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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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^und nicht mit Worten oder Schriften verkaufet, denn ohne Zweifel wird Euch
^ne einen: Hasen nachgestellt, zumal da kundlich ist, daß Ihr weder lesen noch
schreiben könnt, wodurch vielleicht Ursachen zu Wege zu bringen sind, vermittelst
welcher Ihr zu Ungnade kommen möchtet, Euch und unserem Orden zu unüber¬
windlichem Schaden, daß Alles Niemand besser verhüten mag, als ein ver¬
ständiger Kanzler und Gelehrter, der geübt ist in der Welt Licht und Betrüg-
lichkeit."

In zwei anderen Schreiben aus demselben Jahre von Thorn und
Frankfurt a. d. Oder ans, räth Dietrich von Cuba dem Hochmeister die vom
Könige berufene Versammlung in Petrikau, behufs Ableistung des Hnldignngs-
^es, nicht in Person zu beschicken, dem Lehnsherrn die Hülfe gegen Ungarn,
wenn nicht anders durch leere, aber geschickte Ausflüchte zu versagen und sich
hüten, das Anerbieten der Danziger, wieder zum Orden zurückzukehren,
Zunehmen, weil die Danziger ihn leicht betrogen und beim Könige verdächtig
wachen könnten. Er möge dergleichen Anerbieten durch Notare aufzeichnen
^sser, damit er solche dem Könige nöthigen Falls vorlege, um dergestalt "die
^nziger mit ihrer eigenen Ruthe zu hauen."

Man erkennt aus dem Inhalt dieser Rathschläge, der Mann hatte das
^ug zu einem Diplomaten von Fach -- ex unZus Ikoinzin! Vermöge
Änlicher Mittel, wie die in diesen Schreiben angepriesenen, und unterstützt
seinen vielseitigen Verbindungen an: päpstlichen Hofe, gelang es ihm leicht
^ bischöfliche Würde in Samland für sich zu erhalten. Bevor noch die
^geordneten des Königsberger Domkapitels in Rom angelangt waren, hatte
^ schon die päpstliche Bestätigung als Bischof in Händen und machte hievon
em Statthalter in Königsberg schleunigst Anzeige. Indem er mit der ihm
^gelten Schlauheit seine Bewerbung um den bischöflichen Stuhl in Samland
im Interesse des Ordens begründet und lediglich durch das Andringen
^ Freunde des Ordens hervorgerufen, darzustellen wußte, bat er den Statt-
?"^er ihn in seiner vom Papste bestätigten Würde zu schützen und seine
Ernennung gegen etwaige Widersacher aufrecht zu erhalten, erhob die einslnß-
^chsten Mitglieder des Kapitels zu höheren Stellen und gewann den Sekretär
es Statthalters, Notar Liborins Racker durch ein verbindliches Schreiben
sich. Endlich machte er dem Statthalter weit aussehende Versprechungen
^ Betreff seiner Amtsführung, seines Eifers und Fleißes, den Gottesdienst
^w Bisthum wieder in Ordnung und Aufnahme zu bringen und erklärte, daß
^ für sein Stift "einen merklichen Ablaß erlangt habe, wodurch Ihr und
Andere ihrer Missethaten in diesen Kriegen gereinigt, unser Stift gebessert und
Alle absolviret werden sollt, die da Totschläge verübt haben und größere
Sachen." -- Dieser Ablaß war die Absalonslocke, an der das Verhängniß


^und nicht mit Worten oder Schriften verkaufet, denn ohne Zweifel wird Euch
^ne einen: Hasen nachgestellt, zumal da kundlich ist, daß Ihr weder lesen noch
schreiben könnt, wodurch vielleicht Ursachen zu Wege zu bringen sind, vermittelst
welcher Ihr zu Ungnade kommen möchtet, Euch und unserem Orden zu unüber¬
windlichem Schaden, daß Alles Niemand besser verhüten mag, als ein ver¬
ständiger Kanzler und Gelehrter, der geübt ist in der Welt Licht und Betrüg-
lichkeit."

In zwei anderen Schreiben aus demselben Jahre von Thorn und
Frankfurt a. d. Oder ans, räth Dietrich von Cuba dem Hochmeister die vom
Könige berufene Versammlung in Petrikau, behufs Ableistung des Hnldignngs-
^es, nicht in Person zu beschicken, dem Lehnsherrn die Hülfe gegen Ungarn,
wenn nicht anders durch leere, aber geschickte Ausflüchte zu versagen und sich
hüten, das Anerbieten der Danziger, wieder zum Orden zurückzukehren,
Zunehmen, weil die Danziger ihn leicht betrogen und beim Könige verdächtig
wachen könnten. Er möge dergleichen Anerbieten durch Notare aufzeichnen
^sser, damit er solche dem Könige nöthigen Falls vorlege, um dergestalt „die
^nziger mit ihrer eigenen Ruthe zu hauen."

Man erkennt aus dem Inhalt dieser Rathschläge, der Mann hatte das
^ug zu einem Diplomaten von Fach — ex unZus Ikoinzin! Vermöge
Änlicher Mittel, wie die in diesen Schreiben angepriesenen, und unterstützt
seinen vielseitigen Verbindungen an: päpstlichen Hofe, gelang es ihm leicht
^ bischöfliche Würde in Samland für sich zu erhalten. Bevor noch die
^geordneten des Königsberger Domkapitels in Rom angelangt waren, hatte
^ schon die päpstliche Bestätigung als Bischof in Händen und machte hievon
em Statthalter in Königsberg schleunigst Anzeige. Indem er mit der ihm
^gelten Schlauheit seine Bewerbung um den bischöflichen Stuhl in Samland
im Interesse des Ordens begründet und lediglich durch das Andringen
^ Freunde des Ordens hervorgerufen, darzustellen wußte, bat er den Statt-
?"^er ihn in seiner vom Papste bestätigten Würde zu schützen und seine
Ernennung gegen etwaige Widersacher aufrecht zu erhalten, erhob die einslnß-
^chsten Mitglieder des Kapitels zu höheren Stellen und gewann den Sekretär
es Statthalters, Notar Liborins Racker durch ein verbindliches Schreiben
sich. Endlich machte er dem Statthalter weit aussehende Versprechungen
^ Betreff seiner Amtsführung, seines Eifers und Fleißes, den Gottesdienst
^w Bisthum wieder in Ordnung und Aufnahme zu bringen und erklärte, daß
^ für sein Stift „einen merklichen Ablaß erlangt habe, wodurch Ihr und
Andere ihrer Missethaten in diesen Kriegen gereinigt, unser Stift gebessert und
Alle absolviret werden sollt, die da Totschläge verübt haben und größere
Sachen." — Dieser Ablaß war die Absalonslocke, an der das Verhängniß


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/167>, abgerufen am 24.08.2024.