Fürsten zu bitten, man wollte ihme solche Zeitung mit glaubwürdiger
Botschaft zu schicken durch deu König von Neapolis, welcher ihme solche Briefe
weiter wissen zuzufertigen, schriftlich wissen lassen, denn man zu Rom allewege
Leute überkäme und finde, die in Portugal reiseten. Verhieß mir auch Briefe
zuzustellen zu Lissabon, die ich Kaiserlicher Majestät, dem Könige zu Hungarn
und Herzogen in Burgundien überantworten sollt, und fast alle Tage, die ich
bei ihm wäre, hatte er einen andern Doktor als Dolmetscher. Zu Zeiten
fragte er auch über den dritten Tag, was ich zuvor von ihm gefraget worden



") 7. September 1484.

gedachte ich weder meines Dieners, noch der Herberge daselbst. Der König
aber als ein hochverständiger Herr, weil er die Sache von andern vernommen
und deren Gelegenheit, verschuf bald, daß mein Diener losgegeben, mir Herberge
bestellet und die alte Jesebel mit Wirth und Wirthin eingezogen und gefänglich
gesetzt wurden, welchem alsbald auch Folge geschah. Ans des Königs Zimmer
ward ich durch einen Doktor, der des Königs Kinder unterweiset und auch
ein Ritter war, in ein ander Wirthshaus oder Herberge geführet, darin er
mich nebst andern zweien Edelleuten vom Hofgesinde begleitet. Beim Könige
blieb ich bis an den Abend natlvitAtis oder Geburt Mariä.*) Des Morgens
gesegnete ich ihn und er ließ mich mit allen Geraden von sich, gab mir
Geleits- und Paßbriefe sicher zu Land und Wasser zu reisen und hundert
Croscites, das macht so viel Dukaten. Die Zeit über aber, weil ich bei ihme
war, ließ er mich allewege zu seinem Tisch, zu Zeiten auch in seine Kirche
fordern, that mir in Gnaden so große Ehre, daß ich alleweg über alle Herren
bei ihm am Tische sitzen und gleichermaßen in der Kirchen zunächst an seiner
Seiten und Gestühl stehen mußt, ließ mich auch durch seine Doktores von neuen
Zeitungen und anderen Königreichen, Königen und Fürsten, wobei ich gewesen,
sehr scharf fragen. Da ich ihn nun gesegnete, befahl er mir, ich wollte Kaiser¬
liche Majestät, den König von Hungarn, den Fürsten oder Herzog zu Burgundien,
ihnen mit Fleiß befehlen und ihnen anzeigen, worinnen er ihnen zu Gefallen
sein möchte, welches er gerne thun wollte, auch sie bitten, wann sie ihre Legation
und Botschaft gen Rom abfertigten, daß dieselben allzeit nach Seiner Majestät
Legaten, die allweg da zu sein pflegten, fragen sollten und denselben von ihrer
Kaiserlichen Majestät, Königlichen Würde und des Fürsten Wohlfart, Glück
und Zustand, welches er ihnen von Herzen gönnete und alle Stunden wünschete,
Meldung und Anzeigung zu thun, denn er hätte großen Gefallen in dem
Widerstand und Gegenwehr, die sie gegen den Ungläubigen fürwendeten, welche
ihn auch Hallwege also thun, und im Fall seine Legation oder Gesandte zu
Rom nicht angetroffen würden, ihre Kaiserliche und Königliche Majestät und
den Fürsten zu bitten, man wollte ihme solche Zeitung mit glaubwürdiger
Botschaft zu schicken durch deu König von Neapolis, welcher ihme solche Briefe
weiter wissen zuzufertigen, schriftlich wissen lassen, denn man zu Rom allewege
Leute überkäme und finde, die in Portugal reiseten. Verhieß mir auch Briefe
zuzustellen zu Lissabon, die ich Kaiserlicher Majestät, dem Könige zu Hungarn
und Herzogen in Burgundien überantworten sollt, und fast alle Tage, die ich
bei ihm wäre, hatte er einen andern Doktor als Dolmetscher. Zu Zeiten
fragte er auch über den dritten Tag, was ich zuvor von ihm gefraget worden



") 7. September 1484.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/462>, abgerufen am 25.08.2024.