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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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brandenbnrgischer Flagge Konkurrenz machen. Hauptsächlich faßte er Guinea
ins Auge und außerdem sollten die Schiffe auf Chinesen und Mohren kapern;
er hoffte dabei, daß die holländisch-ostindische Kompagnie, "wohl sollte leiden
mögen, daß man auf die Barbaren kaperte, gestalt die Chinesen und Mohren
jährlich den Handel auf Japan mit Anbringung 60, 70 bis 100 Tonnen
Goldes ein Kaufmannschaften sehr verdürben. Auf so einer Reise von zwei
Jahren sollte man mit 50000 Thalern viele Tonnen Goldes nehmen können.
Wenn Ew. Kurfürstl. Durchlaucht mit der" Autorite die Liebhabers zu ver¬
sehen, zu dem Ende Ihre Seebriefe und Kvmmissions zu verleihen und an
dieses Concept die Gagen und Mnndkvsten vor die gegenwärtige 400 Matrosen
und 200 Soldaten zu verwenden genädigst beliebten, wollten wir schon Mittel
finden, vier kapitale Kriegsschiffe gegen kommendes Frühjahr an zwei Jahr
lang zur Ausführung dessen in See zu bringen. Mit den Gewinnsten und
Beulen wollten wir dann eine ostindische Kompagnie aufrichten. Vor meine
Person finde ich soviel Fundament darin, daß nicht alleine wohl selbst mit¬
gehen, sondern auch meinen letzten Stuyver daran Hasardiren will." -- Weiter
schreibt er dem Kurfürsten mit einem Projekt für die ostindische Kompagnie:
"Alleine weiß ich nicht, ob Ew. Kurfürstl. Durchlaucht da Behagen in haben
werden, in Ansehung, daß Ew. Kurfürstl. Durchlaucht mit denen Nationen
keine Feindschaft haben als nur blos und alleine, daß es Türken und Heiden
sein. Meine Participanten haben da große Lust zu, wollen das Geld four-
'"ren und dann mit der Beute eine ostindische Kompagnie aufrichten." Der
Kurfürst möge sich das Projekt ja vorlesen lassen, "denn es ist kein deplairsir-
liches Passetemps von Millionen Thalern zu hören nebenst so viel Raritäten,
als da zu finden sein."

Der Kurfürst ging auf diese Pläne nicht ein, zumal da wieder von ver¬
schiedenen Seiten Protest erhoben; wurde nur auf die Fahrt nach Guinea ließ
er sich soweit ein, als er "den benöthigten Oktroi" verlieh und Soldaten zur
Bemannung der Schiffe hergab. Für ein Schiff, das Wappen von Branden¬
burg, ertheilte der Kurfürst eineMstrnktion unterm 17. Juli 1681, worin die
Raritäten wieder eine Rolle spielen, denn "dafern in denen Ländern einige
rare Affen, Papageien oder andere Thiere und Vögel zu finden sind, soll er
selbige erhandeln und mitbringen, ingleichen ein halbes Dutzend junge Sklaven
von 14, 15, 16 Jahren, welche schön und wohlgestaltet sein, um selbige an
Unsern Hof zu übersenden."

Die Unternehmungen stießen bei den Seemächten auf allerhand Schwierig¬
keiten und der geringe Erfolg der ganzen überseeischen Politik Brandenburgs
ist genugsam bekannt. Nach des Großen Kurfürsten Tode wurden die Bestre¬
bungen gänzlich fallen gelassen.


brandenbnrgischer Flagge Konkurrenz machen. Hauptsächlich faßte er Guinea
ins Auge und außerdem sollten die Schiffe auf Chinesen und Mohren kapern;
er hoffte dabei, daß die holländisch-ostindische Kompagnie, „wohl sollte leiden
mögen, daß man auf die Barbaren kaperte, gestalt die Chinesen und Mohren
jährlich den Handel auf Japan mit Anbringung 60, 70 bis 100 Tonnen
Goldes ein Kaufmannschaften sehr verdürben. Auf so einer Reise von zwei
Jahren sollte man mit 50000 Thalern viele Tonnen Goldes nehmen können.
Wenn Ew. Kurfürstl. Durchlaucht mit der» Autorite die Liebhabers zu ver¬
sehen, zu dem Ende Ihre Seebriefe und Kvmmissions zu verleihen und an
dieses Concept die Gagen und Mnndkvsten vor die gegenwärtige 400 Matrosen
und 200 Soldaten zu verwenden genädigst beliebten, wollten wir schon Mittel
finden, vier kapitale Kriegsschiffe gegen kommendes Frühjahr an zwei Jahr
lang zur Ausführung dessen in See zu bringen. Mit den Gewinnsten und
Beulen wollten wir dann eine ostindische Kompagnie aufrichten. Vor meine
Person finde ich soviel Fundament darin, daß nicht alleine wohl selbst mit¬
gehen, sondern auch meinen letzten Stuyver daran Hasardiren will." — Weiter
schreibt er dem Kurfürsten mit einem Projekt für die ostindische Kompagnie:
»Alleine weiß ich nicht, ob Ew. Kurfürstl. Durchlaucht da Behagen in haben
werden, in Ansehung, daß Ew. Kurfürstl. Durchlaucht mit denen Nationen
keine Feindschaft haben als nur blos und alleine, daß es Türken und Heiden
sein. Meine Participanten haben da große Lust zu, wollen das Geld four-
'"ren und dann mit der Beute eine ostindische Kompagnie aufrichten." Der
Kurfürst möge sich das Projekt ja vorlesen lassen, „denn es ist kein deplairsir-
liches Passetemps von Millionen Thalern zu hören nebenst so viel Raritäten,
als da zu finden sein."

Der Kurfürst ging auf diese Pläne nicht ein, zumal da wieder von ver¬
schiedenen Seiten Protest erhoben; wurde nur auf die Fahrt nach Guinea ließ
er sich soweit ein, als er „den benöthigten Oktroi" verlieh und Soldaten zur
Bemannung der Schiffe hergab. Für ein Schiff, das Wappen von Branden¬
burg, ertheilte der Kurfürst eineMstrnktion unterm 17. Juli 1681, worin die
Raritäten wieder eine Rolle spielen, denn „dafern in denen Ländern einige
rare Affen, Papageien oder andere Thiere und Vögel zu finden sind, soll er
selbige erhandeln und mitbringen, ingleichen ein halbes Dutzend junge Sklaven
von 14, 15, 16 Jahren, welche schön und wohlgestaltet sein, um selbige an
Unsern Hof zu übersenden."

Die Unternehmungen stießen bei den Seemächten auf allerhand Schwierig¬
keiten und der geringe Erfolg der ganzen überseeischen Politik Brandenburgs
ist genugsam bekannt. Nach des Großen Kurfürsten Tode wurden die Bestre¬
bungen gänzlich fallen gelassen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/217>, abgerufen am 02.07.2024.