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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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will Herr v. Nathusius die Armee nicht nur in ihrem Bestände dem Einfluß
der Parlamente entrücken, was wir höchlichst billigen, sondern durch Fern¬
haltung aller dem sogenannten monarchischen und ritterlichen Geist entgegen¬
gesetzten ltberalisirenden Tendenzen die wohlthätige Harmonie wieder aufheben,
welche gegenwärtig durch die Heldenthaten der Armee und durch den freien,
stolzen, schöpferischen Zug der Staatsleitung zwischen Heer und Nation be¬
steht. Wir haben genug an der Erinnerung an die Zeit der Säbelaffairen.

Gut gemeint ist das Programm und verdienstlich seine Aussprache, aber
unausweichlich auch die Ueberzeugung, daß die conservative Partei im Bunde
mit einer ultramontanen Majorität, im Bunde mit dem Particularismus und
abhängig vom Dreikaiserbund, anstatt an der Spitze desselben, Deutschland
einen Rückschritt bringen würde, wie ihn unsere Nation leider oft in ihrer
Geschichte erlebt hat, wie er aber mit dem Fortschritt der Jahrhunderte und
mit den veränderten Völkerkräften Europas immer gefährlicher ja zur eigent¬
,
N -- t -- 8. lichen Todesgefahr werden muß.




Koch ein Wort zur Integrität der "Fresse.

Unser <z. Artikel "zur Integrität der Presse" in Ur. 24 v. 9. Juni d. I.
S. 430 fg. hat gute Früchte getragen. Eine Anzahl hochachtbarer Organe
unsrer Partei, voran die "Magdeburgische Zeitung", auch einige mehr fortschritt¬
liche Blätter wie die "Schlesische Zeitung" haben ihn mit voller Zustimmung
reproducirt. Die "Nationalzeitung", oder vielmehr das öffentlich angeschuldigte
Mitglied ihrer Redaction hat genau nach unserm, gewiß sehr wohlmeinenden
Rathschlag gehandelt. Herr Julius Schweitzer, der bisherige Handelsredacteur
der "Nationalzeitung" hat sich endlich veranlaßt gesehen, seiner Rolle als
"Schweiger" untreu zu werden. Er hat sich zu der öffentlichen Erklärung
aufgeschwungen, daß er gegen die ihm gewordenen "verleumderischen" Angriffe
klagbar werden wolle, und bis zum "gerichtlichen Austrag" seine Thätigkeit
in der Redaction einstelle. Das ist genau das, was wir im Interesse der
Partei, wie der Redaction der Nationalzeitung selbst, als wünschenswerth
bezeichneten. Aber die letztere weiß uns wenig Dank. Sie veröffentlicht die
Erklärung ihres Handelsredacteurs mit der Bemerkung:

"daß weder die Art und Weise, in welcher, noch die Stellen, von welchen aus bis jetzt
Angriffe gegen die Integrität der .Nationalzeitung" erfolgten, uns Grund gegeben haben, zur
Wahrung unserer Ehre Schritte zu thun, noch auf ein Mitglied der Redaction irgend


will Herr v. Nathusius die Armee nicht nur in ihrem Bestände dem Einfluß
der Parlamente entrücken, was wir höchlichst billigen, sondern durch Fern¬
haltung aller dem sogenannten monarchischen und ritterlichen Geist entgegen¬
gesetzten ltberalisirenden Tendenzen die wohlthätige Harmonie wieder aufheben,
welche gegenwärtig durch die Heldenthaten der Armee und durch den freien,
stolzen, schöpferischen Zug der Staatsleitung zwischen Heer und Nation be¬
steht. Wir haben genug an der Erinnerung an die Zeit der Säbelaffairen.

Gut gemeint ist das Programm und verdienstlich seine Aussprache, aber
unausweichlich auch die Ueberzeugung, daß die conservative Partei im Bunde
mit einer ultramontanen Majorität, im Bunde mit dem Particularismus und
abhängig vom Dreikaiserbund, anstatt an der Spitze desselben, Deutschland
einen Rückschritt bringen würde, wie ihn unsere Nation leider oft in ihrer
Geschichte erlebt hat, wie er aber mit dem Fortschritt der Jahrhunderte und
mit den veränderten Völkerkräften Europas immer gefährlicher ja zur eigent¬
,
N — t — 8. lichen Todesgefahr werden muß.




Koch ein Wort zur Integrität der "Fresse.

Unser <z. Artikel „zur Integrität der Presse" in Ur. 24 v. 9. Juni d. I.
S. 430 fg. hat gute Früchte getragen. Eine Anzahl hochachtbarer Organe
unsrer Partei, voran die „Magdeburgische Zeitung", auch einige mehr fortschritt¬
liche Blätter wie die „Schlesische Zeitung" haben ihn mit voller Zustimmung
reproducirt. Die „Nationalzeitung", oder vielmehr das öffentlich angeschuldigte
Mitglied ihrer Redaction hat genau nach unserm, gewiß sehr wohlmeinenden
Rathschlag gehandelt. Herr Julius Schweitzer, der bisherige Handelsredacteur
der „Nationalzeitung" hat sich endlich veranlaßt gesehen, seiner Rolle als
„Schweiger" untreu zu werden. Er hat sich zu der öffentlichen Erklärung
aufgeschwungen, daß er gegen die ihm gewordenen „verleumderischen" Angriffe
klagbar werden wolle, und bis zum „gerichtlichen Austrag" seine Thätigkeit
in der Redaction einstelle. Das ist genau das, was wir im Interesse der
Partei, wie der Redaction der Nationalzeitung selbst, als wünschenswerth
bezeichneten. Aber die letztere weiß uns wenig Dank. Sie veröffentlicht die
Erklärung ihres Handelsredacteurs mit der Bemerkung:

„daß weder die Art und Weise, in welcher, noch die Stellen, von welchen aus bis jetzt
Angriffe gegen die Integrität der .Nationalzeitung" erfolgten, uns Grund gegeben haben, zur
Wahrung unserer Ehre Schritte zu thun, noch auf ein Mitglied der Redaction irgend


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[0522] will Herr v. Nathusius die Armee nicht nur in ihrem Bestände dem Einfluß der Parlamente entrücken, was wir höchlichst billigen, sondern durch Fern¬ haltung aller dem sogenannten monarchischen und ritterlichen Geist entgegen¬ gesetzten ltberalisirenden Tendenzen die wohlthätige Harmonie wieder aufheben, welche gegenwärtig durch die Heldenthaten der Armee und durch den freien, stolzen, schöpferischen Zug der Staatsleitung zwischen Heer und Nation be¬ steht. Wir haben genug an der Erinnerung an die Zeit der Säbelaffairen. Gut gemeint ist das Programm und verdienstlich seine Aussprache, aber unausweichlich auch die Ueberzeugung, daß die conservative Partei im Bunde mit einer ultramontanen Majorität, im Bunde mit dem Particularismus und abhängig vom Dreikaiserbund, anstatt an der Spitze desselben, Deutschland einen Rückschritt bringen würde, wie ihn unsere Nation leider oft in ihrer Geschichte erlebt hat, wie er aber mit dem Fortschritt der Jahrhunderte und mit den veränderten Völkerkräften Europas immer gefährlicher ja zur eigent¬ , N — t — 8. lichen Todesgefahr werden muß. Koch ein Wort zur Integrität der "Fresse. Unser <z. Artikel „zur Integrität der Presse" in Ur. 24 v. 9. Juni d. I. S. 430 fg. hat gute Früchte getragen. Eine Anzahl hochachtbarer Organe unsrer Partei, voran die „Magdeburgische Zeitung", auch einige mehr fortschritt¬ liche Blätter wie die „Schlesische Zeitung" haben ihn mit voller Zustimmung reproducirt. Die „Nationalzeitung", oder vielmehr das öffentlich angeschuldigte Mitglied ihrer Redaction hat genau nach unserm, gewiß sehr wohlmeinenden Rathschlag gehandelt. Herr Julius Schweitzer, der bisherige Handelsredacteur der „Nationalzeitung" hat sich endlich veranlaßt gesehen, seiner Rolle als „Schweiger" untreu zu werden. Er hat sich zu der öffentlichen Erklärung aufgeschwungen, daß er gegen die ihm gewordenen „verleumderischen" Angriffe klagbar werden wolle, und bis zum „gerichtlichen Austrag" seine Thätigkeit in der Redaction einstelle. Das ist genau das, was wir im Interesse der Partei, wie der Redaction der Nationalzeitung selbst, als wünschenswerth bezeichneten. Aber die letztere weiß uns wenig Dank. Sie veröffentlicht die Erklärung ihres Handelsredacteurs mit der Bemerkung: „daß weder die Art und Weise, in welcher, noch die Stellen, von welchen aus bis jetzt Angriffe gegen die Integrität der .Nationalzeitung" erfolgten, uns Grund gegeben haben, zur Wahrung unserer Ehre Schritte zu thun, noch auf ein Mitglied der Redaction irgend

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/522>, abgerufen am 27.11.2024.