Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.sie sich wie eine Neune ein wenig wieder nach aufwärts wendeten. Sein Ge¬ Seine Kleidung war die gewöhnliche Tracht aller Gärtner dieser Klasse -- "Wir befinden uns, der Madonna sei's gedankt, alle mit einander "Dieß ist ein schöner Garten", sagte ich. "Besorgt Ihr die Pflege des¬ sie sich wie eine Neune ein wenig wieder nach aufwärts wendeten. Sein Ge¬ Seine Kleidung war die gewöhnliche Tracht aller Gärtner dieser Klasse — „Wir befinden uns, der Madonna sei's gedankt, alle mit einander „Dieß ist ein schöner Garten", sagte ich. „Besorgt Ihr die Pflege des¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0065" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135646"/> <p xml:id="ID_250" prev="#ID_249"> sie sich wie eine Neune ein wenig wieder nach aufwärts wendeten. Sein Ge¬<lb/> sicht war glatt rasirt mit Ausnahme eines schmalen Streifens Bart, der von<lb/> seinem Ohr bis beinahe an das Kinn lief und demjenigen glich, welchen die<lb/> spanischen Stierfechter tragen, wie denn diese Mode, den Bart zu schneiden<lb/> wahrscheinlich eine Ueberlieferung aus der Zeit der spanischen Herrschaft in<lb/> Sicilien ist. Seine Augen, schwarz und durchbohrend wie die eines Adlers,<lb/> verriethen ein leidenschaftliches Temperament, das sowohl großmüthiger als<lb/> wilder Handlungen fähig war, aber unter vollständiger Herrschaft seines Ver¬<lb/> standes stand. Seine Gesichtsfarbe war das Olivengelb, welches an die Herr¬<lb/> schaft der Araber auf der Insel errinnert. Er war in seinem Betragen sehr<lb/> respectvoll, aber nicht bedientenhaft. und obwohl man sah, daß er, gehörig<lb/> behandelt, bereit und Willens sein würde, alles, was man von ihm verlangte,<lb/> zu thun, hatte man doch zugleich die Empfindung, daß er ein Charakter war,<lb/> mit dem fertig zu werden schwer oder unmöglich sein mußte, wenn man ihm<lb/> auch nur die leiseste Mißachtung oder Nichtbeachtung zeigte.</p><lb/> <p xml:id="ID_251"> Seine Kleidung war die gewöhnliche Tracht aller Gärtner dieser Klasse —<lb/> ein Anzug von olivengrünem baumwollnem Sammet, Hosen, die sehr weit<lb/> über die dick besohlten, mit schweren Nägeln beschlagnen und ungeschwärzten<lb/> Schuhe fielen, eine Reihe von sechs blanken runden Messingknöpfen hatten<lb/> und um die Hüften von einer langen aus rother Seide gestrickten Schärpe<lb/> zusammengehalten wurden, deren Quasten unter seiner Weste hervorsahen.<lb/> Dieses letztere Kleidungsstück hatte auf jeder Seite drei Taschen, eine über der<lb/> andern, die jede einen verschiedenen, bei der Jagd nothwendigen Artikel;<lb/> Zündhütchen. Pfröpfe, Pulverhorn, ein messingnes Pulvermaß und eine eben¬<lb/> falls messingne Nadel zur Reinigung des Schlosses und Zündlochs der Flinte<lb/> waren an Kettchen von Kupferdraht befestigt, die auf jeder Seite der Taschen<lb/> herunterbaumelten, wie früher bei uns die Uhrketten aus der Hosentasche.<lb/> Um den untersten Theil dieser Weste lief ein Lederbesatz oder Gürtel, der<lb/> verschiedene Sorten Schrot und einige Kugelpatronen enthielt. Die Aufschläge<lb/> seiner Jacke zeigten, in Silber gestickt, das Wappen seines „Patrone", eines<lb/> Edelmannes, und der Rand seines grauen Schlapphutes, auf der einen Seite<lb/> in die Höhe geklappt, prunkte hier mit einer versilberten Schnalle, welche ihn<lb/> an dem Kopfstücke des Hutes festhielt. Das landesübliche rothe Bandanna-<lb/> Halstuch, in einen Matrosenknoten geknüpft, und die ebenfalls gebrauch.<lb/> lichen vier oder fünf goldnen Ringe auf seinen Fingern vervollständigten<lb/> seinen Putz.</p><lb/> <p xml:id="ID_252"> „Wir befinden uns, der Madonna sei's gedankt, alle mit einander<lb/> wohl und stehen Euer Excellenz zu Diensten", erwiderte Zu Paulu respectvoll.</p><lb/> <p xml:id="ID_253" next="#ID_254"> „Dieß ist ein schöner Garten", sagte ich. „Besorgt Ihr die Pflege des¬<lb/> selben ganz allein?" Ich machte eine Bewegung mit der Hand, die ihm</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0065]
sie sich wie eine Neune ein wenig wieder nach aufwärts wendeten. Sein Ge¬
sicht war glatt rasirt mit Ausnahme eines schmalen Streifens Bart, der von
seinem Ohr bis beinahe an das Kinn lief und demjenigen glich, welchen die
spanischen Stierfechter tragen, wie denn diese Mode, den Bart zu schneiden
wahrscheinlich eine Ueberlieferung aus der Zeit der spanischen Herrschaft in
Sicilien ist. Seine Augen, schwarz und durchbohrend wie die eines Adlers,
verriethen ein leidenschaftliches Temperament, das sowohl großmüthiger als
wilder Handlungen fähig war, aber unter vollständiger Herrschaft seines Ver¬
standes stand. Seine Gesichtsfarbe war das Olivengelb, welches an die Herr¬
schaft der Araber auf der Insel errinnert. Er war in seinem Betragen sehr
respectvoll, aber nicht bedientenhaft. und obwohl man sah, daß er, gehörig
behandelt, bereit und Willens sein würde, alles, was man von ihm verlangte,
zu thun, hatte man doch zugleich die Empfindung, daß er ein Charakter war,
mit dem fertig zu werden schwer oder unmöglich sein mußte, wenn man ihm
auch nur die leiseste Mißachtung oder Nichtbeachtung zeigte.
Seine Kleidung war die gewöhnliche Tracht aller Gärtner dieser Klasse —
ein Anzug von olivengrünem baumwollnem Sammet, Hosen, die sehr weit
über die dick besohlten, mit schweren Nägeln beschlagnen und ungeschwärzten
Schuhe fielen, eine Reihe von sechs blanken runden Messingknöpfen hatten
und um die Hüften von einer langen aus rother Seide gestrickten Schärpe
zusammengehalten wurden, deren Quasten unter seiner Weste hervorsahen.
Dieses letztere Kleidungsstück hatte auf jeder Seite drei Taschen, eine über der
andern, die jede einen verschiedenen, bei der Jagd nothwendigen Artikel;
Zündhütchen. Pfröpfe, Pulverhorn, ein messingnes Pulvermaß und eine eben¬
falls messingne Nadel zur Reinigung des Schlosses und Zündlochs der Flinte
waren an Kettchen von Kupferdraht befestigt, die auf jeder Seite der Taschen
herunterbaumelten, wie früher bei uns die Uhrketten aus der Hosentasche.
Um den untersten Theil dieser Weste lief ein Lederbesatz oder Gürtel, der
verschiedene Sorten Schrot und einige Kugelpatronen enthielt. Die Aufschläge
seiner Jacke zeigten, in Silber gestickt, das Wappen seines „Patrone", eines
Edelmannes, und der Rand seines grauen Schlapphutes, auf der einen Seite
in die Höhe geklappt, prunkte hier mit einer versilberten Schnalle, welche ihn
an dem Kopfstücke des Hutes festhielt. Das landesübliche rothe Bandanna-
Halstuch, in einen Matrosenknoten geknüpft, und die ebenfalls gebrauch.
lichen vier oder fünf goldnen Ringe auf seinen Fingern vervollständigten
seinen Putz.
„Wir befinden uns, der Madonna sei's gedankt, alle mit einander
wohl und stehen Euer Excellenz zu Diensten", erwiderte Zu Paulu respectvoll.
„Dieß ist ein schöner Garten", sagte ich. „Besorgt Ihr die Pflege des¬
selben ganz allein?" Ich machte eine Bewegung mit der Hand, die ihm
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |