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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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vorbereitet. "Es ist aber ein Hertzeleid, daß Geld und Gut so ein feindselig
Ding ist, daß es schwerlich unangefochten bleibet, wenn's gleich unserem
Herrgott selbst zugeeignet wäre, ich will geschweigen einem Andern. Wein
'naht zu sagen ist, dem ist anch nicht zu rathen, und was fort soll, das muß
fort." --.

Der Konflikt zwischen Hochmeister und Bischof war auf diese Weise im
Februar 1474 bis zum Aeußersten gediehen. Hinter dem Hochmeister standen die
Ordensgebietiger und der größte Theil des Landadels, auf Seiten des Bischofs
Theil des von ihm durch Drohungen und Versprechungen gewonnenen
höhern und niedern Klerus, einzelne Landjunker und vor Allem der intime
"ud gleichgesinnte Freund, der Komthur von preußisch Holland Conrad von
^uhteuhain. Das gemeine Volk zeigte sich wie allwärts und zu allen Zeiten
'""ifferent, -- seine Stimmung war von dem Erfolge abhängig, jedenfalls
lwer dem geistlichen Regimente mehr zugeneigt als dem weltlichen, das sich
""res den neuaufgelegten Schoß die Gemüter entfremdet. Hätte der Bischof
"ut Ruhe und ohne Exzeß seinen Plan konsequent verfolgt, sich nach Rom be¬
geben und von da aus die Hebel zur Durchführung seiner Absichten angesetzt
^ wer kann wissen, welchen Ausgang die Sache genommen. Aber sein starrer
^ensinu und die unabweisliche Nothwendigkeit, seiner finanziellen Bedrängnis;
wenigstens einigermaßen Abhülfe zu verschaffen, verleiteten ihn zu einem Unter-
"ebenen, mit dem er uuter den vorliegenden Umständen Alles auf einen Wurf
^tzte und - sein Spiel verlor.

Am sechzehnten Februar 1474 erließ er, ohne Rücksicht auf des Hoch-
'Neisters Bitten und gegen alles Vermuthen ans dem Bischofshofe zu Königs-
^ an die andern Bischöfe und Prälaten des Landes eine Bekanntmachung
'^ner Ablaßbriefe mit der Bitte, dieselben dnrch die Pfarrer in allen Kirchen
^ publiziren und das Volk zur regen Betheiligung an dem am nächsten
Sonntage Judika in der Domkirche zu Königsberg zu ertheilenden Ablässe zu
^Mahnen. Der Erfolg war ein ungeheurer. "Als der Tag kam, da schneiete
""d hagelte das Volk zu, nicht allein aus Preußen, sondern auch aus alleu
fliegenden Landen; da hatte man sehen sollen Leute einlegen und absolviren.
^ fiel ein überschwengliches großes Geld, daß der Bischof möcht denken, wann
^r Tage im Jahre viel kämen, wollte er viel lieber Bischof zu Samland
denn Kardinal zu Rom."

. Aber der Freude des Bischofs ward ein jähes und schmähliches Ende be-
^tet. Die Geduld des Hochmeisters war endlich erschöpft. Er hatte zudem
""s einem aufgefangenen Briefe ersehen, daß der Bischof mit dem reichlichen
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Grenzboten IV. 1377.

vorbereitet. „Es ist aber ein Hertzeleid, daß Geld und Gut so ein feindselig
Ding ist, daß es schwerlich unangefochten bleibet, wenn's gleich unserem
Herrgott selbst zugeeignet wäre, ich will geschweigen einem Andern. Wein
'naht zu sagen ist, dem ist anch nicht zu rathen, und was fort soll, das muß
fort." —.

Der Konflikt zwischen Hochmeister und Bischof war auf diese Weise im
Februar 1474 bis zum Aeußersten gediehen. Hinter dem Hochmeister standen die
Ordensgebietiger und der größte Theil des Landadels, auf Seiten des Bischofs
Theil des von ihm durch Drohungen und Versprechungen gewonnenen
höhern und niedern Klerus, einzelne Landjunker und vor Allem der intime
"ud gleichgesinnte Freund, der Komthur von preußisch Holland Conrad von
^uhteuhain. Das gemeine Volk zeigte sich wie allwärts und zu allen Zeiten
'""ifferent, — seine Stimmung war von dem Erfolge abhängig, jedenfalls
lwer dem geistlichen Regimente mehr zugeneigt als dem weltlichen, das sich
""res den neuaufgelegten Schoß die Gemüter entfremdet. Hätte der Bischof
"ut Ruhe und ohne Exzeß seinen Plan konsequent verfolgt, sich nach Rom be¬
geben und von da aus die Hebel zur Durchführung seiner Absichten angesetzt
^ wer kann wissen, welchen Ausgang die Sache genommen. Aber sein starrer
^ensinu und die unabweisliche Nothwendigkeit, seiner finanziellen Bedrängnis;
wenigstens einigermaßen Abhülfe zu verschaffen, verleiteten ihn zu einem Unter-
"ebenen, mit dem er uuter den vorliegenden Umständen Alles auf einen Wurf
^tzte und - sein Spiel verlor.

Am sechzehnten Februar 1474 erließ er, ohne Rücksicht auf des Hoch-
'Neisters Bitten und gegen alles Vermuthen ans dem Bischofshofe zu Königs-
^ an die andern Bischöfe und Prälaten des Landes eine Bekanntmachung
'^ner Ablaßbriefe mit der Bitte, dieselben dnrch die Pfarrer in allen Kirchen
^ publiziren und das Volk zur regen Betheiligung an dem am nächsten
Sonntage Judika in der Domkirche zu Königsberg zu ertheilenden Ablässe zu
^Mahnen. Der Erfolg war ein ungeheurer. „Als der Tag kam, da schneiete
""d hagelte das Volk zu, nicht allein aus Preußen, sondern auch aus alleu
fliegenden Landen; da hatte man sehen sollen Leute einlegen und absolviren.
^ fiel ein überschwengliches großes Geld, daß der Bischof möcht denken, wann
^r Tage im Jahre viel kämen, wollte er viel lieber Bischof zu Samland
denn Kardinal zu Rom."

. Aber der Freude des Bischofs ward ein jähes und schmähliches Ende be-
^tet. Die Geduld des Hochmeisters war endlich erschöpft. Er hatte zudem
""s einem aufgefangenen Briefe ersehen, daß der Bischof mit dem reichlichen
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Grenzboten IV. 1377.
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[0173] vorbereitet. „Es ist aber ein Hertzeleid, daß Geld und Gut so ein feindselig Ding ist, daß es schwerlich unangefochten bleibet, wenn's gleich unserem Herrgott selbst zugeeignet wäre, ich will geschweigen einem Andern. Wein 'naht zu sagen ist, dem ist anch nicht zu rathen, und was fort soll, das muß fort." —. Der Konflikt zwischen Hochmeister und Bischof war auf diese Weise im Februar 1474 bis zum Aeußersten gediehen. Hinter dem Hochmeister standen die Ordensgebietiger und der größte Theil des Landadels, auf Seiten des Bischofs Theil des von ihm durch Drohungen und Versprechungen gewonnenen höhern und niedern Klerus, einzelne Landjunker und vor Allem der intime "ud gleichgesinnte Freund, der Komthur von preußisch Holland Conrad von ^uhteuhain. Das gemeine Volk zeigte sich wie allwärts und zu allen Zeiten '""ifferent, — seine Stimmung war von dem Erfolge abhängig, jedenfalls lwer dem geistlichen Regimente mehr zugeneigt als dem weltlichen, das sich ""res den neuaufgelegten Schoß die Gemüter entfremdet. Hätte der Bischof "ut Ruhe und ohne Exzeß seinen Plan konsequent verfolgt, sich nach Rom be¬ geben und von da aus die Hebel zur Durchführung seiner Absichten angesetzt ^ wer kann wissen, welchen Ausgang die Sache genommen. Aber sein starrer ^ensinu und die unabweisliche Nothwendigkeit, seiner finanziellen Bedrängnis; wenigstens einigermaßen Abhülfe zu verschaffen, verleiteten ihn zu einem Unter- "ebenen, mit dem er uuter den vorliegenden Umständen Alles auf einen Wurf ^tzte und - sein Spiel verlor. Am sechzehnten Februar 1474 erließ er, ohne Rücksicht auf des Hoch- 'Neisters Bitten und gegen alles Vermuthen ans dem Bischofshofe zu Königs- ^ an die andern Bischöfe und Prälaten des Landes eine Bekanntmachung '^ner Ablaßbriefe mit der Bitte, dieselben dnrch die Pfarrer in allen Kirchen ^ publiziren und das Volk zur regen Betheiligung an dem am nächsten Sonntage Judika in der Domkirche zu Königsberg zu ertheilenden Ablässe zu ^Mahnen. Der Erfolg war ein ungeheurer. „Als der Tag kam, da schneiete ""d hagelte das Volk zu, nicht allein aus Preußen, sondern auch aus alleu fliegenden Landen; da hatte man sehen sollen Leute einlegen und absolviren. ^ fiel ein überschwengliches großes Geld, daß der Bischof möcht denken, wann ^r Tage im Jahre viel kämen, wollte er viel lieber Bischof zu Samland denn Kardinal zu Rom." . Aber der Freude des Bischofs ward ein jähes und schmähliches Ende be- ^tet. Die Geduld des Hochmeisters war endlich erschöpft. Er hatte zudem ""s einem aufgefangenen Briefe ersehen, daß der Bischof mit dem reichlichen ^2 Grenzboten IV. 1377.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/173>, abgerufen am 01.07.2024.