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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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gischen Torpedoangriff gefunden. Netze, Schlagstangen, elektrisches Licht
sind in Vorschlag gebracht worden gegen die Offensiv - Torpedo, welche doch
wenigstens auf der Oberfläche blieben, und sie haben auch nicht einmal etwas
genutzt. Trotz aller dieser Mittel verloren die Nordstaaten vor Charleston, die
Südstaaten in der Roanoke-Mündung, die Brasilianer vor Humaita ihre Panzer¬
schiffe durch Torpedo.

Sicher ist es, daß derjenige Staat, welcher das Gebiet der Torpedo-An-
legenheit am eifrigsten aufbaut, bei dem Ausbruch des nächsten Krieges die
Panzerfrage gründlich entscheiden wird, vermuthlich zu Gunsten der neuen
W v. Clausewitz. affe.




Verfallendes "Jolentljmn.
' Jugenderinnerungen von Edward Kattner.
2. Die Familie Kowalski.

Des Gutsbesitzers Kowalski Bekanntschaft haben unsre freundlichen Leser
bereits gemacht. Heute mögen sie, etwa zwei Jahr später, mir in sein Haus
und auf sein Gehöft folgen. Schicken wir einiges über seine Familienverhält¬
nisse voraus. Herr Kowalski war als früher herzoglich warschauer Beamter
von der preußischen Regierung übernommen und als Secretair bei der Re¬
gierung in Bromberg angestellt worden. Es dauerte aber uicht lange, da nahm
eine junge Polin, die an einen reichen alten Edelmann verheirathet war, ein
so heftiges Interesse an ihm, daß ihr Mann für geboten erachtete, sich von ihr
scheiden zu lassen, worauf sie Frau Regierungsseeretär Kowalski wurde. Diese
Stellung mißfiel ihr trotz aller heißen Liebe; so bewog sie denn ihren Neu¬
vermählten, seine Entlassung ans dem Staatsdienst zu nehmen und mit ihrem
nicht sehr ansehnlichen Vermögen ein Gut zu kaufen -- ein Entschluß, welcher
bei dem Versiegen einer sichern, regelmäßigen Einnahmequelle der uenbegründetcn
Familie verhängnißvoll werden sollte. Das erworbene Gut Rasselwitz besaß
einen guten Mittelboden, der bei einiger Kultur alle Früchte zu tragen und
einen reichlichen Ertrag zu liefern vermochte. Diese Kultur hatten ihm aber
weder die polnischen Vorbesitzer gegeben, noch besaß Kowalski dazu Lust und
Verständniß. So kam es denn, daß die sich rasch vermehrende Familie sehr
bald in unablässige Geldnoth gerieth, während die leidenschaftliche Liebe der


gischen Torpedoangriff gefunden. Netze, Schlagstangen, elektrisches Licht
sind in Vorschlag gebracht worden gegen die Offensiv - Torpedo, welche doch
wenigstens auf der Oberfläche blieben, und sie haben auch nicht einmal etwas
genutzt. Trotz aller dieser Mittel verloren die Nordstaaten vor Charleston, die
Südstaaten in der Roanoke-Mündung, die Brasilianer vor Humaita ihre Panzer¬
schiffe durch Torpedo.

Sicher ist es, daß derjenige Staat, welcher das Gebiet der Torpedo-An-
legenheit am eifrigsten aufbaut, bei dem Ausbruch des nächsten Krieges die
Panzerfrage gründlich entscheiden wird, vermuthlich zu Gunsten der neuen
W v. Clausewitz. affe.




Verfallendes "Jolentljmn.
' Jugenderinnerungen von Edward Kattner.
2. Die Familie Kowalski.

Des Gutsbesitzers Kowalski Bekanntschaft haben unsre freundlichen Leser
bereits gemacht. Heute mögen sie, etwa zwei Jahr später, mir in sein Haus
und auf sein Gehöft folgen. Schicken wir einiges über seine Familienverhält¬
nisse voraus. Herr Kowalski war als früher herzoglich warschauer Beamter
von der preußischen Regierung übernommen und als Secretair bei der Re¬
gierung in Bromberg angestellt worden. Es dauerte aber uicht lange, da nahm
eine junge Polin, die an einen reichen alten Edelmann verheirathet war, ein
so heftiges Interesse an ihm, daß ihr Mann für geboten erachtete, sich von ihr
scheiden zu lassen, worauf sie Frau Regierungsseeretär Kowalski wurde. Diese
Stellung mißfiel ihr trotz aller heißen Liebe; so bewog sie denn ihren Neu¬
vermählten, seine Entlassung ans dem Staatsdienst zu nehmen und mit ihrem
nicht sehr ansehnlichen Vermögen ein Gut zu kaufen — ein Entschluß, welcher
bei dem Versiegen einer sichern, regelmäßigen Einnahmequelle der uenbegründetcn
Familie verhängnißvoll werden sollte. Das erworbene Gut Rasselwitz besaß
einen guten Mittelboden, der bei einiger Kultur alle Früchte zu tragen und
einen reichlichen Ertrag zu liefern vermochte. Diese Kultur hatten ihm aber
weder die polnischen Vorbesitzer gegeben, noch besaß Kowalski dazu Lust und
Verständniß. So kam es denn, daß die sich rasch vermehrende Familie sehr
bald in unablässige Geldnoth gerieth, während die leidenschaftliche Liebe der


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[0155] gischen Torpedoangriff gefunden. Netze, Schlagstangen, elektrisches Licht sind in Vorschlag gebracht worden gegen die Offensiv - Torpedo, welche doch wenigstens auf der Oberfläche blieben, und sie haben auch nicht einmal etwas genutzt. Trotz aller dieser Mittel verloren die Nordstaaten vor Charleston, die Südstaaten in der Roanoke-Mündung, die Brasilianer vor Humaita ihre Panzer¬ schiffe durch Torpedo. Sicher ist es, daß derjenige Staat, welcher das Gebiet der Torpedo-An- legenheit am eifrigsten aufbaut, bei dem Ausbruch des nächsten Krieges die Panzerfrage gründlich entscheiden wird, vermuthlich zu Gunsten der neuen W v. Clausewitz. affe. Verfallendes "Jolentljmn. ' Jugenderinnerungen von Edward Kattner. 2. Die Familie Kowalski. Des Gutsbesitzers Kowalski Bekanntschaft haben unsre freundlichen Leser bereits gemacht. Heute mögen sie, etwa zwei Jahr später, mir in sein Haus und auf sein Gehöft folgen. Schicken wir einiges über seine Familienverhält¬ nisse voraus. Herr Kowalski war als früher herzoglich warschauer Beamter von der preußischen Regierung übernommen und als Secretair bei der Re¬ gierung in Bromberg angestellt worden. Es dauerte aber uicht lange, da nahm eine junge Polin, die an einen reichen alten Edelmann verheirathet war, ein so heftiges Interesse an ihm, daß ihr Mann für geboten erachtete, sich von ihr scheiden zu lassen, worauf sie Frau Regierungsseeretär Kowalski wurde. Diese Stellung mißfiel ihr trotz aller heißen Liebe; so bewog sie denn ihren Neu¬ vermählten, seine Entlassung ans dem Staatsdienst zu nehmen und mit ihrem nicht sehr ansehnlichen Vermögen ein Gut zu kaufen — ein Entschluß, welcher bei dem Versiegen einer sichern, regelmäßigen Einnahmequelle der uenbegründetcn Familie verhängnißvoll werden sollte. Das erworbene Gut Rasselwitz besaß einen guten Mittelboden, der bei einiger Kultur alle Früchte zu tragen und einen reichlichen Ertrag zu liefern vermochte. Diese Kultur hatten ihm aber weder die polnischen Vorbesitzer gegeben, noch besaß Kowalski dazu Lust und Verständniß. So kam es denn, daß die sich rasch vermehrende Familie sehr bald in unablässige Geldnoth gerieth, während die leidenschaftliche Liebe der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/155>, abgerufen am 26.08.2024.