Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.Landes durch Hebung des zerrütteten Wohlstandes und Herstellung der In demselben Jahre und Monate mit ihm war auch der vieljährige Freund Landes durch Hebung des zerrütteten Wohlstandes und Herstellung der In demselben Jahre und Monate mit ihm war auch der vieljährige Freund <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0166" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138925"/> <p xml:id="ID_443" prev="#ID_442"> Landes durch Hebung des zerrütteten Wohlstandes und Herstellung der<lb/> Ordensdisziplin zu heben, die ungeheuren Forderungen der Gläubiger, Söldner-<lb/> hauptleute und auswärtiger Fürsten zu befriedigen und den Frieden mit dem<lb/> Lehnsherrn aufrecht zu erhalten, ohne seiner Würde ein Haarbreit zu vergeben.<lb/> Aber nur kurze Zeit — elf Wochen — verwaltete er das schwere Amt und<lb/> starb am zweiten Januar 1470, die letzte emporragende Gestalt in den Tagen<lb/> des Niederganges des Ordens, stets nur um das Beste des Landes, um seine<lb/> Rettung und Erhebung besorgt, aber von dem Sturm der unglücklichen Zeit<lb/> gebrochen. Nach ihm wurde der Grvßkvmthur Heinrich Reffle von Richten¬<lb/> berg zum Statthalter und kurze Zeit darauf zum Hochmeister, als der dreißigste<lb/> in ihrer Reihe, ernannt.</p><lb/> <p xml:id="ID_444" next="#ID_445"> In demselben Jahre und Monate mit ihm war auch der vieljährige Freund<lb/> des Hochmeisters, der Bischof von Samland, Nikolaus vou Schöneck, „den,<lb/> man den alten Schlvtterkvpf nannte", gestorben. Das Domkapitel zu Königs¬<lb/> berg wählte zu seinein Nachfolger den samländischen Domprobst Michael<lb/> Schönwald und schickte Abgeordnete nach Rom, seine Bestätigung vom Papste<lb/> zu erbitten. Aber ein anderer Bewerber um die Stelle, der bei den: verstorbenen<lb/> Hochmeister wegen seiner Klugheit und Energie in hoher Gunst gestnuden und<lb/> von ihm für diese Stelle in Aussicht genommen war, kam ihnen zuvor. Dies<lb/> war Dietrich von Cuba. Ueber seine Herkunft und seinen früheren Lebensgang ist<lb/> nichts bekannt. Die alte Chronik sagt vou ihm: „er sei ein Docktvr in beyden<lb/> Rechten, ein gar geschickter, gelehrter, sinnreicher Mann gewesen, weiß, scho»<lb/> und subtiler Kvmplexion, daß (wie man spricht) Gott nichts an ihm vergessen".<lb/> Zur Zeit des Ablebens des Nikolaus vou Schöneck fungirte er bereits seit<lb/> einigen Jahren als Prokurator uno Referendnrius des Ordens in Rom und<lb/> stand bel den Päpste» P.ni II. und Sixtus IV. in hoher Achtung. In der<lb/> Gesbichle des deutscheu Ordens geschieht seiner die erste Erwähnung, als es<lb/> sich bei seiner ze>t nell>.;en offiziellen Anwesenheit in Preußen im Jahre<lb/> nul ^le Huldigung des ,^>>chmeljler5 und n>u die, Seitens des Königs von<lb/> Polen von, Orden verlangte Hülfe gegen den König von Ungarn handelte.<lb/> Die Rathschlüge, die Dietrich von Cuba dem Hochmeister auf dessen Ansuchen<lb/> dazumal gab, zeigen von großem Scharfsinn bei Beurtheilung der einschlägigen<lb/> verwickelten Verhältnisse, von treffendem Urtheil, aber nicht weniger vou Eigen¬<lb/> dünkel und schulmeisterhaftem Bewußtsein seiner Ueberlegenheit. „Unangeschen<lb/> der Welt Untreue und geschwinde gefährliche Läufe", schrieb er dem Hochmeister<lb/> von Preuß. Mark aus, „drucket mich Noth zu sein, daß Ihr sondern Fleiß und<lb/> Acht habet auf des Königs Schrift und Bothschaft und Euch nicht verdrießen<lb/> lasset, einen Brief zwei oder dreimal zu lesen und alle Worte eigentlich ZU<lb/> merken, damit Ihr Euch desto besser in Antwort zu schicken wisset und Ihr</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0166]
Landes durch Hebung des zerrütteten Wohlstandes und Herstellung der
Ordensdisziplin zu heben, die ungeheuren Forderungen der Gläubiger, Söldner-
hauptleute und auswärtiger Fürsten zu befriedigen und den Frieden mit dem
Lehnsherrn aufrecht zu erhalten, ohne seiner Würde ein Haarbreit zu vergeben.
Aber nur kurze Zeit — elf Wochen — verwaltete er das schwere Amt und
starb am zweiten Januar 1470, die letzte emporragende Gestalt in den Tagen
des Niederganges des Ordens, stets nur um das Beste des Landes, um seine
Rettung und Erhebung besorgt, aber von dem Sturm der unglücklichen Zeit
gebrochen. Nach ihm wurde der Grvßkvmthur Heinrich Reffle von Richten¬
berg zum Statthalter und kurze Zeit darauf zum Hochmeister, als der dreißigste
in ihrer Reihe, ernannt.
In demselben Jahre und Monate mit ihm war auch der vieljährige Freund
des Hochmeisters, der Bischof von Samland, Nikolaus vou Schöneck, „den,
man den alten Schlvtterkvpf nannte", gestorben. Das Domkapitel zu Königs¬
berg wählte zu seinein Nachfolger den samländischen Domprobst Michael
Schönwald und schickte Abgeordnete nach Rom, seine Bestätigung vom Papste
zu erbitten. Aber ein anderer Bewerber um die Stelle, der bei den: verstorbenen
Hochmeister wegen seiner Klugheit und Energie in hoher Gunst gestnuden und
von ihm für diese Stelle in Aussicht genommen war, kam ihnen zuvor. Dies
war Dietrich von Cuba. Ueber seine Herkunft und seinen früheren Lebensgang ist
nichts bekannt. Die alte Chronik sagt vou ihm: „er sei ein Docktvr in beyden
Rechten, ein gar geschickter, gelehrter, sinnreicher Mann gewesen, weiß, scho»
und subtiler Kvmplexion, daß (wie man spricht) Gott nichts an ihm vergessen".
Zur Zeit des Ablebens des Nikolaus vou Schöneck fungirte er bereits seit
einigen Jahren als Prokurator uno Referendnrius des Ordens in Rom und
stand bel den Päpste» P.ni II. und Sixtus IV. in hoher Achtung. In der
Gesbichle des deutscheu Ordens geschieht seiner die erste Erwähnung, als es
sich bei seiner ze>t nell>.;en offiziellen Anwesenheit in Preußen im Jahre
nul ^le Huldigung des ,^>>chmeljler5 und n>u die, Seitens des Königs von
Polen von, Orden verlangte Hülfe gegen den König von Ungarn handelte.
Die Rathschlüge, die Dietrich von Cuba dem Hochmeister auf dessen Ansuchen
dazumal gab, zeigen von großem Scharfsinn bei Beurtheilung der einschlägigen
verwickelten Verhältnisse, von treffendem Urtheil, aber nicht weniger vou Eigen¬
dünkel und schulmeisterhaftem Bewußtsein seiner Ueberlegenheit. „Unangeschen
der Welt Untreue und geschwinde gefährliche Läufe", schrieb er dem Hochmeister
von Preuß. Mark aus, „drucket mich Noth zu sein, daß Ihr sondern Fleiß und
Acht habet auf des Königs Schrift und Bothschaft und Euch nicht verdrießen
lasset, einen Brief zwei oder dreimal zu lesen und alle Worte eigentlich ZU
merken, damit Ihr Euch desto besser in Antwort zu schicken wisset und Ihr
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