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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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Ebenso erging es dem Obersten Lomakin. Da aber der Befehl zur Formirung
dieses Detachements erst am 28. Februar erfolgt war, so war Eile geboten. Zur
Fortschaffung der Verpflegung für drei Monate mußte man sich anfangs mit
1.000 Kameelen behelfen, bis ein abgesandtes Reqnisivnskommcmdo noch 300
Thiere gleich direkt nach dem Brunnen Bischakty brachte. --

Am 6. März 1873 trat nun die kasalinsskische Colonne des Obersten
Golow -- als die erste -- in vier Echelons den Vormarsch an. Bei sehr
ungünstigem Wetter -- Schnee wechselte mit Regen -- ging der Marsch in
süd-süd-östlicher Richtung durch das ewige Einerlei der Sandhügelsteppe. Am
18. März erreichte man Jrkibai, wo ein Fort als nordöstlicher Stützpunk an¬
gelegt wurde. Es erhielt, nach dem Tage seiner Einweihung -- dem 25.
März -- den Namen "Blahowiüschtschenssk" (Mariä Verkündigung). Zwei Com¬
pagnien Infanterie und 100 Kasaken mit zwei Einhörnern blieben als Be¬
satzung hier zurück, zum Schutz der Gegend gegen Dan-Kara und Min-Bulak. --
Am 28. Mürz setzte sich die Colonne in der Richtung über den Brunnen
Kysyl-Kak nach dem Butan Gebirge in Bewegung; -hier wurde am 2. April
Halt gemacht. -- Anstatt hier aber der Disposition gemäß mit der djisakschen
Colonne zusammenzutreffen, erhielt man nur den Befehl des Geueral-Gouver-
neurs, in südlicher Richtung bis zur Quelle Jus-kuduk weiter zu marschiren
und dort das Weitere abzuwarten. --

Die djisaksche Colonne, erst am 13. März in vier Echelons mit dem
Hauptquartier aufgebrochen, dirigirte sich längs der bncharischen Grenze über
die nord-östlichen Abhänge des Kara-lau- und Nurata-Gebirges. Der Marsch
war in Folge der immer noch andauernden Kälte ein äußerst beschwerlicher
In Temir-Kabul trafen indessen Abgesandte des Emirs von Buchara ein und
brachten, um die freundschaftlichen Gesinnungen ihres Herrschers gegen die Russen
zu bethätigen, Brennmaterial, Fourage und 100 Kcnneele mit. Am 20. März
gelangte man bei dem Brunnen Balta-ssaldyr an den Rand der Kysyl-tum
Wüste und am 29. März -- nach unsäglich mühseeligen Märschen durch den
tiefen Sand, in den von beständigen Südwest-Winden aufgewirbelten Staubmasfeu,
und bei stets bitter-salzigem Wasser -- bei Arystau-bel-kuduk wieder an den
Fuß der westlichen Berge. -- Eingezogene Nachrichten ergaben hier, daß man
von Arystau-bel-kuduk aus über Chat-ata weit leichter an den Ann-darja ge¬
lange, als wenn man der ursprünglichen Disposition folge und die Route
über Tamdy und Minbulak nach Schurachana einschlage. Eine Abkürzung
des Marsches um 150 Werst erschien schon wegen des bereits eingetretenen
Verlustes an Kameelen wichtig genug, um die Marschrichtung zu ändern, und
auch die kasalinsskische Kolonne über Tamdy nach Arystau-bel-kuduk zu dirigiren.
Die Vereinigung beider Kolonnen wurde aber, da der General von Kaufmau


Ebenso erging es dem Obersten Lomakin. Da aber der Befehl zur Formirung
dieses Detachements erst am 28. Februar erfolgt war, so war Eile geboten. Zur
Fortschaffung der Verpflegung für drei Monate mußte man sich anfangs mit
1.000 Kameelen behelfen, bis ein abgesandtes Reqnisivnskommcmdo noch 300
Thiere gleich direkt nach dem Brunnen Bischakty brachte. —

Am 6. März 1873 trat nun die kasalinsskische Colonne des Obersten
Golow — als die erste — in vier Echelons den Vormarsch an. Bei sehr
ungünstigem Wetter — Schnee wechselte mit Regen — ging der Marsch in
süd-süd-östlicher Richtung durch das ewige Einerlei der Sandhügelsteppe. Am
18. März erreichte man Jrkibai, wo ein Fort als nordöstlicher Stützpunk an¬
gelegt wurde. Es erhielt, nach dem Tage seiner Einweihung — dem 25.
März — den Namen „Blahowiüschtschenssk" (Mariä Verkündigung). Zwei Com¬
pagnien Infanterie und 100 Kasaken mit zwei Einhörnern blieben als Be¬
satzung hier zurück, zum Schutz der Gegend gegen Dan-Kara und Min-Bulak. —
Am 28. Mürz setzte sich die Colonne in der Richtung über den Brunnen
Kysyl-Kak nach dem Butan Gebirge in Bewegung; -hier wurde am 2. April
Halt gemacht. — Anstatt hier aber der Disposition gemäß mit der djisakschen
Colonne zusammenzutreffen, erhielt man nur den Befehl des Geueral-Gouver-
neurs, in südlicher Richtung bis zur Quelle Jus-kuduk weiter zu marschiren
und dort das Weitere abzuwarten. —

Die djisaksche Colonne, erst am 13. März in vier Echelons mit dem
Hauptquartier aufgebrochen, dirigirte sich längs der bncharischen Grenze über
die nord-östlichen Abhänge des Kara-lau- und Nurata-Gebirges. Der Marsch
war in Folge der immer noch andauernden Kälte ein äußerst beschwerlicher
In Temir-Kabul trafen indessen Abgesandte des Emirs von Buchara ein und
brachten, um die freundschaftlichen Gesinnungen ihres Herrschers gegen die Russen
zu bethätigen, Brennmaterial, Fourage und 100 Kcnneele mit. Am 20. März
gelangte man bei dem Brunnen Balta-ssaldyr an den Rand der Kysyl-tum
Wüste und am 29. März — nach unsäglich mühseeligen Märschen durch den
tiefen Sand, in den von beständigen Südwest-Winden aufgewirbelten Staubmasfeu,
und bei stets bitter-salzigem Wasser — bei Arystau-bel-kuduk wieder an den
Fuß der westlichen Berge. — Eingezogene Nachrichten ergaben hier, daß man
von Arystau-bel-kuduk aus über Chat-ata weit leichter an den Ann-darja ge¬
lange, als wenn man der ursprünglichen Disposition folge und die Route
über Tamdy und Minbulak nach Schurachana einschlage. Eine Abkürzung
des Marsches um 150 Werst erschien schon wegen des bereits eingetretenen
Verlustes an Kameelen wichtig genug, um die Marschrichtung zu ändern, und
auch die kasalinsskische Kolonne über Tamdy nach Arystau-bel-kuduk zu dirigiren.
Die Vereinigung beider Kolonnen wurde aber, da der General von Kaufmau


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/51>, abgerufen am 29.06.2024.