Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.erlauben sollte, seinen Hut wieder aufzusetzen, was er mit einem: "Wie Sie "Ja wohl. Signorino." Signorino ist ein Ausdruck achtungsvoller Ver¬ "Ihr habt einige sehr reizende Blumen hier. Meine Frau war ganz "Ich bedanke mich für Ihre Güte, und ich hoffe, die Signorina wird "Bitte, sagt mir aber doch einmal. Zu Paulu", fuhr ich fort, indem ich Das Gesicht Zu Paulu's erhellte sich bei dieser Wendung des Gespräches. "Der Signorino muß darauf nichts geben. Es sind keine Vögel, sondern "Ja wohl, ich verstehe", sagte ich, obwohl ich die Sache eigentlich nicht "Ins Haus eindringen? In die Villa meines Patrone? Signorino. erlauben sollte, seinen Hut wieder aufzusetzen, was er mit einem: „Wie Sie „Ja wohl. Signorino." Signorino ist ein Ausdruck achtungsvoller Ver¬ „Ihr habt einige sehr reizende Blumen hier. Meine Frau war ganz „Ich bedanke mich für Ihre Güte, und ich hoffe, die Signorina wird „Bitte, sagt mir aber doch einmal. Zu Paulu", fuhr ich fort, indem ich Das Gesicht Zu Paulu's erhellte sich bei dieser Wendung des Gespräches. „Der Signorino muß darauf nichts geben. Es sind keine Vögel, sondern „Ja wohl, ich verstehe", sagte ich, obwohl ich die Sache eigentlich nicht „Ins Haus eindringen? In die Villa meines Patrone? Signorino. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0066" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135647"/> <p xml:id="ID_254" prev="#ID_253"> erlauben sollte, seinen Hut wieder aufzusetzen, was er mit einem: „Wie Sie<lb/> befehlen" that.</p><lb/> <p xml:id="ID_255"> „Ja wohl. Signorino." Signorino ist ein Ausdruck achtungsvoller Ver¬<lb/> traulichkeit, der von den älteren Dienstleuten ihren jungen Herren gegen¬<lb/> über gebraucht wird, und den jene so lange sich erlauben, bis diese Gro߬<lb/> väter werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_256"> „Ihr habt einige sehr reizende Blumen hier. Meine Frau war ganz<lb/> entzückt über den Strauß, den Ihr uns diesen Morgen schicktet. Ich werde<lb/> Euch nicht viel Mühe mit ihnen machen, aber die Signorina, die eine außer¬<lb/> ordentliche Blumenfreundin ist. wird Euch etwas zu thun geben. Und bei¬<lb/> läufig, obschon ich durch meinen Miethcontract nicht verpflichtet bin, irgend<lb/> eine Remuneration zu gewähren, da die Dienste des Gärtners in meiner<lb/> Miethe inbegriffen sind, so will ich doch in Anbetracht der Extraarbeit, die<lb/> Ihr zu thun haben mögt, indem Ihr den Lieblingsblumen meiner Frau be¬<lb/> sondere Pflege angedeihen laßt, Euch, so lange ich hier wohne, monatlich fünf<lb/> Thaler aussetzen."</p><lb/> <p xml:id="ID_257"> „Ich bedanke mich für Ihre Güte, und ich hoffe, die Signorina wird<lb/> mit meiner Arbeit zufrieden sein."</p><lb/> <p xml:id="ID_258"> „Bitte, sagt mir aber doch einmal. Zu Paulu", fuhr ich fort, indem ich<lb/> ihm mit einer dummpfiffigen Miene gerade ins Gesicht sah. „meine Frau und<lb/> ich haben in den letzten Nächten bemerkt, daß sowohl in unserm Garten als<lb/> in den anstoßenden viele Vögel singen. Ist es nicht etwas Außerordentliches<lb/> für Vögel, mitten in der Nacht zu singen?"</p><lb/> <p xml:id="ID_259"> Das Gesicht Zu Paulu's erhellte sich bei dieser Wendung des Gespräches.<lb/> Er erhob seine schwarzen, durchbohrenden Augen, die er bis dahin respectvoll<lb/> gesenkt gehalten hatte, und richtete sie mit fragendem Blick auf die meinen,<lb/> um zu sehen, ob man mir trauen könne oder nicht. Der Schluß, zu dem er<lb/> kam, muß befriedigend gewesen sein; denn er erwiderte:</p><lb/> <p xml:id="ID_260"> „Der Signorino muß darauf nichts geben. Es sind keine Vögel, sondern<lb/> die Jungen und die Wächter (i xieeiotti e i guaräiam) der Nachbarschaft, die<lb/> sich mit Nachahmung der Lockrufe der Vögel vergnügen". Und wieder heftete<lb/> er schlauen Blicks seine Augen auf die meinen.</p><lb/> <p xml:id="ID_261"> „Ja wohl, ich verstehe", sagte ich, obwohl ich die Sache eigentlich nicht<lb/> verstand und sie mir schlimmer vorstellte, als sie war, „sie vergnügen sich auf<lb/> diese Weise, um gute Wache über das Obst und die Landhäuser zu halten.<lb/> Ich nehme daher an, daß man hier durchaus keine Gefahr läuft, beraubt zu<lb/> werden oder Jemand des Nachts ins Haus dringen zu sehen."</p><lb/> <p xml:id="ID_262" next="#ID_263"> „Ins Haus eindringen? In die Villa meines Patrone? Signorino.<lb/> Sie können ruhig schlafen und jedes Fenster nach der Gartenseite hin offen<lb/> lassen. Kein Mensch wird wagen, in diese Villa einzudringen. Ich bin</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0066]
erlauben sollte, seinen Hut wieder aufzusetzen, was er mit einem: „Wie Sie
befehlen" that.
„Ja wohl. Signorino." Signorino ist ein Ausdruck achtungsvoller Ver¬
traulichkeit, der von den älteren Dienstleuten ihren jungen Herren gegen¬
über gebraucht wird, und den jene so lange sich erlauben, bis diese Gro߬
väter werden.
„Ihr habt einige sehr reizende Blumen hier. Meine Frau war ganz
entzückt über den Strauß, den Ihr uns diesen Morgen schicktet. Ich werde
Euch nicht viel Mühe mit ihnen machen, aber die Signorina, die eine außer¬
ordentliche Blumenfreundin ist. wird Euch etwas zu thun geben. Und bei¬
läufig, obschon ich durch meinen Miethcontract nicht verpflichtet bin, irgend
eine Remuneration zu gewähren, da die Dienste des Gärtners in meiner
Miethe inbegriffen sind, so will ich doch in Anbetracht der Extraarbeit, die
Ihr zu thun haben mögt, indem Ihr den Lieblingsblumen meiner Frau be¬
sondere Pflege angedeihen laßt, Euch, so lange ich hier wohne, monatlich fünf
Thaler aussetzen."
„Ich bedanke mich für Ihre Güte, und ich hoffe, die Signorina wird
mit meiner Arbeit zufrieden sein."
„Bitte, sagt mir aber doch einmal. Zu Paulu", fuhr ich fort, indem ich
ihm mit einer dummpfiffigen Miene gerade ins Gesicht sah. „meine Frau und
ich haben in den letzten Nächten bemerkt, daß sowohl in unserm Garten als
in den anstoßenden viele Vögel singen. Ist es nicht etwas Außerordentliches
für Vögel, mitten in der Nacht zu singen?"
Das Gesicht Zu Paulu's erhellte sich bei dieser Wendung des Gespräches.
Er erhob seine schwarzen, durchbohrenden Augen, die er bis dahin respectvoll
gesenkt gehalten hatte, und richtete sie mit fragendem Blick auf die meinen,
um zu sehen, ob man mir trauen könne oder nicht. Der Schluß, zu dem er
kam, muß befriedigend gewesen sein; denn er erwiderte:
„Der Signorino muß darauf nichts geben. Es sind keine Vögel, sondern
die Jungen und die Wächter (i xieeiotti e i guaräiam) der Nachbarschaft, die
sich mit Nachahmung der Lockrufe der Vögel vergnügen". Und wieder heftete
er schlauen Blicks seine Augen auf die meinen.
„Ja wohl, ich verstehe", sagte ich, obwohl ich die Sache eigentlich nicht
verstand und sie mir schlimmer vorstellte, als sie war, „sie vergnügen sich auf
diese Weise, um gute Wache über das Obst und die Landhäuser zu halten.
Ich nehme daher an, daß man hier durchaus keine Gefahr läuft, beraubt zu
werden oder Jemand des Nachts ins Haus dringen zu sehen."
„Ins Haus eindringen? In die Villa meines Patrone? Signorino.
Sie können ruhig schlafen und jedes Fenster nach der Gartenseite hin offen
lassen. Kein Mensch wird wagen, in diese Villa einzudringen. Ich bin
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