Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.768. Wir bemerken hier noch, daß der Herzog von Anhalt bei Bernburg Im sächsischen Meißnerlande von Pillnitz an bis ein Stück stromabwärts 768. Wir bemerken hier noch, daß der Herzog von Anhalt bei Bernburg Im sächsischen Meißnerlande von Pillnitz an bis ein Stück stromabwärts <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0514" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138215"/> <p xml:id="ID_1465" prev="#ID_1464"> 768. Wir bemerken hier noch, daß der Herzog von Anhalt bei Bernburg<lb/> Weinberge besitzt, deren Gewächs er selbst konsuiniren soll.</p><lb/> <p xml:id="ID_1466" next="#ID_1467"> Im sächsischen Meißnerlande von Pillnitz an bis ein Stück stromabwärts<lb/> von Meißen wird ans einem Areal von ungefähr 1400 Hektaren nicht unbe¬<lb/> deutender Weinbau getrieben. Es ist aber anch hier zu bemerken, daß sich die<lb/> Fläche der Privatweinbergsgrnndstücke von Jahrzehnt zu Jahrzehnt erfahrungs¬<lb/> mäßig vermindert. Früher war die sächsische Weinkultur viel ausgedehnter,<lb/> und ihre Produkte gingen, wie bemerkt, bis nach Hamburg und von dort viel¬<lb/> leicht sogar über See. Gegenwärtig beschränkt sich der Verbrauch der Elb-<lb/> weine fast ausschließlich ans Sachsen und die Schaumweinsabrikation. Wäh¬<lb/> rend der Boden der Saalweinberge Muschelkalk, bunter Sandstein und Thon<lb/> ist, besteht derjenige der sächsischen aus Granit, Syenit und hier und da aus<lb/> dem Haidesand des Friedewaldes. Die Exposition ist eine südliche und süd¬<lb/> westliche, bei Meißen auch eine südöstliche. Der Hauptbau bleibt ans dem<lb/> rechten Elbufer. Er erstreckt sich im Wesentlichen über das circa fünfhundert<lb/> Fuß über dem Spiegel der Elbe und 815 Fuß über dem Meeresniveau sich<lb/> erhebende, von Osten nach Westen hinstreichende, das Ufer der Elbe von der<lb/> böhmischen bis zur preußischen Grenze einschließende und nach letzterer hin sich<lb/> verflachende Gebirge. Die Zahl der Weinbau treibenden Ortschaften wird von<lb/> Hamm (ohne Zweifel viel zu hoch) auf 230 angegeben, in denen sich circa<lb/> achttausend Menschen mit der Pflege der Reben beschäftigen sollen. Der Ertrag<lb/> der sächsischen Weinkulturen schwankt derartig auf und nieder, daß sich in<lb/> dieser Hinsicht kein anderes Gewerbe mit dem der Winzer vergleichen läßt.<lb/> Nach den Ermittelungen des statistischen Bureau's in Dresden überstieg die<lb/> Weinernte von 1834 diejenige von 1838 um das 63'/zfache. Durchschnittlich<lb/> beläuft sich der gesammte Jahresertrag auf etwa funfzehntausend Hektoliter.<lb/> Je nachdem man als Mittelpreis für einen Eimer (— 67,36 Liter) Most die<lb/> Summe von 24 oder 30 oder 36 Mark annehmen zu müssen glaubt, stellt<lb/> sich in Folge dessen der jährliche Bruttoertrag des sächsischen Weinbaus auf<lb/> 511,395 oder 641,403 oder 767,091 Mark. Es müssen sehr gute Lagen und<lb/> Jahrgänge sein, von welchen der Most mit 45 bis 60 Mark bezahlt wird,<lb/> nicht selten dagegen sind solche, wo man ihn mit 15 bis 24 Mark bezahlt, in¬<lb/> dem er nur zur Fabrikation von Essig zu verwenden ist. Der „Meißner<lb/> Landwein" ist demungeachtet in guten und mittelmäßigen Jahren kein übler<lb/> Tischwein. Er ist besonders jung recht angenehm und ohne hervorstechende<lb/> Säure, dagegen fehlt es ihm an Feuer und Kraft. Vorzugsweise wird<lb/> „blanker", d. h. weißer Wein gebaut, welcher häufig in eine Schillerfarbe verfällt,<lb/> die zwischen Weiß, Roth und Blau schwankt. Meißen erzeugt einen Roth¬<lb/> wein, der für den besten in ganz Sachsen gehalten wird. Er ist ziemlich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0514]
768. Wir bemerken hier noch, daß der Herzog von Anhalt bei Bernburg
Weinberge besitzt, deren Gewächs er selbst konsuiniren soll.
Im sächsischen Meißnerlande von Pillnitz an bis ein Stück stromabwärts
von Meißen wird ans einem Areal von ungefähr 1400 Hektaren nicht unbe¬
deutender Weinbau getrieben. Es ist aber anch hier zu bemerken, daß sich die
Fläche der Privatweinbergsgrnndstücke von Jahrzehnt zu Jahrzehnt erfahrungs¬
mäßig vermindert. Früher war die sächsische Weinkultur viel ausgedehnter,
und ihre Produkte gingen, wie bemerkt, bis nach Hamburg und von dort viel¬
leicht sogar über See. Gegenwärtig beschränkt sich der Verbrauch der Elb-
weine fast ausschließlich ans Sachsen und die Schaumweinsabrikation. Wäh¬
rend der Boden der Saalweinberge Muschelkalk, bunter Sandstein und Thon
ist, besteht derjenige der sächsischen aus Granit, Syenit und hier und da aus
dem Haidesand des Friedewaldes. Die Exposition ist eine südliche und süd¬
westliche, bei Meißen auch eine südöstliche. Der Hauptbau bleibt ans dem
rechten Elbufer. Er erstreckt sich im Wesentlichen über das circa fünfhundert
Fuß über dem Spiegel der Elbe und 815 Fuß über dem Meeresniveau sich
erhebende, von Osten nach Westen hinstreichende, das Ufer der Elbe von der
böhmischen bis zur preußischen Grenze einschließende und nach letzterer hin sich
verflachende Gebirge. Die Zahl der Weinbau treibenden Ortschaften wird von
Hamm (ohne Zweifel viel zu hoch) auf 230 angegeben, in denen sich circa
achttausend Menschen mit der Pflege der Reben beschäftigen sollen. Der Ertrag
der sächsischen Weinkulturen schwankt derartig auf und nieder, daß sich in
dieser Hinsicht kein anderes Gewerbe mit dem der Winzer vergleichen läßt.
Nach den Ermittelungen des statistischen Bureau's in Dresden überstieg die
Weinernte von 1834 diejenige von 1838 um das 63'/zfache. Durchschnittlich
beläuft sich der gesammte Jahresertrag auf etwa funfzehntausend Hektoliter.
Je nachdem man als Mittelpreis für einen Eimer (— 67,36 Liter) Most die
Summe von 24 oder 30 oder 36 Mark annehmen zu müssen glaubt, stellt
sich in Folge dessen der jährliche Bruttoertrag des sächsischen Weinbaus auf
511,395 oder 641,403 oder 767,091 Mark. Es müssen sehr gute Lagen und
Jahrgänge sein, von welchen der Most mit 45 bis 60 Mark bezahlt wird,
nicht selten dagegen sind solche, wo man ihn mit 15 bis 24 Mark bezahlt, in¬
dem er nur zur Fabrikation von Essig zu verwenden ist. Der „Meißner
Landwein" ist demungeachtet in guten und mittelmäßigen Jahren kein übler
Tischwein. Er ist besonders jung recht angenehm und ohne hervorstechende
Säure, dagegen fehlt es ihm an Feuer und Kraft. Vorzugsweise wird
„blanker", d. h. weißer Wein gebaut, welcher häufig in eine Schillerfarbe verfällt,
die zwischen Weiß, Roth und Blau schwankt. Meißen erzeugt einen Roth¬
wein, der für den besten in ganz Sachsen gehalten wird. Er ist ziemlich
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