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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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in der Ausübung dieser Künste einem natürlichen Beruf, indem sie ihre Talente
entwickeln und die Bewunderung der Männer erregen, wie im Ballsaale, der
mit seinen geputzten, ihre Reize entwickelnden Weibern nur eine andere Form
ist, um Anziehung auf das männliche Geschlecht auszuüben, Triumphe zu feiern,
die Männer zu fesseln und zum Heiraten zu veranlassen. So ist's!

Daß in den höheren geistigen Sphären der Mann souverän herrscht, das
braucht gewiß nicht erst durch Beispiele belegt zu werden; und wenn Karoline
Herschel als Astrvnomin mit Achtung genannt wird, so bestätigt sie als Aus¬
nahme die Regel, wenn es auch niemandem einfällt, sie neben Kopernikus,
Kepler, Laplace :c. zu nennen*). Alle großen Entdeckungen in den Natur¬
wissenschaften, die Schaffung aller Religionssysteme, die große Thätigkeit auf
dem Gebiete des Rechtes, der Politik, des Krieges, der Wirthschaft gingen nur
von Männern aus. Scckjamuni und Christus bedurften keiner besondern Er¬
ziehung, um ihre Religionen zu stiften, und läge hierzu die Begabung über¬
haupt im Weibe, so würde wohl etwas von ihm geschaffen worden sein, was
die Kultur gefordert hätte. Es liegt aber nicht darin, und so wird es wohl
auch künftig bleiben.

Wenn wir nun stets ans alle Fragen verneinend geantwortet haben und
überall sagen mußten: hier ist nicht der Platz des Weibes, so wollen wir mit
einer bejahende" Antwort schließen. Wo liegt nun die Mission des Weibes?
Die schnell bereite natürliche Antwort ist nur die: Mutter zu sein und die
Kinder zu erziehen. Das ist seine große, schöne und stolze Mission. Eine
Konkurrenz mit dein Manne auf hohen, geistigen Gebieten wird aber stets er¬
folglos bleiben.




Literatur.

Das Testament Peters des Großen eine Erfindung Napoleons
des Ersten. Von G. Berkholz. Se. Petersburg, Kaiserliche Hofbuch¬
handlung H. Schmitzdorff, 1877,

Die "Grenzboten" haben schon vor Jahren ausführlich nachgewiesen, daß
das sogenannte Testament Peters des Großen eine Fabel ist. Da dieselbe von
gewissen Parteien bei Fragen, wo Rußland auf die Bühne tritt, immer wieder



*) Den Alltheil, welchen die Frauen am Ausbau der Erdkunde genommen, und was sie
als Reisende geleistet, stellte I. Lbweubcrg zusammen (Mittheilungen des Vereins für Erd¬
kunde zu Leipzig, 1875. S, 9"). Die Leistungen sind untergeordneter Art, trotz Jda Pfeiffer,
Alexandrine Tinne, Mary Sommerville.

in der Ausübung dieser Künste einem natürlichen Beruf, indem sie ihre Talente
entwickeln und die Bewunderung der Männer erregen, wie im Ballsaale, der
mit seinen geputzten, ihre Reize entwickelnden Weibern nur eine andere Form
ist, um Anziehung auf das männliche Geschlecht auszuüben, Triumphe zu feiern,
die Männer zu fesseln und zum Heiraten zu veranlassen. So ist's!

Daß in den höheren geistigen Sphären der Mann souverän herrscht, das
braucht gewiß nicht erst durch Beispiele belegt zu werden; und wenn Karoline
Herschel als Astrvnomin mit Achtung genannt wird, so bestätigt sie als Aus¬
nahme die Regel, wenn es auch niemandem einfällt, sie neben Kopernikus,
Kepler, Laplace :c. zu nennen*). Alle großen Entdeckungen in den Natur¬
wissenschaften, die Schaffung aller Religionssysteme, die große Thätigkeit auf
dem Gebiete des Rechtes, der Politik, des Krieges, der Wirthschaft gingen nur
von Männern aus. Scckjamuni und Christus bedurften keiner besondern Er¬
ziehung, um ihre Religionen zu stiften, und läge hierzu die Begabung über¬
haupt im Weibe, so würde wohl etwas von ihm geschaffen worden sein, was
die Kultur gefordert hätte. Es liegt aber nicht darin, und so wird es wohl
auch künftig bleiben.

Wenn wir nun stets ans alle Fragen verneinend geantwortet haben und
überall sagen mußten: hier ist nicht der Platz des Weibes, so wollen wir mit
einer bejahende» Antwort schließen. Wo liegt nun die Mission des Weibes?
Die schnell bereite natürliche Antwort ist nur die: Mutter zu sein und die
Kinder zu erziehen. Das ist seine große, schöne und stolze Mission. Eine
Konkurrenz mit dein Manne auf hohen, geistigen Gebieten wird aber stets er¬
folglos bleiben.




Literatur.

Das Testament Peters des Großen eine Erfindung Napoleons
des Ersten. Von G. Berkholz. Se. Petersburg, Kaiserliche Hofbuch¬
handlung H. Schmitzdorff, 1877,

Die „Grenzboten" haben schon vor Jahren ausführlich nachgewiesen, daß
das sogenannte Testament Peters des Großen eine Fabel ist. Da dieselbe von
gewissen Parteien bei Fragen, wo Rußland auf die Bühne tritt, immer wieder



*) Den Alltheil, welchen die Frauen am Ausbau der Erdkunde genommen, und was sie
als Reisende geleistet, stellte I. Lbweubcrg zusammen (Mittheilungen des Vereins für Erd¬
kunde zu Leipzig, 1875. S, 9»). Die Leistungen sind untergeordneter Art, trotz Jda Pfeiffer,
Alexandrine Tinne, Mary Sommerville.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/122>, abgerufen am 29.06.2024.