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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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fürsteu, bei Kadix zu bleiben und auf die spanische Küste zu kreuzen, nicht mehr
erreichte.

Am 13. November 1680 erließ der Kurfürst eine neue Instruktion für
den'Kapitain Johann Lacher, welcher eine Expedition der Fregatten Prinzeß
Marie, Wasserhund und Eichhorn kommandiren sollte. Die Schiffe sollten
vor Ostende, Neuyork und im Kanal kreuzen, dann den "Kours weiter nach
Terceira, Madeira und Kanarien setzen und sehen, ob er im Passiren einige
spanische Schiffe anthun kann. Wo nicht, soll er seine Reise nach dem spa¬
nischen Westindien verfolgen und soll er Alles, was spanisch ist und mit
spanischen Seebriesen fährt, wegnehmen."

Beim Zusammentreffen mit dem Vieekommandeur Rech soll Lacher unter
dessen Kommando treten. "So auf dieser Reise einige Raritäten von Beesten,
Vögeln und andere Thiere gefunden würden, hat er solche wohl in Acht zu
nehmen und Sr. Kurfürstl. Durchlaucht mitzubringen."

Die Expedition kam 1680 nicht zu Stande, da der Kurfürst auf die
düngendem Vermittelungsanerbieten, die von allen Seiten einliefen, den Abgang
Lachers aufschob. Da aber auch im neuen Jahre Spanien hartnäckig die
Vermittelung ablehnte, weder Willens noch im Stande dem Kurfürsten eine
ausreichende Sicherstellung feiner Ansprüche zu gewähren, beschloß der Kurfürst
den Repressalien noch mehr Nachdruck zu geben und beauftragte in einem Ab¬
kommen vom 10. März 1681 Raute, anßer jenen drei unter Lachers Kommando
gestellten Fregatten noch weitere drei Schiffe auszurüsten "welche an der Flä¬
mischen Küste und im Kanal der Spanier Commercien und Schifffahrt inkom-
wodiren und ihr Bestes thun sollten, damit sie so viel Prisen und Güter
aufbringen als immer möglich." Dazu kamen noch weiter laut Kontrakt vom
28- März der neu armirte Carolus II., zwei Fregatten -- wohl Wilhelm und
Dorothea -- und ein Proviantschiff.

Am 20. April lief Lacher mit 3 Fregatten aus Pillau aus, Raute --
^ohl Jakob Raute, der zum Kommandeur des neuen Geschwaders ernannt
worden war) - sollte später mit dem Carolus II. und zwei Snauen folgen
und ihn in La Rochelle treffen. Vorher kehrten aber -- im Mai -- die west¬
indischen Schiffe unter Reers zurück. Ihnen waren Gerüchte über sehr reiche
Beute vorausgeeilt, die nun in keiner Weise bestätigt wurden; ein einziges
schiff mit Kanari-Sekt und Branntwein hatten sie aufgebracht und nach Pillau
dirigirt, wo es noch nicht einmal eingetroffen war. Diese Enttäuschung wirkte
°uf den Kurfürsten wohl ein, als er nun beschloß, keine Schiffe mehr nach
Westindien zu schicken und Raute befahl, mit Her Ausrüstung des Karolus II.
und der beiden Fregatten einzuhalten, sowie die Matrosen, außer deu für den
Schiffsbau in Pillan unentbehrlichen, zu entlassen. Raute war darüber sehr


fürsteu, bei Kadix zu bleiben und auf die spanische Küste zu kreuzen, nicht mehr
erreichte.

Am 13. November 1680 erließ der Kurfürst eine neue Instruktion für
den'Kapitain Johann Lacher, welcher eine Expedition der Fregatten Prinzeß
Marie, Wasserhund und Eichhorn kommandiren sollte. Die Schiffe sollten
vor Ostende, Neuyork und im Kanal kreuzen, dann den „Kours weiter nach
Terceira, Madeira und Kanarien setzen und sehen, ob er im Passiren einige
spanische Schiffe anthun kann. Wo nicht, soll er seine Reise nach dem spa¬
nischen Westindien verfolgen und soll er Alles, was spanisch ist und mit
spanischen Seebriesen fährt, wegnehmen."

Beim Zusammentreffen mit dem Vieekommandeur Rech soll Lacher unter
dessen Kommando treten. „So auf dieser Reise einige Raritäten von Beesten,
Vögeln und andere Thiere gefunden würden, hat er solche wohl in Acht zu
nehmen und Sr. Kurfürstl. Durchlaucht mitzubringen."

Die Expedition kam 1680 nicht zu Stande, da der Kurfürst auf die
düngendem Vermittelungsanerbieten, die von allen Seiten einliefen, den Abgang
Lachers aufschob. Da aber auch im neuen Jahre Spanien hartnäckig die
Vermittelung ablehnte, weder Willens noch im Stande dem Kurfürsten eine
ausreichende Sicherstellung feiner Ansprüche zu gewähren, beschloß der Kurfürst
den Repressalien noch mehr Nachdruck zu geben und beauftragte in einem Ab¬
kommen vom 10. März 1681 Raute, anßer jenen drei unter Lachers Kommando
gestellten Fregatten noch weitere drei Schiffe auszurüsten „welche an der Flä¬
mischen Küste und im Kanal der Spanier Commercien und Schifffahrt inkom-
wodiren und ihr Bestes thun sollten, damit sie so viel Prisen und Güter
aufbringen als immer möglich." Dazu kamen noch weiter laut Kontrakt vom
28- März der neu armirte Carolus II., zwei Fregatten — wohl Wilhelm und
Dorothea — und ein Proviantschiff.

Am 20. April lief Lacher mit 3 Fregatten aus Pillau aus, Raute —
^ohl Jakob Raute, der zum Kommandeur des neuen Geschwaders ernannt
worden war) - sollte später mit dem Carolus II. und zwei Snauen folgen
und ihn in La Rochelle treffen. Vorher kehrten aber — im Mai — die west¬
indischen Schiffe unter Reers zurück. Ihnen waren Gerüchte über sehr reiche
Beute vorausgeeilt, die nun in keiner Weise bestätigt wurden; ein einziges
schiff mit Kanari-Sekt und Branntwein hatten sie aufgebracht und nach Pillau
dirigirt, wo es noch nicht einmal eingetroffen war. Diese Enttäuschung wirkte
°uf den Kurfürsten wohl ein, als er nun beschloß, keine Schiffe mehr nach
Westindien zu schicken und Raute befahl, mit Her Ausrüstung des Karolus II.
und der beiden Fregatten einzuhalten, sowie die Matrosen, außer deu für den
Schiffsbau in Pillan unentbehrlichen, zu entlassen. Raute war darüber sehr


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[0215] fürsteu, bei Kadix zu bleiben und auf die spanische Küste zu kreuzen, nicht mehr erreichte. Am 13. November 1680 erließ der Kurfürst eine neue Instruktion für den'Kapitain Johann Lacher, welcher eine Expedition der Fregatten Prinzeß Marie, Wasserhund und Eichhorn kommandiren sollte. Die Schiffe sollten vor Ostende, Neuyork und im Kanal kreuzen, dann den „Kours weiter nach Terceira, Madeira und Kanarien setzen und sehen, ob er im Passiren einige spanische Schiffe anthun kann. Wo nicht, soll er seine Reise nach dem spa¬ nischen Westindien verfolgen und soll er Alles, was spanisch ist und mit spanischen Seebriesen fährt, wegnehmen." Beim Zusammentreffen mit dem Vieekommandeur Rech soll Lacher unter dessen Kommando treten. „So auf dieser Reise einige Raritäten von Beesten, Vögeln und andere Thiere gefunden würden, hat er solche wohl in Acht zu nehmen und Sr. Kurfürstl. Durchlaucht mitzubringen." Die Expedition kam 1680 nicht zu Stande, da der Kurfürst auf die düngendem Vermittelungsanerbieten, die von allen Seiten einliefen, den Abgang Lachers aufschob. Da aber auch im neuen Jahre Spanien hartnäckig die Vermittelung ablehnte, weder Willens noch im Stande dem Kurfürsten eine ausreichende Sicherstellung feiner Ansprüche zu gewähren, beschloß der Kurfürst den Repressalien noch mehr Nachdruck zu geben und beauftragte in einem Ab¬ kommen vom 10. März 1681 Raute, anßer jenen drei unter Lachers Kommando gestellten Fregatten noch weitere drei Schiffe auszurüsten „welche an der Flä¬ mischen Küste und im Kanal der Spanier Commercien und Schifffahrt inkom- wodiren und ihr Bestes thun sollten, damit sie so viel Prisen und Güter aufbringen als immer möglich." Dazu kamen noch weiter laut Kontrakt vom 28- März der neu armirte Carolus II., zwei Fregatten — wohl Wilhelm und Dorothea — und ein Proviantschiff. Am 20. April lief Lacher mit 3 Fregatten aus Pillau aus, Raute — ^ohl Jakob Raute, der zum Kommandeur des neuen Geschwaders ernannt worden war) - sollte später mit dem Carolus II. und zwei Snauen folgen und ihn in La Rochelle treffen. Vorher kehrten aber — im Mai — die west¬ indischen Schiffe unter Reers zurück. Ihnen waren Gerüchte über sehr reiche Beute vorausgeeilt, die nun in keiner Weise bestätigt wurden; ein einziges schiff mit Kanari-Sekt und Branntwein hatten sie aufgebracht und nach Pillau dirigirt, wo es noch nicht einmal eingetroffen war. Diese Enttäuschung wirkte °uf den Kurfürsten wohl ein, als er nun beschloß, keine Schiffe mehr nach Westindien zu schicken und Raute befahl, mit Her Ausrüstung des Karolus II. und der beiden Fregatten einzuhalten, sowie die Matrosen, außer deu für den Schiffsbau in Pillan unentbehrlichen, zu entlassen. Raute war darüber sehr

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/215>, abgerufen am 24.08.2024.