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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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sagt unsere Schrift, "der Herausgeber der Inserixtioinzs Mrietarms von
Pompeji, in weiteren Kreisen bisher nur bekannt als Anwalt eines notorischen
Handschriftenfälschers, des berufenen Jacob Cruquius, war sicherlich die ge¬
eignetste Persönlichkeit, um diese Aufgabe nach dem Wunsche seiner Auftrag¬
geber zu lösen." Um die Echtheit und Integrität sämmtlicher Exemplare
der Pariser Sammlung zu beweisen, zählte er einerseits ein langes Sünden¬
register Desjardins' auf, andrerseits wendete er sich gegen die Verdächtigungen
der Kritik, die Bergl an einer Klasse von Denkmälern geübt, von denen er
nur eine höchst mangelhafte Kenntniß besessen. Er begann mit dem Versuche,
nachzuweisen, daß eine Fälschung in dem Umfange, wie jener sie angenommen
haben sollte, undenkbar sei, wobei wir ihm in d. Bl. ebenso wenig folgen
können, als dem von ihm zur Ruhe Verwichenen in seiner Vertheidigung.
Es genüge, wenn wir daraus zunächst hervorheben, daß Z. mit dem Nach¬
weise, daß Desjardins' Lesungen zum großen Theile auf Irrthümer, phan¬
tastische Erfindung oder offenbare Fälschung zurückzuführen seien, B.'s Ver¬
dachtsgründe widerlegt zu haben glaubte, und daß B. diese Annahme, nach
welcher er nur durch die fehlerhafte Publication zur Bestreitung der Echt¬
heit der betreffenden Exemplare verführt worden sein sollte, nicht gelten
läßt und mit zwingenden innern Gründen darthut, daß zwar nicht
die ganze Sammlung, wohl aber ein großer Theil derselben gefälschte
Waare ist.

Z. machte gegenüber allen innern Gründen geltend, daß die betreffenden
Bleigeschosse äußerlich das Gepräge der Echtheit zeigen, daß insbesondere
die Schriftzüge vollkommen den Charakter der jedesmaligen Epoche treu wie¬
dergeben. B. antwortet darauf: "Nach einer Mittheilung von Feuardent
Wird in einer Schrift von Carducci (1853 erschienen, der Verfasser ist Archi¬
tekt) des Fundes einer Gießerei von Schleudergeschossen mit dem ganzen dazu
gehörigen Apparate und einer großen Masse von Bleieicheln in der Nähe eines
der Thore von Ascoli gedacht. Zangemeister verwerthet diese Notiz für seinen
Zweck, indem er sagt: vorausgesetzt, daß dieser Apparat in brauchbarem Zu¬
stande erhalten und unsere glanäes mit demselben hergestellt sein sollten,
würde die Echtheit der Inschriften über allem Zweifel erhaben sein. Ich
denke, wenn der Apparat zur Zeit, als er wieder aufgefunden ward, noch
practicabel war, liegt ein anderer Schluß ungleich näher. In Aseulum be¬
fand sich in römischer Zeit eine Gußwerkstatt für Bleigeschosse, hier wurden
verschiedenartige Stempel namentlich aus dem Bundesgenossenkriege und der
Zeit der Belagerung Perusias aufbewahrt, selbst einzelne feindliche Stempel,
wie der mit dem Namen des Paapius in oskischer Schrift, fanden sich vor.
außerdem ein bedeutender Vorrath nicht sowohl von neu angefertigter Mu¬
nition. als von alten Geschossen der verschiedensten Art, die man theils zum


Grenzten III, 187". 42

sagt unsere Schrift, „der Herausgeber der Inserixtioinzs Mrietarms von
Pompeji, in weiteren Kreisen bisher nur bekannt als Anwalt eines notorischen
Handschriftenfälschers, des berufenen Jacob Cruquius, war sicherlich die ge¬
eignetste Persönlichkeit, um diese Aufgabe nach dem Wunsche seiner Auftrag¬
geber zu lösen." Um die Echtheit und Integrität sämmtlicher Exemplare
der Pariser Sammlung zu beweisen, zählte er einerseits ein langes Sünden¬
register Desjardins' auf, andrerseits wendete er sich gegen die Verdächtigungen
der Kritik, die Bergl an einer Klasse von Denkmälern geübt, von denen er
nur eine höchst mangelhafte Kenntniß besessen. Er begann mit dem Versuche,
nachzuweisen, daß eine Fälschung in dem Umfange, wie jener sie angenommen
haben sollte, undenkbar sei, wobei wir ihm in d. Bl. ebenso wenig folgen
können, als dem von ihm zur Ruhe Verwichenen in seiner Vertheidigung.
Es genüge, wenn wir daraus zunächst hervorheben, daß Z. mit dem Nach¬
weise, daß Desjardins' Lesungen zum großen Theile auf Irrthümer, phan¬
tastische Erfindung oder offenbare Fälschung zurückzuführen seien, B.'s Ver¬
dachtsgründe widerlegt zu haben glaubte, und daß B. diese Annahme, nach
welcher er nur durch die fehlerhafte Publication zur Bestreitung der Echt¬
heit der betreffenden Exemplare verführt worden sein sollte, nicht gelten
läßt und mit zwingenden innern Gründen darthut, daß zwar nicht
die ganze Sammlung, wohl aber ein großer Theil derselben gefälschte
Waare ist.

Z. machte gegenüber allen innern Gründen geltend, daß die betreffenden
Bleigeschosse äußerlich das Gepräge der Echtheit zeigen, daß insbesondere
die Schriftzüge vollkommen den Charakter der jedesmaligen Epoche treu wie¬
dergeben. B. antwortet darauf: „Nach einer Mittheilung von Feuardent
Wird in einer Schrift von Carducci (1853 erschienen, der Verfasser ist Archi¬
tekt) des Fundes einer Gießerei von Schleudergeschossen mit dem ganzen dazu
gehörigen Apparate und einer großen Masse von Bleieicheln in der Nähe eines
der Thore von Ascoli gedacht. Zangemeister verwerthet diese Notiz für seinen
Zweck, indem er sagt: vorausgesetzt, daß dieser Apparat in brauchbarem Zu¬
stande erhalten und unsere glanäes mit demselben hergestellt sein sollten,
würde die Echtheit der Inschriften über allem Zweifel erhaben sein. Ich
denke, wenn der Apparat zur Zeit, als er wieder aufgefunden ward, noch
practicabel war, liegt ein anderer Schluß ungleich näher. In Aseulum be¬
fand sich in römischer Zeit eine Gußwerkstatt für Bleigeschosse, hier wurden
verschiedenartige Stempel namentlich aus dem Bundesgenossenkriege und der
Zeit der Belagerung Perusias aufbewahrt, selbst einzelne feindliche Stempel,
wie der mit dem Namen des Paapius in oskischer Schrift, fanden sich vor.
außerdem ein bedeutender Vorrath nicht sowohl von neu angefertigter Mu¬
nition. als von alten Geschossen der verschiedensten Art, die man theils zum


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[0337] sagt unsere Schrift, „der Herausgeber der Inserixtioinzs Mrietarms von Pompeji, in weiteren Kreisen bisher nur bekannt als Anwalt eines notorischen Handschriftenfälschers, des berufenen Jacob Cruquius, war sicherlich die ge¬ eignetste Persönlichkeit, um diese Aufgabe nach dem Wunsche seiner Auftrag¬ geber zu lösen." Um die Echtheit und Integrität sämmtlicher Exemplare der Pariser Sammlung zu beweisen, zählte er einerseits ein langes Sünden¬ register Desjardins' auf, andrerseits wendete er sich gegen die Verdächtigungen der Kritik, die Bergl an einer Klasse von Denkmälern geübt, von denen er nur eine höchst mangelhafte Kenntniß besessen. Er begann mit dem Versuche, nachzuweisen, daß eine Fälschung in dem Umfange, wie jener sie angenommen haben sollte, undenkbar sei, wobei wir ihm in d. Bl. ebenso wenig folgen können, als dem von ihm zur Ruhe Verwichenen in seiner Vertheidigung. Es genüge, wenn wir daraus zunächst hervorheben, daß Z. mit dem Nach¬ weise, daß Desjardins' Lesungen zum großen Theile auf Irrthümer, phan¬ tastische Erfindung oder offenbare Fälschung zurückzuführen seien, B.'s Ver¬ dachtsgründe widerlegt zu haben glaubte, und daß B. diese Annahme, nach welcher er nur durch die fehlerhafte Publication zur Bestreitung der Echt¬ heit der betreffenden Exemplare verführt worden sein sollte, nicht gelten läßt und mit zwingenden innern Gründen darthut, daß zwar nicht die ganze Sammlung, wohl aber ein großer Theil derselben gefälschte Waare ist. Z. machte gegenüber allen innern Gründen geltend, daß die betreffenden Bleigeschosse äußerlich das Gepräge der Echtheit zeigen, daß insbesondere die Schriftzüge vollkommen den Charakter der jedesmaligen Epoche treu wie¬ dergeben. B. antwortet darauf: „Nach einer Mittheilung von Feuardent Wird in einer Schrift von Carducci (1853 erschienen, der Verfasser ist Archi¬ tekt) des Fundes einer Gießerei von Schleudergeschossen mit dem ganzen dazu gehörigen Apparate und einer großen Masse von Bleieicheln in der Nähe eines der Thore von Ascoli gedacht. Zangemeister verwerthet diese Notiz für seinen Zweck, indem er sagt: vorausgesetzt, daß dieser Apparat in brauchbarem Zu¬ stande erhalten und unsere glanäes mit demselben hergestellt sein sollten, würde die Echtheit der Inschriften über allem Zweifel erhaben sein. Ich denke, wenn der Apparat zur Zeit, als er wieder aufgefunden ward, noch practicabel war, liegt ein anderer Schluß ungleich näher. In Aseulum be¬ fand sich in römischer Zeit eine Gußwerkstatt für Bleigeschosse, hier wurden verschiedenartige Stempel namentlich aus dem Bundesgenossenkriege und der Zeit der Belagerung Perusias aufbewahrt, selbst einzelne feindliche Stempel, wie der mit dem Namen des Paapius in oskischer Schrift, fanden sich vor. außerdem ein bedeutender Vorrath nicht sowohl von neu angefertigter Mu¬ nition. als von alten Geschossen der verschiedensten Art, die man theils zum Grenzten III, 187«. 42

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/337>, abgerufen am 20.10.2024.