Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.Garnisonstadt. Er muß jedoch seine Zeit zu Studien fleißig benutzt haben, Im Jahre 1806 theilte Clausewitz das Schicksal des Prinzen, der bei Das Jahr 1810 war für Clausewitz anch äußerlich ein sehr förderliches, Garnisonstadt. Er muß jedoch seine Zeit zu Studien fleißig benutzt haben, Im Jahre 1806 theilte Clausewitz das Schicksal des Prinzen, der bei Das Jahr 1810 war für Clausewitz anch äußerlich ein sehr förderliches, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0407" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/139166"/> <p xml:id="ID_1176" prev="#ID_1175"> Garnisonstadt. Er muß jedoch seine Zeit zu Studien fleißig benutzt haben,<lb/> denn in jenem Jahre gelang es ihm, Aufnahme in die Allgemeine Kriegsschule<lb/> zu Berlin zu finden. Gerade um diese Zeit war Scharnhorst an die Spitze<lb/> dieses Instituts getreten. Er erkannte bald den Werth seines Schülers, denn<lb/> wenn Clausewitz nach Absolvirung der Kriegsschule nicht nach Ruppin zurück¬<lb/> zukehren brauchte, sondern zum Adjutanten des Prinzen August, späteren In¬<lb/> spekteurs der Artillerie, ernannt wurde, so verdankte er das wesentlich der Em¬<lb/> pfehlung Scharnhorst's.</p><lb/> <p xml:id="ID_1177"> Im Jahre 1806 theilte Clausewitz das Schicksal des Prinzen, der bei<lb/> Prenzlau nach tapferen Widerstande gefangen genommen, nach Frankreich ver¬<lb/> wiesen wurde. Im November 1807 kehrten beide von dort wieder nach Berlin<lb/> zurück und siedelten im April des nächsten Jahres nach Königsberg über.<lb/> Dort trat Clausewitz mit allen bedeutenden Männern jener Zeit, namentlich<lb/> auch mit Gneisencin, in nähere Beziehung und nahm an den Arbeiten der<lb/> Neorganisations-Kommission, vorzugsweise bei Ausarbeitung der Pläne für<lb/> eine außerordentliche Volksbewaffnung, hervorragenden Antheil. Das Jahr<lb/> 1809 führte in Clausewitz' äußerer Stellung eine wichtige und ihm sehr er¬<lb/> wünschte Veränderung herbei, dnrch welche er in die Lage versetzt wurde, für<lb/> die Folge sich ausschließlich der Unterstützung Scharnhorst's bei dessen für die<lb/> Umbildung der Armee so wichtigen Arbeiten, als dessen vertrautester und be¬<lb/> fähigster Mitarbeiter, widmen zu können. General von Scharnhorst wurde an<lb/> die Spitze des Kriegsdepartements gestellt und Clausewitz, nachdem er von<lb/> seiner bisherigen Adjutantenstellung entbunden worden, ihm als Bureauchef<lb/> beigegeben. Auch als Scharnhorst im Jahre 1810, lediglich ans politischen<lb/> Gründen, diese Stellung aufgab und nur die ganzen Armirungsangelegeuheiten<lb/> in seiner Hand behielt, verblieb Clausewitz in seinem bisherigen Verhältniß zu<lb/> ihm. Zugleich wurde er jedoch als Lehrer an der Allgemeinen Kriegsschule<lb/> beschäftigt und erhielt überdies den Auftrag dem fünfzehnjährigen Kronprinzen,<lb/> nachmaligen König Friedrich Wilhelm IV., so wie dessen Vetter, dem Prinzen<lb/> Friedrich der Niederlande, den ersten militärischen Unterricht zu ertheilen. Es<lb/> War dies jedenfalls eine höchst glückliche Wahl, denn es ist fraglich, welchen<lb/> Einfluß der Unterricht eines pedantischen, welliger begabten Lehrers auf das<lb/> für alles Hohe empfängliche, jedoch eben so leicht erregbare Gemüth des jungen<lb/> Prinzen, gerade in Bezug auf seine militärische Entwicklung, ausgeübt haben<lb/> würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1178" next="#ID_1179"> Das Jahr 1810 war für Clausewitz anch äußerlich ein sehr förderliches,<lb/> da er zum Generalstab versetzt und zum Major ernannt wurde. In Folge<lb/> der hierdurch nunmehr gesicherten Lebenslage, konnte er seinen seit sieben Jahren</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0407]
Garnisonstadt. Er muß jedoch seine Zeit zu Studien fleißig benutzt haben,
denn in jenem Jahre gelang es ihm, Aufnahme in die Allgemeine Kriegsschule
zu Berlin zu finden. Gerade um diese Zeit war Scharnhorst an die Spitze
dieses Instituts getreten. Er erkannte bald den Werth seines Schülers, denn
wenn Clausewitz nach Absolvirung der Kriegsschule nicht nach Ruppin zurück¬
zukehren brauchte, sondern zum Adjutanten des Prinzen August, späteren In¬
spekteurs der Artillerie, ernannt wurde, so verdankte er das wesentlich der Em¬
pfehlung Scharnhorst's.
Im Jahre 1806 theilte Clausewitz das Schicksal des Prinzen, der bei
Prenzlau nach tapferen Widerstande gefangen genommen, nach Frankreich ver¬
wiesen wurde. Im November 1807 kehrten beide von dort wieder nach Berlin
zurück und siedelten im April des nächsten Jahres nach Königsberg über.
Dort trat Clausewitz mit allen bedeutenden Männern jener Zeit, namentlich
auch mit Gneisencin, in nähere Beziehung und nahm an den Arbeiten der
Neorganisations-Kommission, vorzugsweise bei Ausarbeitung der Pläne für
eine außerordentliche Volksbewaffnung, hervorragenden Antheil. Das Jahr
1809 führte in Clausewitz' äußerer Stellung eine wichtige und ihm sehr er¬
wünschte Veränderung herbei, dnrch welche er in die Lage versetzt wurde, für
die Folge sich ausschließlich der Unterstützung Scharnhorst's bei dessen für die
Umbildung der Armee so wichtigen Arbeiten, als dessen vertrautester und be¬
fähigster Mitarbeiter, widmen zu können. General von Scharnhorst wurde an
die Spitze des Kriegsdepartements gestellt und Clausewitz, nachdem er von
seiner bisherigen Adjutantenstellung entbunden worden, ihm als Bureauchef
beigegeben. Auch als Scharnhorst im Jahre 1810, lediglich ans politischen
Gründen, diese Stellung aufgab und nur die ganzen Armirungsangelegeuheiten
in seiner Hand behielt, verblieb Clausewitz in seinem bisherigen Verhältniß zu
ihm. Zugleich wurde er jedoch als Lehrer an der Allgemeinen Kriegsschule
beschäftigt und erhielt überdies den Auftrag dem fünfzehnjährigen Kronprinzen,
nachmaligen König Friedrich Wilhelm IV., so wie dessen Vetter, dem Prinzen
Friedrich der Niederlande, den ersten militärischen Unterricht zu ertheilen. Es
War dies jedenfalls eine höchst glückliche Wahl, denn es ist fraglich, welchen
Einfluß der Unterricht eines pedantischen, welliger begabten Lehrers auf das
für alles Hohe empfängliche, jedoch eben so leicht erregbare Gemüth des jungen
Prinzen, gerade in Bezug auf seine militärische Entwicklung, ausgeübt haben
würde.
Das Jahr 1810 war für Clausewitz anch äußerlich ein sehr förderliches,
da er zum Generalstab versetzt und zum Major ernannt wurde. In Folge
der hierdurch nunmehr gesicherten Lebenslage, konnte er seinen seit sieben Jahren
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