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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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erschrocken, sprach dein Kurfürsten von Abschied nehmen -- "maßen für mich
wohl noch ein Winkelchen in der Welt zu finden sein wird, da ich Brod haben
werde." -- Allein so schlimm war es noch nicht. Schon unterm 25. Inn
ertheilt der Kurfürst eine Instruktion "wonach sich Unser Kommandeur Thomas
Alters bei der ihm aufgetragenen Expedition zu achten." -- Alters sollte mit
drei Schiffen in die Hohe von Dünkirchen gehen, dort zu Lacher stoßen,
von ihm die noch erforderlichen Soldaten und Matrosen erhalten und sodann
dem Ostendischen Konvoi auflauern, event, bis vor Kndix gehen, "woselbst er
gute Kundschaft einzuziehen hat, was vor Spanier ein- oder auslaufen wollen?
Worauf er dann, wie auch auf die Türken, fleißig zu kreuzen hat und wenn
er türkische Schiffe oder Prisen, so die Türken genommen, findet, hat er selbe
vigoureux zu befechten und diejenige, welche er unter Gottes Segen erobern
möchte, nach Lissabon zu bringen, um die Türken als Sklaven daselbst aufs
theuerste als möglich zu verkaufen ..." Die Soldaten soll er Schiffsarbeit
lehren und mit der Zeit als Matrosen bequem machen, weilen wir geneigt sein,
selbige allzeit zur Marine zu gebrauchen."

Ende Juni liefen die drei Fregatten, der Fuchs, Carolus II. und der
Rothe Löwe aus Pillan aus, ihnen folgte später noch die Fregatte Friedrich
Wilhelm. Alters traf Lacher im Kanal, erhielt von ihm die nöthigen Ver¬
stärkungen und ging nun auf die spanische Silberflotte aus. Am 30. Sep¬
tember bekam er spanische Schiffe in Sicht und im Glauben, es sei die Silber¬
flotte, griff er sie mit seinen 4 Fregatten an. Das spanische Geschwader be¬
stand aber aus 12 Kriegsschiffen und 2 Brandern, welche neu ausgerüstet der
Silberflotte das Einlaufen ermöglichen sollten. Alters mußte unter diesen
Umständen froh sein, nach zweistündigem Gefecht loszukommen und in dem
portugiesischen Hafen Lagos einlaufen zu können. Er hatte 10 Todte und
30 Verwundete. Ehe er wieder in See gehen konnte, war die Silberflotte
geborgen.

So war denn diese Thätigkeit der brandenburgischen Flotte, welche durch
ihre Rentabilität die Erhaltung im Frieden ermöglichen sollte, bis jetzt noch
recht wenig lohnend gewesen. Dazu kam noch, daß diese Art das Geld
von Spanien einzutreiben, doch auch die übrigen Seemächte gewaltig inkoM-
modirte. Besonders beklagten sich die Generalstaaten, da Kapitain Lacher, vor
Ostende kreuzend, alle Schiffe anhielt, um sie nach spanischen Gütern zu unter¬
suchen und dadurch schließlich bewirkte, daß die vlämischen Häfen überhaupt
gemieden wurden. Der Kurfürst gab auch deu Vorstellungen Gehör und be¬
fahl, daß keine staatischen Schiffe mehr angehalten werden sollten, allein dadurch
wurden die Repressalien gegen Spanien immer unrentabler.

Raute sann ans Neues. Er wollte den holländischen Kompagnien unter


erschrocken, sprach dein Kurfürsten von Abschied nehmen — „maßen für mich
wohl noch ein Winkelchen in der Welt zu finden sein wird, da ich Brod haben
werde." — Allein so schlimm war es noch nicht. Schon unterm 25. Inn
ertheilt der Kurfürst eine Instruktion „wonach sich Unser Kommandeur Thomas
Alters bei der ihm aufgetragenen Expedition zu achten." — Alters sollte mit
drei Schiffen in die Hohe von Dünkirchen gehen, dort zu Lacher stoßen,
von ihm die noch erforderlichen Soldaten und Matrosen erhalten und sodann
dem Ostendischen Konvoi auflauern, event, bis vor Kndix gehen, „woselbst er
gute Kundschaft einzuziehen hat, was vor Spanier ein- oder auslaufen wollen?
Worauf er dann, wie auch auf die Türken, fleißig zu kreuzen hat und wenn
er türkische Schiffe oder Prisen, so die Türken genommen, findet, hat er selbe
vigoureux zu befechten und diejenige, welche er unter Gottes Segen erobern
möchte, nach Lissabon zu bringen, um die Türken als Sklaven daselbst aufs
theuerste als möglich zu verkaufen ..." Die Soldaten soll er Schiffsarbeit
lehren und mit der Zeit als Matrosen bequem machen, weilen wir geneigt sein,
selbige allzeit zur Marine zu gebrauchen."

Ende Juni liefen die drei Fregatten, der Fuchs, Carolus II. und der
Rothe Löwe aus Pillan aus, ihnen folgte später noch die Fregatte Friedrich
Wilhelm. Alters traf Lacher im Kanal, erhielt von ihm die nöthigen Ver¬
stärkungen und ging nun auf die spanische Silberflotte aus. Am 30. Sep¬
tember bekam er spanische Schiffe in Sicht und im Glauben, es sei die Silber¬
flotte, griff er sie mit seinen 4 Fregatten an. Das spanische Geschwader be¬
stand aber aus 12 Kriegsschiffen und 2 Brandern, welche neu ausgerüstet der
Silberflotte das Einlaufen ermöglichen sollten. Alters mußte unter diesen
Umständen froh sein, nach zweistündigem Gefecht loszukommen und in dem
portugiesischen Hafen Lagos einlaufen zu können. Er hatte 10 Todte und
30 Verwundete. Ehe er wieder in See gehen konnte, war die Silberflotte
geborgen.

So war denn diese Thätigkeit der brandenburgischen Flotte, welche durch
ihre Rentabilität die Erhaltung im Frieden ermöglichen sollte, bis jetzt noch
recht wenig lohnend gewesen. Dazu kam noch, daß diese Art das Geld
von Spanien einzutreiben, doch auch die übrigen Seemächte gewaltig inkoM-
modirte. Besonders beklagten sich die Generalstaaten, da Kapitain Lacher, vor
Ostende kreuzend, alle Schiffe anhielt, um sie nach spanischen Gütern zu unter¬
suchen und dadurch schließlich bewirkte, daß die vlämischen Häfen überhaupt
gemieden wurden. Der Kurfürst gab auch deu Vorstellungen Gehör und be¬
fahl, daß keine staatischen Schiffe mehr angehalten werden sollten, allein dadurch
wurden die Repressalien gegen Spanien immer unrentabler.

Raute sann ans Neues. Er wollte den holländischen Kompagnien unter


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[0216] erschrocken, sprach dein Kurfürsten von Abschied nehmen — „maßen für mich wohl noch ein Winkelchen in der Welt zu finden sein wird, da ich Brod haben werde." — Allein so schlimm war es noch nicht. Schon unterm 25. Inn ertheilt der Kurfürst eine Instruktion „wonach sich Unser Kommandeur Thomas Alters bei der ihm aufgetragenen Expedition zu achten." — Alters sollte mit drei Schiffen in die Hohe von Dünkirchen gehen, dort zu Lacher stoßen, von ihm die noch erforderlichen Soldaten und Matrosen erhalten und sodann dem Ostendischen Konvoi auflauern, event, bis vor Kndix gehen, „woselbst er gute Kundschaft einzuziehen hat, was vor Spanier ein- oder auslaufen wollen? Worauf er dann, wie auch auf die Türken, fleißig zu kreuzen hat und wenn er türkische Schiffe oder Prisen, so die Türken genommen, findet, hat er selbe vigoureux zu befechten und diejenige, welche er unter Gottes Segen erobern möchte, nach Lissabon zu bringen, um die Türken als Sklaven daselbst aufs theuerste als möglich zu verkaufen ..." Die Soldaten soll er Schiffsarbeit lehren und mit der Zeit als Matrosen bequem machen, weilen wir geneigt sein, selbige allzeit zur Marine zu gebrauchen." Ende Juni liefen die drei Fregatten, der Fuchs, Carolus II. und der Rothe Löwe aus Pillan aus, ihnen folgte später noch die Fregatte Friedrich Wilhelm. Alters traf Lacher im Kanal, erhielt von ihm die nöthigen Ver¬ stärkungen und ging nun auf die spanische Silberflotte aus. Am 30. Sep¬ tember bekam er spanische Schiffe in Sicht und im Glauben, es sei die Silber¬ flotte, griff er sie mit seinen 4 Fregatten an. Das spanische Geschwader be¬ stand aber aus 12 Kriegsschiffen und 2 Brandern, welche neu ausgerüstet der Silberflotte das Einlaufen ermöglichen sollten. Alters mußte unter diesen Umständen froh sein, nach zweistündigem Gefecht loszukommen und in dem portugiesischen Hafen Lagos einlaufen zu können. Er hatte 10 Todte und 30 Verwundete. Ehe er wieder in See gehen konnte, war die Silberflotte geborgen. So war denn diese Thätigkeit der brandenburgischen Flotte, welche durch ihre Rentabilität die Erhaltung im Frieden ermöglichen sollte, bis jetzt noch recht wenig lohnend gewesen. Dazu kam noch, daß diese Art das Geld von Spanien einzutreiben, doch auch die übrigen Seemächte gewaltig inkoM- modirte. Besonders beklagten sich die Generalstaaten, da Kapitain Lacher, vor Ostende kreuzend, alle Schiffe anhielt, um sie nach spanischen Gütern zu unter¬ suchen und dadurch schließlich bewirkte, daß die vlämischen Häfen überhaupt gemieden wurden. Der Kurfürst gab auch deu Vorstellungen Gehör und be¬ fahl, daß keine staatischen Schiffe mehr angehalten werden sollten, allein dadurch wurden die Repressalien gegen Spanien immer unrentabler. Raute sann ans Neues. Er wollte den holländischen Kompagnien unter

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/216>, abgerufen am 03.07.2024.