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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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und so diplomatische und finanzielle Beschwerden dem Kurfürsten erwuchsen,
trotzdem wurde Raute zum kurfürstlichen Rath ernannt und ein Vertrag mit
ihm geschlossen, wonach er drei kriegsmäßig ausgerüstete Fregatten zu stellen
hatte, mit denen der Kurfürst gegen die an der Weser^ und Elbemündung
gelegenen festen Plätze der Schweden operiren wollte. Zunächst war also die
Kaperei aufgegeben.

Zur Bemannung sollte ein Regiment Mariniers dienen, über dessen Wer¬
bung mit einem alten Parteigänger, Obersten Bolsey, ein Vertrag abgeschlossen
Wurde. Das Regiment war anch Mitte Juni 1675 in der Gesammtstärke von
569 Mann in Holland zusammen. Die Raute'schen Schiffe -- eine Fregatte,
"der Kurprinz" mit zwanzig Geschützen, eine "Berlin ' mit sechzehn, "Potsdam"
mit zehn, ein Höcker und eine Snau lagen in Seeland bereit, aber Raute's
Gläubiger hatten Beschlag darauf gelegt, und erst nach Auslösung durch die
brandenburgische Gesandtschaft, Mitte August, konnte die Einschiffung des
Marinier-Regiments erfolgen. Beim ersten Auslaufen durch einen Sturm arg
beschädigt, mußte die Flotille bis zum 6. September in Holland bleiben. Um
drei staatliche Schiffe vermehrt, welche der Kurfürst auf drei Monate in Dienst
genommen hatte, ging das Geschwader nun vor die an der Wesermündung von
den Schweden neu angelegte Feste Karlstadt. Bolsey verlor über die Hälfte
seines Regiments bei diesem Unternehmen und unterrichteter Sache mußte das
Geschwader dem Befehl des Kurfürsten gemäß von Karlstadt aufbrechen, um
ni der Ostsee die Operationen gegen Pommern zu unterstützen. Bis Mitte
November an der Elbe durch ungünstigen Wind aufgehalten, traf Bolsey endlich
am 26. November mit den drei holländischen Schiffen und dem Rest des Re¬
giments in Kopenhagen ein, Raute mußte mit seinen Schiffen in der Elbe
bleiben, da deren Bemannung wegen uicht gezählten Lohnes revoltirte. Die
holländischen Schiffe überwinterten an der pommerischen Küste und gingen
dann nach Amsterdam zurück. Bolsey wurde entlassen. Das waren die ge¬
ringen Resultate des Jahres 1675.

1676 im Mai, nachdem Mariniers in der Grafschaft Mark angeworben
worden waren, traf Raute mit neu ausgerüsteten Schiffen in Kopenhagen ein.
waren die Fregatten Kurprinz, Spanien und Berlin, die Gallioien Pots¬
dam und Kleve und eine Jacht unter dem Kommando des Kapitäns Cornelis
Eläßen van Beveren. Als kurfürstlicher Kommissär wurde diesem der General
Meinhard Neuhaus beigegeben mit der Instruktion, dem Kommandeur "in
Korrespondenz und sonsten fleißig an Hand zu gehen, ferner Alles, wie er es
auf den Schiffen befinden wird, fleißig zu verzeichnen und davon zu berichten,
wenn Prisen genommen werden, Alles, so darauf befunden wird, fleißig zu
nventarifiren, versiegeln und verwahren zu lassen." --


und so diplomatische und finanzielle Beschwerden dem Kurfürsten erwuchsen,
trotzdem wurde Raute zum kurfürstlichen Rath ernannt und ein Vertrag mit
ihm geschlossen, wonach er drei kriegsmäßig ausgerüstete Fregatten zu stellen
hatte, mit denen der Kurfürst gegen die an der Weser^ und Elbemündung
gelegenen festen Plätze der Schweden operiren wollte. Zunächst war also die
Kaperei aufgegeben.

Zur Bemannung sollte ein Regiment Mariniers dienen, über dessen Wer¬
bung mit einem alten Parteigänger, Obersten Bolsey, ein Vertrag abgeschlossen
Wurde. Das Regiment war anch Mitte Juni 1675 in der Gesammtstärke von
569 Mann in Holland zusammen. Die Raute'schen Schiffe — eine Fregatte,
„der Kurprinz" mit zwanzig Geschützen, eine „Berlin ' mit sechzehn, „Potsdam"
mit zehn, ein Höcker und eine Snau lagen in Seeland bereit, aber Raute's
Gläubiger hatten Beschlag darauf gelegt, und erst nach Auslösung durch die
brandenburgische Gesandtschaft, Mitte August, konnte die Einschiffung des
Marinier-Regiments erfolgen. Beim ersten Auslaufen durch einen Sturm arg
beschädigt, mußte die Flotille bis zum 6. September in Holland bleiben. Um
drei staatliche Schiffe vermehrt, welche der Kurfürst auf drei Monate in Dienst
genommen hatte, ging das Geschwader nun vor die an der Wesermündung von
den Schweden neu angelegte Feste Karlstadt. Bolsey verlor über die Hälfte
seines Regiments bei diesem Unternehmen und unterrichteter Sache mußte das
Geschwader dem Befehl des Kurfürsten gemäß von Karlstadt aufbrechen, um
ni der Ostsee die Operationen gegen Pommern zu unterstützen. Bis Mitte
November an der Elbe durch ungünstigen Wind aufgehalten, traf Bolsey endlich
am 26. November mit den drei holländischen Schiffen und dem Rest des Re¬
giments in Kopenhagen ein, Raute mußte mit seinen Schiffen in der Elbe
bleiben, da deren Bemannung wegen uicht gezählten Lohnes revoltirte. Die
holländischen Schiffe überwinterten an der pommerischen Küste und gingen
dann nach Amsterdam zurück. Bolsey wurde entlassen. Das waren die ge¬
ringen Resultate des Jahres 1675.

1676 im Mai, nachdem Mariniers in der Grafschaft Mark angeworben
worden waren, traf Raute mit neu ausgerüsteten Schiffen in Kopenhagen ein.
waren die Fregatten Kurprinz, Spanien und Berlin, die Gallioien Pots¬
dam und Kleve und eine Jacht unter dem Kommando des Kapitäns Cornelis
Eläßen van Beveren. Als kurfürstlicher Kommissär wurde diesem der General
Meinhard Neuhaus beigegeben mit der Instruktion, dem Kommandeur „in
Korrespondenz und sonsten fleißig an Hand zu gehen, ferner Alles, wie er es
auf den Schiffen befinden wird, fleißig zu verzeichnen und davon zu berichten,
wenn Prisen genommen werden, Alles, so darauf befunden wird, fleißig zu
nventarifiren, versiegeln und verwahren zu lassen." —


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/207>, abgerufen am 22.07.2024.