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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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Zweck des Geschwaders war die Blokade der pommerschen und mecklen¬
burgischen Küste, die Wegnahme schwedischer und lübecker Schiffe und die
Unterstützung der dänischen Flotte bei einem bedeutenderen Zusammentreffen
mit der schwedischen, wobei die brandenburger Schiffe besonders angewiesen
waren, "über die Transportschiffe herzufallen, um so viel als möglich zu er¬
obern, zu verbrennen und in Grund zu schießen."

Zwei brandenburgische Fregatten, die Spanierin und Berlin, nahmen an
einer Seeschlacht am 4. und 5. Juni Theil und eroberten dabei ein schwedisches
Kriegsschiff, den Bergard, worüber am kurfürstlichen Hofe ganz außerordent¬
liche Freude herrschte, obgleich das ganze Schiff nur 2000 Thaler werth war.
Die anderen Schiffe der Flotille hatten noch einige Prisen gemacht, von denen
der Kurfürst 10 Prozent, Raute den Rest bekam. Diese Resultate des Jahres
1676 standen mit den aufgewendeten Mitteln in keinem rechten Verhältniß und
mehrfach wurde von einflußreicher Seite in Berlin darauf hingewiesen. Allein
vergeblich. Am 13. Januar 167? wird ein neuer Vertrag mit Raute abge¬
schlossen, nach welchem die Flotille vermehrt werden soll zur Verwendung gegen
die schwedische und lievländische Küste und die schwedischen Plätze in Pommern.
Auch aus eignen Mitteln ließ der Kurfürst Schiffe bauen, so daß im Juli
1677 die kleine Marine schon 13 Schiffe zählte, die Fregatten Kurprinz, Spa¬
nien, Berlin, Windhund und Prinz Ludwig, die Gallioten Maria, Potsdam und
Spandau, eine Galeere, zwei Schütten, eine Jacht und einen Brander, mit 656
Köpfen Bemannung und 119 Geschützen. Das Kommando hatte wieder Cor¬
nelius Cläßen van Beveren. Bis zum Frieden von Se. Germain war die
Flotille bei den Operationen gegen Stralsund und Rügen beschäftigt.

Mit dem Frieden beginnt eine neue Periode in den Bestrebungen des
Kurfürsten und Raules.

Am 20. Januar 1680 erging folgende Ordre an Raute: "Demnach Se.
Kurfürstliche Durchlaucht zu Brandenburg nach nunmehr durch Gottes Gnade
wiederbrachten: Frieden dero Lande Aufnehmen nach aller Möglichkeit zu suchen
und insonderheit diejenigen, welche mit bequemen Seehäfen versehen seind, mit
Vermehr und Besserung der Commercien und Schifffahrt zu beneficiiren, be¬
dacht sein, als haben Sie dero Schiffs- und Marinedirector Raute hiermit
gnädigst committiren wollen, sich nachher Preußen zu erheben und mit denen, so
des Landes und der Commercien kundig seind, mit allem Fleiße zu überlegen,
wie die Schifffahrt und der Handel daselbst durch diensame Ordnungen derge¬
stalt einzurichten und zu beuefieiireu, daß uicht allein die Einkünfte bei dero
Zollstätten vermehrt werden, sondern auch das ganze Land und alle desselben
Einwohner, insonderheit die Kaufleute und Schiffer ihr Aufnehmen und einen
gewissen Nutzen daraus haben können." Darauf berichtet Raute unterm 14-


Zweck des Geschwaders war die Blokade der pommerschen und mecklen¬
burgischen Küste, die Wegnahme schwedischer und lübecker Schiffe und die
Unterstützung der dänischen Flotte bei einem bedeutenderen Zusammentreffen
mit der schwedischen, wobei die brandenburger Schiffe besonders angewiesen
waren, „über die Transportschiffe herzufallen, um so viel als möglich zu er¬
obern, zu verbrennen und in Grund zu schießen."

Zwei brandenburgische Fregatten, die Spanierin und Berlin, nahmen an
einer Seeschlacht am 4. und 5. Juni Theil und eroberten dabei ein schwedisches
Kriegsschiff, den Bergard, worüber am kurfürstlichen Hofe ganz außerordent¬
liche Freude herrschte, obgleich das ganze Schiff nur 2000 Thaler werth war.
Die anderen Schiffe der Flotille hatten noch einige Prisen gemacht, von denen
der Kurfürst 10 Prozent, Raute den Rest bekam. Diese Resultate des Jahres
1676 standen mit den aufgewendeten Mitteln in keinem rechten Verhältniß und
mehrfach wurde von einflußreicher Seite in Berlin darauf hingewiesen. Allein
vergeblich. Am 13. Januar 167? wird ein neuer Vertrag mit Raute abge¬
schlossen, nach welchem die Flotille vermehrt werden soll zur Verwendung gegen
die schwedische und lievländische Küste und die schwedischen Plätze in Pommern.
Auch aus eignen Mitteln ließ der Kurfürst Schiffe bauen, so daß im Juli
1677 die kleine Marine schon 13 Schiffe zählte, die Fregatten Kurprinz, Spa¬
nien, Berlin, Windhund und Prinz Ludwig, die Gallioten Maria, Potsdam und
Spandau, eine Galeere, zwei Schütten, eine Jacht und einen Brander, mit 656
Köpfen Bemannung und 119 Geschützen. Das Kommando hatte wieder Cor¬
nelius Cläßen van Beveren. Bis zum Frieden von Se. Germain war die
Flotille bei den Operationen gegen Stralsund und Rügen beschäftigt.

Mit dem Frieden beginnt eine neue Periode in den Bestrebungen des
Kurfürsten und Raules.

Am 20. Januar 1680 erging folgende Ordre an Raute: „Demnach Se.
Kurfürstliche Durchlaucht zu Brandenburg nach nunmehr durch Gottes Gnade
wiederbrachten: Frieden dero Lande Aufnehmen nach aller Möglichkeit zu suchen
und insonderheit diejenigen, welche mit bequemen Seehäfen versehen seind, mit
Vermehr und Besserung der Commercien und Schifffahrt zu beneficiiren, be¬
dacht sein, als haben Sie dero Schiffs- und Marinedirector Raute hiermit
gnädigst committiren wollen, sich nachher Preußen zu erheben und mit denen, so
des Landes und der Commercien kundig seind, mit allem Fleiße zu überlegen,
wie die Schifffahrt und der Handel daselbst durch diensame Ordnungen derge¬
stalt einzurichten und zu beuefieiireu, daß uicht allein die Einkünfte bei dero
Zollstätten vermehrt werden, sondern auch das ganze Land und alle desselben
Einwohner, insonderheit die Kaufleute und Schiffer ihr Aufnehmen und einen
gewissen Nutzen daraus haben können." Darauf berichtet Raute unterm 14-


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[0208] Zweck des Geschwaders war die Blokade der pommerschen und mecklen¬ burgischen Küste, die Wegnahme schwedischer und lübecker Schiffe und die Unterstützung der dänischen Flotte bei einem bedeutenderen Zusammentreffen mit der schwedischen, wobei die brandenburger Schiffe besonders angewiesen waren, „über die Transportschiffe herzufallen, um so viel als möglich zu er¬ obern, zu verbrennen und in Grund zu schießen." Zwei brandenburgische Fregatten, die Spanierin und Berlin, nahmen an einer Seeschlacht am 4. und 5. Juni Theil und eroberten dabei ein schwedisches Kriegsschiff, den Bergard, worüber am kurfürstlichen Hofe ganz außerordent¬ liche Freude herrschte, obgleich das ganze Schiff nur 2000 Thaler werth war. Die anderen Schiffe der Flotille hatten noch einige Prisen gemacht, von denen der Kurfürst 10 Prozent, Raute den Rest bekam. Diese Resultate des Jahres 1676 standen mit den aufgewendeten Mitteln in keinem rechten Verhältniß und mehrfach wurde von einflußreicher Seite in Berlin darauf hingewiesen. Allein vergeblich. Am 13. Januar 167? wird ein neuer Vertrag mit Raute abge¬ schlossen, nach welchem die Flotille vermehrt werden soll zur Verwendung gegen die schwedische und lievländische Küste und die schwedischen Plätze in Pommern. Auch aus eignen Mitteln ließ der Kurfürst Schiffe bauen, so daß im Juli 1677 die kleine Marine schon 13 Schiffe zählte, die Fregatten Kurprinz, Spa¬ nien, Berlin, Windhund und Prinz Ludwig, die Gallioten Maria, Potsdam und Spandau, eine Galeere, zwei Schütten, eine Jacht und einen Brander, mit 656 Köpfen Bemannung und 119 Geschützen. Das Kommando hatte wieder Cor¬ nelius Cläßen van Beveren. Bis zum Frieden von Se. Germain war die Flotille bei den Operationen gegen Stralsund und Rügen beschäftigt. Mit dem Frieden beginnt eine neue Periode in den Bestrebungen des Kurfürsten und Raules. Am 20. Januar 1680 erging folgende Ordre an Raute: „Demnach Se. Kurfürstliche Durchlaucht zu Brandenburg nach nunmehr durch Gottes Gnade wiederbrachten: Frieden dero Lande Aufnehmen nach aller Möglichkeit zu suchen und insonderheit diejenigen, welche mit bequemen Seehäfen versehen seind, mit Vermehr und Besserung der Commercien und Schifffahrt zu beneficiiren, be¬ dacht sein, als haben Sie dero Schiffs- und Marinedirector Raute hiermit gnädigst committiren wollen, sich nachher Preußen zu erheben und mit denen, so des Landes und der Commercien kundig seind, mit allem Fleiße zu überlegen, wie die Schifffahrt und der Handel daselbst durch diensame Ordnungen derge¬ stalt einzurichten und zu beuefieiireu, daß uicht allein die Einkünfte bei dero Zollstätten vermehrt werden, sondern auch das ganze Land und alle desselben Einwohner, insonderheit die Kaufleute und Schiffer ihr Aufnehmen und einen gewissen Nutzen daraus haben können." Darauf berichtet Raute unterm 14-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/208>, abgerufen am 24.08.2024.