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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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lasse, auch allezeit Copiam der ersten Briefe in die letzteren einschließe, wenn
etwa die ersten nicht möchten zurecht gekommen sein.

Der Kommandeur soll den Wimpel von oben, der Vicekommandeur von
vorn, und Capitain Alters von der Besaens-Maste führen und solange sie im
Kanal und unweit Ostende sein, Prince-Flagge oder ganz keine gebrauchen-
Sie köunen allemal vorgeben, daß sie nach der Straße gehen, ohne jedoch zu
sagen, zu was End?, und dergleichen Excusen nach Gelegenheit der Zeit ge¬
brauchen, um das Dessein secret zu halten, und sich ferner in Fällen, welche
allhier nicht exprimiret sein, also prnvoniren, wie es Seemannsschaft mit
sich bringt."

Zum Kommandeur des Geschwaders wurde Cornelius Cln'ßer van Be-
veren, zum Vicekommandeur Cornelius Reers vom Kurfürsten ernannt.

Am 14. Angust ging das Geschwader in See, nicht ohne unwillige Ver¬
wunderung namentlich bei den nordischen Mächten zu erregen. Der dänische
Großkanzler erklärte dem brandenburgischen Gesandten in Kopenhagen, Herrn
von Brandt, gesprächsweise: "es hätten nicht allein die königlich dänischen
Minister von Stockholm anhero geschrieben, daß man daselbst an den Fre-,
gatten, so Euer Kurfürstl. Durchlaucht durch den Sund gehen lassen, große
Ombrage nehme und daß man befürchte, Ew. Kurfürstl. Durchlaucht Armatur
in der Ostsee möchte mit der Zeit so zunehmen, daß denen nordischen Mächten
ein xrasjuclieium daraus entstehen dürfte, sondern es hätte auch der König in
Schweden selbst an Ihre Königl. Majestät geschrieben und ihren Rath begehret,
was bei dieser Sache zu thun sei, weil bisher Niemand als die nordischen
Kronen das ckominium maris dgltiei gehabt und solches ihnen allein znkäuie-
Der König Wladislaus von Polen Hütte in diesem seeulo armv 39 auf der
Rhede zu Danzig auch einige Fregatten gehabt, die beide nordische Kronen
aber hätten ihme solches nicht verstattet, sondern wären gesamte Hand hinge"
gangen und hätten selbige ruiniret..... Was die 6 Fregatten betreffe, die
durch den Sund gegangen sein, deswegen würde es wohl soeben nichts
bedeuten haben. Sollten aber Ew. Kurfürstl. Durchlaucht beginnen, Orlogs"
schiffe von 50 bis 60 Stücken zu bauen, dürfte es wohl Händel setzen."

Am 18. September nahm das Geschwader ein in der Nähe von Ostende
ankerndes spanisches Königsschiff, den Carolus II. weg, welches mit Spitzen be¬
laden, eine gute Prise abgab. Der Kommandeur van Beveren eskortirte das
Schiff selbst mit den Fregatten Wilhelm und Dorothea nach Pillau; er verließ
so eigenmächtig das Geschwader und scheint sich dadurch um seine Stellung
bracht zu haben. Der' Rest des Geschwaders ging unter Kommando des Vice-
kommandeurs Reers nach Westindien weiter, da ihn ein Befehl des Kur-


lasse, auch allezeit Copiam der ersten Briefe in die letzteren einschließe, wenn
etwa die ersten nicht möchten zurecht gekommen sein.

Der Kommandeur soll den Wimpel von oben, der Vicekommandeur von
vorn, und Capitain Alters von der Besaens-Maste führen und solange sie im
Kanal und unweit Ostende sein, Prince-Flagge oder ganz keine gebrauchen-
Sie köunen allemal vorgeben, daß sie nach der Straße gehen, ohne jedoch zu
sagen, zu was End?, und dergleichen Excusen nach Gelegenheit der Zeit ge¬
brauchen, um das Dessein secret zu halten, und sich ferner in Fällen, welche
allhier nicht exprimiret sein, also prnvoniren, wie es Seemannsschaft mit
sich bringt."

Zum Kommandeur des Geschwaders wurde Cornelius Cln'ßer van Be-
veren, zum Vicekommandeur Cornelius Reers vom Kurfürsten ernannt.

Am 14. Angust ging das Geschwader in See, nicht ohne unwillige Ver¬
wunderung namentlich bei den nordischen Mächten zu erregen. Der dänische
Großkanzler erklärte dem brandenburgischen Gesandten in Kopenhagen, Herrn
von Brandt, gesprächsweise: „es hätten nicht allein die königlich dänischen
Minister von Stockholm anhero geschrieben, daß man daselbst an den Fre-,
gatten, so Euer Kurfürstl. Durchlaucht durch den Sund gehen lassen, große
Ombrage nehme und daß man befürchte, Ew. Kurfürstl. Durchlaucht Armatur
in der Ostsee möchte mit der Zeit so zunehmen, daß denen nordischen Mächten
ein xrasjuclieium daraus entstehen dürfte, sondern es hätte auch der König in
Schweden selbst an Ihre Königl. Majestät geschrieben und ihren Rath begehret,
was bei dieser Sache zu thun sei, weil bisher Niemand als die nordischen
Kronen das ckominium maris dgltiei gehabt und solches ihnen allein znkäuie-
Der König Wladislaus von Polen Hütte in diesem seeulo armv 39 auf der
Rhede zu Danzig auch einige Fregatten gehabt, die beide nordische Kronen
aber hätten ihme solches nicht verstattet, sondern wären gesamte Hand hinge"
gangen und hätten selbige ruiniret..... Was die 6 Fregatten betreffe, die
durch den Sund gegangen sein, deswegen würde es wohl soeben nichts
bedeuten haben. Sollten aber Ew. Kurfürstl. Durchlaucht beginnen, Orlogs"
schiffe von 50 bis 60 Stücken zu bauen, dürfte es wohl Händel setzen."

Am 18. September nahm das Geschwader ein in der Nähe von Ostende
ankerndes spanisches Königsschiff, den Carolus II. weg, welches mit Spitzen be¬
laden, eine gute Prise abgab. Der Kommandeur van Beveren eskortirte das
Schiff selbst mit den Fregatten Wilhelm und Dorothea nach Pillau; er verließ
so eigenmächtig das Geschwader und scheint sich dadurch um seine Stellung
bracht zu haben. Der' Rest des Geschwaders ging unter Kommando des Vice-
kommandeurs Reers nach Westindien weiter, da ihn ein Befehl des Kur-


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[0214] lasse, auch allezeit Copiam der ersten Briefe in die letzteren einschließe, wenn etwa die ersten nicht möchten zurecht gekommen sein. Der Kommandeur soll den Wimpel von oben, der Vicekommandeur von vorn, und Capitain Alters von der Besaens-Maste führen und solange sie im Kanal und unweit Ostende sein, Prince-Flagge oder ganz keine gebrauchen- Sie köunen allemal vorgeben, daß sie nach der Straße gehen, ohne jedoch zu sagen, zu was End?, und dergleichen Excusen nach Gelegenheit der Zeit ge¬ brauchen, um das Dessein secret zu halten, und sich ferner in Fällen, welche allhier nicht exprimiret sein, also prnvoniren, wie es Seemannsschaft mit sich bringt." Zum Kommandeur des Geschwaders wurde Cornelius Cln'ßer van Be- veren, zum Vicekommandeur Cornelius Reers vom Kurfürsten ernannt. Am 14. Angust ging das Geschwader in See, nicht ohne unwillige Ver¬ wunderung namentlich bei den nordischen Mächten zu erregen. Der dänische Großkanzler erklärte dem brandenburgischen Gesandten in Kopenhagen, Herrn von Brandt, gesprächsweise: „es hätten nicht allein die königlich dänischen Minister von Stockholm anhero geschrieben, daß man daselbst an den Fre-, gatten, so Euer Kurfürstl. Durchlaucht durch den Sund gehen lassen, große Ombrage nehme und daß man befürchte, Ew. Kurfürstl. Durchlaucht Armatur in der Ostsee möchte mit der Zeit so zunehmen, daß denen nordischen Mächten ein xrasjuclieium daraus entstehen dürfte, sondern es hätte auch der König in Schweden selbst an Ihre Königl. Majestät geschrieben und ihren Rath begehret, was bei dieser Sache zu thun sei, weil bisher Niemand als die nordischen Kronen das ckominium maris dgltiei gehabt und solches ihnen allein znkäuie- Der König Wladislaus von Polen Hütte in diesem seeulo armv 39 auf der Rhede zu Danzig auch einige Fregatten gehabt, die beide nordische Kronen aber hätten ihme solches nicht verstattet, sondern wären gesamte Hand hinge" gangen und hätten selbige ruiniret..... Was die 6 Fregatten betreffe, die durch den Sund gegangen sein, deswegen würde es wohl soeben nichts bedeuten haben. Sollten aber Ew. Kurfürstl. Durchlaucht beginnen, Orlogs" schiffe von 50 bis 60 Stücken zu bauen, dürfte es wohl Händel setzen." Am 18. September nahm das Geschwader ein in der Nähe von Ostende ankerndes spanisches Königsschiff, den Carolus II. weg, welches mit Spitzen be¬ laden, eine gute Prise abgab. Der Kommandeur van Beveren eskortirte das Schiff selbst mit den Fregatten Wilhelm und Dorothea nach Pillau; er verließ so eigenmächtig das Geschwader und scheint sich dadurch um seine Stellung bracht zu haben. Der' Rest des Geschwaders ging unter Kommando des Vice- kommandeurs Reers nach Westindien weiter, da ihn ein Befehl des Kur-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/214>, abgerufen am 24.08.2024.