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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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Februar voll Königsberg: "Weil nun die Seefahrt die Seele der Commerzien
ist und vor Augen zu sehen, daß die Schifffahrt allerlei Menschen, was Hand¬
werks und Unternehmung sie auch sein, das Brot giebt; daneben die Erfahrung
lehrt, wie Holland, England, Frankreich, Hamburg und Lübeck allein durch
die Seefahrt floriren, so hat Unterschriebener zu einem Beginne und soviel ihn
angehet, allerlei Werkmeister, als Meister Schiffszimmermann, Seegel-, Block-
und Kompaßmachers, Ankerschmiede, Bildhauer und andere, die ein ganzes
Schiff bauen können, beisammen: von welchen die Bürger und Eingesessenen
dieser Stadt und Landes also gelehret werden können, daß man alle diese
Leute innerhalb drei bis vier Jahren wieder nach Holland schicken und sich
alsdann der hiesigen bedienen kann, zu dem Eude, daß kalte Vortheilen, die
nun in Holland und anderswo gehen, hier zu Lande bleiben..... Und weil
Unterschriebener durch Experieme uuterfunden, daß in diesem Lande der Schiffs¬
bau zu viel geringerem Preise eingeführt werden kann, zumalen das Holz und
Hanf soviel weniger kosten, als sich die Licenten, Arbeitslohn und Frachten
nach Holland betragen, man auch das Eisen aus Schweden wohlfeiler haben
kann; ingleichen die Vivons vor das Bootsvolk hier zu Lande wohl die Hälfte
weniger kosten und verfolglich die Kauffahrt mit viel geringeren Kosten ge-
Praetieiret werden kann, so giebt Unterschriebener denen Herren Kaufleuten zu
bedenken, ob man nicht vor einen Beginn 10 schöne neue Fluten von 150--175
Lasten unter einer Kompagnie machen könnte, um damit Klappholz, Dielen,
Masten und all solche Waaren, als die Compagnie gut finden würde, auf
Frankreich zu verführen, auch wohl einige Schiffe auf Holland und anders¬
wohin zu befrachten."

Raute wollte selbst mit 25,000 Thalern in die Kompagnie treten und be¬
absichtigte außerdem auf eigene Rechnung ein Schiffsbau- und Rhedereigeschäft
Zu beginnen. Aber ehe Raute den Kurfürsten ganz für die maritimen Be¬
strebungen des Friedens gewonnen hatte, wurden gerade die Gelder, die man
Zu den prvjektirten Unternehmungen brauchte aber nicht hatte, Veranlassung,
^otz des Friedens wieder die Kriegsflotte in Thätigkeit zu setzen. -- Sowohl
die Staaten als Spanien waren mit der Zahlung faltiger Subsidiengelder be¬
deutend im Rückstande und alles Drängen des Kurfürsten blieb fruchtlos.
Raute wurde persönlich hart dadurch betroffen, denn er hatte auf die fälligen
Gelder der Staaten von Seeland beträchtliche Anweisungen erhalten. Der
Kurfürst beschloß, mit Repressalien gegen die Staaten und Spanien vorzugehen
und Raute erhielt den Befehl in Kleve Mannschaft zur Armirung einiger
Schiffe zu werben. Ueber die Unternehmungen gegen Spanien gutachtete er
°in 5. Juni: "Das bewußte Konzept auf Spanien kann man durch drei Mittel
werkstellig machen, indem man erstlich die partikuliere spanische Westindien-


Februar voll Königsberg: „Weil nun die Seefahrt die Seele der Commerzien
ist und vor Augen zu sehen, daß die Schifffahrt allerlei Menschen, was Hand¬
werks und Unternehmung sie auch sein, das Brot giebt; daneben die Erfahrung
lehrt, wie Holland, England, Frankreich, Hamburg und Lübeck allein durch
die Seefahrt floriren, so hat Unterschriebener zu einem Beginne und soviel ihn
angehet, allerlei Werkmeister, als Meister Schiffszimmermann, Seegel-, Block-
und Kompaßmachers, Ankerschmiede, Bildhauer und andere, die ein ganzes
Schiff bauen können, beisammen: von welchen die Bürger und Eingesessenen
dieser Stadt und Landes also gelehret werden können, daß man alle diese
Leute innerhalb drei bis vier Jahren wieder nach Holland schicken und sich
alsdann der hiesigen bedienen kann, zu dem Eude, daß kalte Vortheilen, die
nun in Holland und anderswo gehen, hier zu Lande bleiben..... Und weil
Unterschriebener durch Experieme uuterfunden, daß in diesem Lande der Schiffs¬
bau zu viel geringerem Preise eingeführt werden kann, zumalen das Holz und
Hanf soviel weniger kosten, als sich die Licenten, Arbeitslohn und Frachten
nach Holland betragen, man auch das Eisen aus Schweden wohlfeiler haben
kann; ingleichen die Vivons vor das Bootsvolk hier zu Lande wohl die Hälfte
weniger kosten und verfolglich die Kauffahrt mit viel geringeren Kosten ge-
Praetieiret werden kann, so giebt Unterschriebener denen Herren Kaufleuten zu
bedenken, ob man nicht vor einen Beginn 10 schöne neue Fluten von 150—175
Lasten unter einer Kompagnie machen könnte, um damit Klappholz, Dielen,
Masten und all solche Waaren, als die Compagnie gut finden würde, auf
Frankreich zu verführen, auch wohl einige Schiffe auf Holland und anders¬
wohin zu befrachten."

Raute wollte selbst mit 25,000 Thalern in die Kompagnie treten und be¬
absichtigte außerdem auf eigene Rechnung ein Schiffsbau- und Rhedereigeschäft
Zu beginnen. Aber ehe Raute den Kurfürsten ganz für die maritimen Be¬
strebungen des Friedens gewonnen hatte, wurden gerade die Gelder, die man
Zu den prvjektirten Unternehmungen brauchte aber nicht hatte, Veranlassung,
^otz des Friedens wieder die Kriegsflotte in Thätigkeit zu setzen. — Sowohl
die Staaten als Spanien waren mit der Zahlung faltiger Subsidiengelder be¬
deutend im Rückstande und alles Drängen des Kurfürsten blieb fruchtlos.
Raute wurde persönlich hart dadurch betroffen, denn er hatte auf die fälligen
Gelder der Staaten von Seeland beträchtliche Anweisungen erhalten. Der
Kurfürst beschloß, mit Repressalien gegen die Staaten und Spanien vorzugehen
und Raute erhielt den Befehl in Kleve Mannschaft zur Armirung einiger
Schiffe zu werben. Ueber die Unternehmungen gegen Spanien gutachtete er
°in 5. Juni: „Das bewußte Konzept auf Spanien kann man durch drei Mittel
werkstellig machen, indem man erstlich die partikuliere spanische Westindien-


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[0209] Februar voll Königsberg: „Weil nun die Seefahrt die Seele der Commerzien ist und vor Augen zu sehen, daß die Schifffahrt allerlei Menschen, was Hand¬ werks und Unternehmung sie auch sein, das Brot giebt; daneben die Erfahrung lehrt, wie Holland, England, Frankreich, Hamburg und Lübeck allein durch die Seefahrt floriren, so hat Unterschriebener zu einem Beginne und soviel ihn angehet, allerlei Werkmeister, als Meister Schiffszimmermann, Seegel-, Block- und Kompaßmachers, Ankerschmiede, Bildhauer und andere, die ein ganzes Schiff bauen können, beisammen: von welchen die Bürger und Eingesessenen dieser Stadt und Landes also gelehret werden können, daß man alle diese Leute innerhalb drei bis vier Jahren wieder nach Holland schicken und sich alsdann der hiesigen bedienen kann, zu dem Eude, daß kalte Vortheilen, die nun in Holland und anderswo gehen, hier zu Lande bleiben..... Und weil Unterschriebener durch Experieme uuterfunden, daß in diesem Lande der Schiffs¬ bau zu viel geringerem Preise eingeführt werden kann, zumalen das Holz und Hanf soviel weniger kosten, als sich die Licenten, Arbeitslohn und Frachten nach Holland betragen, man auch das Eisen aus Schweden wohlfeiler haben kann; ingleichen die Vivons vor das Bootsvolk hier zu Lande wohl die Hälfte weniger kosten und verfolglich die Kauffahrt mit viel geringeren Kosten ge- Praetieiret werden kann, so giebt Unterschriebener denen Herren Kaufleuten zu bedenken, ob man nicht vor einen Beginn 10 schöne neue Fluten von 150—175 Lasten unter einer Kompagnie machen könnte, um damit Klappholz, Dielen, Masten und all solche Waaren, als die Compagnie gut finden würde, auf Frankreich zu verführen, auch wohl einige Schiffe auf Holland und anders¬ wohin zu befrachten." Raute wollte selbst mit 25,000 Thalern in die Kompagnie treten und be¬ absichtigte außerdem auf eigene Rechnung ein Schiffsbau- und Rhedereigeschäft Zu beginnen. Aber ehe Raute den Kurfürsten ganz für die maritimen Be¬ strebungen des Friedens gewonnen hatte, wurden gerade die Gelder, die man Zu den prvjektirten Unternehmungen brauchte aber nicht hatte, Veranlassung, ^otz des Friedens wieder die Kriegsflotte in Thätigkeit zu setzen. — Sowohl die Staaten als Spanien waren mit der Zahlung faltiger Subsidiengelder be¬ deutend im Rückstande und alles Drängen des Kurfürsten blieb fruchtlos. Raute wurde persönlich hart dadurch betroffen, denn er hatte auf die fälligen Gelder der Staaten von Seeland beträchtliche Anweisungen erhalten. Der Kurfürst beschloß, mit Repressalien gegen die Staaten und Spanien vorzugehen und Raute erhielt den Befehl in Kleve Mannschaft zur Armirung einiger Schiffe zu werben. Ueber die Unternehmungen gegen Spanien gutachtete er °in 5. Juni: „Das bewußte Konzept auf Spanien kann man durch drei Mittel werkstellig machen, indem man erstlich die partikuliere spanische Westindien-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/209>, abgerufen am 24.08.2024.