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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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Rache genommen werden. Und vielleicht ging die ganze Taktik nur darauf
hinaus, für solches Vorgehen einen plausibeln Vorwand zu erhalten.




Literaten.

Zwei Jahre im Sattel und am Feindet Erinnerungen aus dem Unabhängig¬
keitskriege der Konföderirten von Heros von Borcke, ehemals Stabschef des General
I. E. B. Stuart. Aus dem Englischen übersetzt vonKaehler, Oberstlieutnant und
Kommandeur des 2. Schlesischen HusarewNegiments Ur. 6. Zwei Bände. Berlin,
1877. E. S. Mittler und Sohn.

Die Stellung des Verfassers während des Bürgerkrieges der Vereinigten
Staaten, erhellt aus dem Titel. Wir erfahren aber aus dem interessanten
Buche uoch einen guten Theil mehr als dasjenige, was Heros von Borcke als
Stabschef des schneidigen südstaatlichen Reitergenerals Stuart im Heere
der Konsöderirten gesehen und geleistet hat. Denn ehe Borcke es zu dieser
Stellung gebracht, hatte er bereits in hundert Gefechten und Schlachten,
bei kühnen Erkundungsritten und feindlichen Ueberfällen, für den Süden
seine Haut zu Markte getragen. Es war wirklich enthusiastische Be¬
geisterung für die Sache der amerikanischen "Rebellen", keineswegs abenteuer¬
licher Schlachtendurst, welcher deu ehemaligen Preuß. Dragoneroffizier veranlaßte,
an Bord des Dampfers Käthe die Blokade von Charlestown zu brechen
und wildfremd im fremden Lande -- feine Empfehlungsbriefe hatte er unter¬
wegs verbrannt, als ein nordamerikanisches Kriegsschiff den englischen Blokade-
brecher Hero, anf dem er von England ausgelaufen war, anhielt und durchsuchte
-- sich eine Stelle im Heer der Konförderirten zu suchen. Durch Zufall wurde
er an General Stuart gewiesen. -- Die Regierung zu Richmond verhielt sich
sehr zugeknöpft gegen das Angebot seines Degens für ihre Sache -- und
General Stuart erkannte in dem preußischen Riesen schon nach wenig Stunden
seiner Bekanntschaft und Beobachtung einen der tüchtigsten Reiteroffiziere, dem
er jemals im Leben begegnet war. Borcke verstand und sprach kaum Englisch,
als er den amerikanischen Boden betrat und dennoch verband ihn, schon ehe
er sich in der Landessprache deutlich ausdrücken konnte, eine innige Freund¬
schaft mit Stuart, ein Band, das später immer enger geknüpft, und nur durch
den Tod des kühnen Generals gelöst wurde.

Borcke's Buch, das zuerst in Blackwoods Magazin englisch erschien, ist
kein Geschichtswerk, nicht einmal ein militärwissenschaftliches oder kriegsge-


Rache genommen werden. Und vielleicht ging die ganze Taktik nur darauf
hinaus, für solches Vorgehen einen plausibeln Vorwand zu erhalten.




Literaten.

Zwei Jahre im Sattel und am Feindet Erinnerungen aus dem Unabhängig¬
keitskriege der Konföderirten von Heros von Borcke, ehemals Stabschef des General
I. E. B. Stuart. Aus dem Englischen übersetzt vonKaehler, Oberstlieutnant und
Kommandeur des 2. Schlesischen HusarewNegiments Ur. 6. Zwei Bände. Berlin,
1877. E. S. Mittler und Sohn.

Die Stellung des Verfassers während des Bürgerkrieges der Vereinigten
Staaten, erhellt aus dem Titel. Wir erfahren aber aus dem interessanten
Buche uoch einen guten Theil mehr als dasjenige, was Heros von Borcke als
Stabschef des schneidigen südstaatlichen Reitergenerals Stuart im Heere
der Konsöderirten gesehen und geleistet hat. Denn ehe Borcke es zu dieser
Stellung gebracht, hatte er bereits in hundert Gefechten und Schlachten,
bei kühnen Erkundungsritten und feindlichen Ueberfällen, für den Süden
seine Haut zu Markte getragen. Es war wirklich enthusiastische Be¬
geisterung für die Sache der amerikanischen „Rebellen", keineswegs abenteuer¬
licher Schlachtendurst, welcher deu ehemaligen Preuß. Dragoneroffizier veranlaßte,
an Bord des Dampfers Käthe die Blokade von Charlestown zu brechen
und wildfremd im fremden Lande — feine Empfehlungsbriefe hatte er unter¬
wegs verbrannt, als ein nordamerikanisches Kriegsschiff den englischen Blokade-
brecher Hero, anf dem er von England ausgelaufen war, anhielt und durchsuchte
— sich eine Stelle im Heer der Konförderirten zu suchen. Durch Zufall wurde
er an General Stuart gewiesen. — Die Regierung zu Richmond verhielt sich
sehr zugeknöpft gegen das Angebot seines Degens für ihre Sache — und
General Stuart erkannte in dem preußischen Riesen schon nach wenig Stunden
seiner Bekanntschaft und Beobachtung einen der tüchtigsten Reiteroffiziere, dem
er jemals im Leben begegnet war. Borcke verstand und sprach kaum Englisch,
als er den amerikanischen Boden betrat und dennoch verband ihn, schon ehe
er sich in der Landessprache deutlich ausdrücken konnte, eine innige Freund¬
schaft mit Stuart, ein Band, das später immer enger geknüpft, und nur durch
den Tod des kühnen Generals gelöst wurde.

Borcke's Buch, das zuerst in Blackwoods Magazin englisch erschien, ist
kein Geschichtswerk, nicht einmal ein militärwissenschaftliches oder kriegsge-


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[0243] Rache genommen werden. Und vielleicht ging die ganze Taktik nur darauf hinaus, für solches Vorgehen einen plausibeln Vorwand zu erhalten. Literaten. Zwei Jahre im Sattel und am Feindet Erinnerungen aus dem Unabhängig¬ keitskriege der Konföderirten von Heros von Borcke, ehemals Stabschef des General I. E. B. Stuart. Aus dem Englischen übersetzt vonKaehler, Oberstlieutnant und Kommandeur des 2. Schlesischen HusarewNegiments Ur. 6. Zwei Bände. Berlin, 1877. E. S. Mittler und Sohn. Die Stellung des Verfassers während des Bürgerkrieges der Vereinigten Staaten, erhellt aus dem Titel. Wir erfahren aber aus dem interessanten Buche uoch einen guten Theil mehr als dasjenige, was Heros von Borcke als Stabschef des schneidigen südstaatlichen Reitergenerals Stuart im Heere der Konsöderirten gesehen und geleistet hat. Denn ehe Borcke es zu dieser Stellung gebracht, hatte er bereits in hundert Gefechten und Schlachten, bei kühnen Erkundungsritten und feindlichen Ueberfällen, für den Süden seine Haut zu Markte getragen. Es war wirklich enthusiastische Be¬ geisterung für die Sache der amerikanischen „Rebellen", keineswegs abenteuer¬ licher Schlachtendurst, welcher deu ehemaligen Preuß. Dragoneroffizier veranlaßte, an Bord des Dampfers Käthe die Blokade von Charlestown zu brechen und wildfremd im fremden Lande — feine Empfehlungsbriefe hatte er unter¬ wegs verbrannt, als ein nordamerikanisches Kriegsschiff den englischen Blokade- brecher Hero, anf dem er von England ausgelaufen war, anhielt und durchsuchte — sich eine Stelle im Heer der Konförderirten zu suchen. Durch Zufall wurde er an General Stuart gewiesen. — Die Regierung zu Richmond verhielt sich sehr zugeknöpft gegen das Angebot seines Degens für ihre Sache — und General Stuart erkannte in dem preußischen Riesen schon nach wenig Stunden seiner Bekanntschaft und Beobachtung einen der tüchtigsten Reiteroffiziere, dem er jemals im Leben begegnet war. Borcke verstand und sprach kaum Englisch, als er den amerikanischen Boden betrat und dennoch verband ihn, schon ehe er sich in der Landessprache deutlich ausdrücken konnte, eine innige Freund¬ schaft mit Stuart, ein Band, das später immer enger geknüpft, und nur durch den Tod des kühnen Generals gelöst wurde. Borcke's Buch, das zuerst in Blackwoods Magazin englisch erschien, ist kein Geschichtswerk, nicht einmal ein militärwissenschaftliches oder kriegsge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/243>, abgerufen am 22.07.2024.