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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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wendigkeiten handeln. Man könnte aus dieser Andeutung schließen, daß der
Reichskanzler sich der stärkeren Belegung der Umgegend von Metz mit deutschen
Truppen widersetzt hätte. Eine solche Vermuthung aber würde ein Irrthum
sein. Im Gegentheil, der Fürst ist in dieser Beziehung nicht nur in voller
Uebereinstimmung mit den höchsten militärischen Autoritäten gewesen, sondern
er hat deren Wünsche und Absichten auch nach Möglichkeit unterstützt und ge¬
fördert. Seit Jahren schon verlangten dieselben bessere Eisenbahnverbindung
mit Lothringen und mehr Truppen in diesem Theile des Reiches. In ersterer
Beziehung war nicht eher etwas zu erreichen, als bis der Kanzler mit Macht
auf das Hinderniß im Handelsministerium drängte und dessen Vorstand
nöthigte, die Verbindung zwischen Se. Ingbert und Saarbrücken ernstlich in
Angriff zu nehmen, welche der 8Mens rsetvr des preußischen Eisenbahnwesens
jahrelang kleinkrämerischer Interessen halber -- es handelte sich um das Verlangen
nach Zugeständnissen von Seiten Bayerns, das nicht einmal von der Billigkeit einge¬
geben war -- verzögert hatte. Auch für die Vermehrung der Truppen in Lothringen
war der Fürst nach Möglichkeit thätig. Diese aber soll daran hängen ge¬
blieben sein und noch heute daran hängen, daß man an einer nichtamtlichen,
aber hohen und einflußreichen Stelle sich Befürchtungen hingibt, die Herren
Franzosen könnten das übelnehmen und sich darüber kränken -- die Franzosen,
die so geläufig französisch sprechen, meist schöne schwarze Backenbärte tragen
und der katholischen Religion angehören, die doch viel vornehmer ist als die
evangelische.

?. 3. "Ein dem Reichskanzler eng befreundetes Mitglied des Reichs¬
tags" hat sich bewogen gefunden, in der Magd. Ztg. vor unsern Mittheilun¬
gen zu warnen. Wenn der Herr wüßte, mit welcher Seremtät wir seine Aus¬
führungen genossen! Wir werden selbstverständlich weitere Einsprüche der Art
ignorirend, fortfahren, zu sagen, was wir wissen, und -- man wird uns
glauben.




Jas DerlMM der Mrftin Karoline Louise von Schwarz-
burg-Kudolftadt zu sharlotte v. Schiller und deren M-
gehörigen.
7) Frau v. Lengefeld an dieselbe.

Weimar, den 5. November 1807.*)

Wie könnte ich den morgenden Tag vorübergehen lassen, ohne meiner
innigst geliebten und verehrten Fürstin die treuen Wünsche eines Ihnen ganz



*) Gratulation zum Geburtstage des minderjährigen Fürsten Friedrich Günther.
Im selbigen Jahre war das Uirstenthum in den Rheinbund aufgenommen worden.

wendigkeiten handeln. Man könnte aus dieser Andeutung schließen, daß der
Reichskanzler sich der stärkeren Belegung der Umgegend von Metz mit deutschen
Truppen widersetzt hätte. Eine solche Vermuthung aber würde ein Irrthum
sein. Im Gegentheil, der Fürst ist in dieser Beziehung nicht nur in voller
Uebereinstimmung mit den höchsten militärischen Autoritäten gewesen, sondern
er hat deren Wünsche und Absichten auch nach Möglichkeit unterstützt und ge¬
fördert. Seit Jahren schon verlangten dieselben bessere Eisenbahnverbindung
mit Lothringen und mehr Truppen in diesem Theile des Reiches. In ersterer
Beziehung war nicht eher etwas zu erreichen, als bis der Kanzler mit Macht
auf das Hinderniß im Handelsministerium drängte und dessen Vorstand
nöthigte, die Verbindung zwischen Se. Ingbert und Saarbrücken ernstlich in
Angriff zu nehmen, welche der 8Mens rsetvr des preußischen Eisenbahnwesens
jahrelang kleinkrämerischer Interessen halber — es handelte sich um das Verlangen
nach Zugeständnissen von Seiten Bayerns, das nicht einmal von der Billigkeit einge¬
geben war — verzögert hatte. Auch für die Vermehrung der Truppen in Lothringen
war der Fürst nach Möglichkeit thätig. Diese aber soll daran hängen ge¬
blieben sein und noch heute daran hängen, daß man an einer nichtamtlichen,
aber hohen und einflußreichen Stelle sich Befürchtungen hingibt, die Herren
Franzosen könnten das übelnehmen und sich darüber kränken — die Franzosen,
die so geläufig französisch sprechen, meist schöne schwarze Backenbärte tragen
und der katholischen Religion angehören, die doch viel vornehmer ist als die
evangelische.

?. 3. „Ein dem Reichskanzler eng befreundetes Mitglied des Reichs¬
tags" hat sich bewogen gefunden, in der Magd. Ztg. vor unsern Mittheilun¬
gen zu warnen. Wenn der Herr wüßte, mit welcher Seremtät wir seine Aus¬
führungen genossen! Wir werden selbstverständlich weitere Einsprüche der Art
ignorirend, fortfahren, zu sagen, was wir wissen, und — man wird uns
glauben.




Jas DerlMM der Mrftin Karoline Louise von Schwarz-
burg-Kudolftadt zu sharlotte v. Schiller und deren M-
gehörigen.
7) Frau v. Lengefeld an dieselbe.

Weimar, den 5. November 1807.*)

Wie könnte ich den morgenden Tag vorübergehen lassen, ohne meiner
innigst geliebten und verehrten Fürstin die treuen Wünsche eines Ihnen ganz



*) Gratulation zum Geburtstage des minderjährigen Fürsten Friedrich Günther.
Im selbigen Jahre war das Uirstenthum in den Rheinbund aufgenommen worden.
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[0232] wendigkeiten handeln. Man könnte aus dieser Andeutung schließen, daß der Reichskanzler sich der stärkeren Belegung der Umgegend von Metz mit deutschen Truppen widersetzt hätte. Eine solche Vermuthung aber würde ein Irrthum sein. Im Gegentheil, der Fürst ist in dieser Beziehung nicht nur in voller Uebereinstimmung mit den höchsten militärischen Autoritäten gewesen, sondern er hat deren Wünsche und Absichten auch nach Möglichkeit unterstützt und ge¬ fördert. Seit Jahren schon verlangten dieselben bessere Eisenbahnverbindung mit Lothringen und mehr Truppen in diesem Theile des Reiches. In ersterer Beziehung war nicht eher etwas zu erreichen, als bis der Kanzler mit Macht auf das Hinderniß im Handelsministerium drängte und dessen Vorstand nöthigte, die Verbindung zwischen Se. Ingbert und Saarbrücken ernstlich in Angriff zu nehmen, welche der 8Mens rsetvr des preußischen Eisenbahnwesens jahrelang kleinkrämerischer Interessen halber — es handelte sich um das Verlangen nach Zugeständnissen von Seiten Bayerns, das nicht einmal von der Billigkeit einge¬ geben war — verzögert hatte. Auch für die Vermehrung der Truppen in Lothringen war der Fürst nach Möglichkeit thätig. Diese aber soll daran hängen ge¬ blieben sein und noch heute daran hängen, daß man an einer nichtamtlichen, aber hohen und einflußreichen Stelle sich Befürchtungen hingibt, die Herren Franzosen könnten das übelnehmen und sich darüber kränken — die Franzosen, die so geläufig französisch sprechen, meist schöne schwarze Backenbärte tragen und der katholischen Religion angehören, die doch viel vornehmer ist als die evangelische. ?. 3. „Ein dem Reichskanzler eng befreundetes Mitglied des Reichs¬ tags" hat sich bewogen gefunden, in der Magd. Ztg. vor unsern Mittheilun¬ gen zu warnen. Wenn der Herr wüßte, mit welcher Seremtät wir seine Aus¬ führungen genossen! Wir werden selbstverständlich weitere Einsprüche der Art ignorirend, fortfahren, zu sagen, was wir wissen, und — man wird uns glauben. Jas DerlMM der Mrftin Karoline Louise von Schwarz- burg-Kudolftadt zu sharlotte v. Schiller und deren M- gehörigen. 7) Frau v. Lengefeld an dieselbe. Weimar, den 5. November 1807.*) Wie könnte ich den morgenden Tag vorübergehen lassen, ohne meiner innigst geliebten und verehrten Fürstin die treuen Wünsche eines Ihnen ganz *) Gratulation zum Geburtstage des minderjährigen Fürsten Friedrich Günther. Im selbigen Jahre war das Uirstenthum in den Rheinbund aufgenommen worden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/232>, abgerufen am 03.07.2024.