Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.Marienbild nur "die goldene Grasmagd" und brachte es schließlich dahin, daß Kleine Erinnerungen an 1866. Die folgenden Blätter enthalten nur einige persönliche Erinnerungen Marienbild nur „die goldene Grasmagd" und brachte es schließlich dahin, daß Kleine Erinnerungen an 1866. Die folgenden Blätter enthalten nur einige persönliche Erinnerungen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0475" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136056"/> <p xml:id="ID_1583" prev="#ID_1582"> Marienbild nur „die goldene Grasmagd" und brachte es schließlich dahin, daß<lb/> der Rath der Stadt das ganze Kunstwerk durch einen grauen Sack, auf wel¬<lb/> chen das Tucher'sche Wappen gemalt war, verhüllen ließ. In so unwürdiger<lb/> Weise verdeckt hing der Englische Gruß an der Decke fast dreihundert<lb/> Jahre. Die Hülle wurde innerhalb dieser Zeit nur selten und immer nur<lb/> für kurze Zeit entfernt. So wurde es am 23. November 1530 in Gegen¬<lb/> wart von Hironymus Paumgärtner und Joachim Nötzel herabgelassen, aus<lb/> dem Sacke genommen und vom Staube gereinigt. Im Oktober 1611 und<lb/> 13. Juli 1612 wurde es wieder herabgezogen, das erste Mal, um es dem<lb/> Bischöfe von Bamberg Gottfried von Aschhausen, das zweite Mal den kaiser¬<lb/> lichen Räthen zu zeigen. Endlich wurde es noch im Juli 1655 herabgelassen<lb/> und von dem Unrathe gereinigt, welche eine darin nistende Eule gemacht<lb/> hatte. Nachdem Nürnberg in den bayrischen Staat einverleibt worden war,<lb/> wurde der „Englische Gruß" 1806 von der Hülle befreit, dann 1810 herab¬<lb/> genommen, in der Capelle auf der Burg zu den Gemälden gebracht und dort<lb/> den Kunstfreunden gezeigt. Weil er daselbst, wegen des engen Raumes<lb/> jedoch nicht wirkte, brachte man ihn im Jahre 1816 erst in die neu restaurirte<lb/> Frauenkirche, endlich, jedoch ohne Sack, wieder an seine alte Stelle in der<lb/> Lorenzkirche. Da die alte kunstvolle Kette verkauft war, wollte man den<lb/> „Englischen Gruß" am 2. April 1817 an einem Stricke aufziehen und be¬<lb/> festigen. Dieser Strick riß jedoch, in Folge dessen stürzte das Kunstwerk aus<lb/> beträchtlicher Höhe hinab und zerbrach in tausend kleine Stücke. Nachdem es<lb/> in diesem Zustande acht Jahre auf dem Dachboden der Kirche fast vergessen<lb/> gelegen, wurde es im Jahre 1825, auf Betreiben des kunstsinnigen Magistrats-<lb/> Naths, Buchdruckers Friedrich Campe, von den Gebrüdern Mathias und<lb/> Lorenz Rotermundt unter der Leitung Carl Heideloffs, sehr geschickt zusam¬<lb/> mengefügt, nur die große Krone, welche unterdeß vielleicht verloren gegangen<lb/> war, wurde nicht wieder ergänzt — und nun am 2. April 1826, an einer<lb/> eisernen Kette befestigt, an seine alte Stelle wieder emporgezogen, wo es zum<lb/> Ruhm von Alt-Nürnberg und zur Freude aller Kunstfreunde noch hängt und<lb/><note type="byline"> R. Berg an.</note> hoffentlich noch lange hängen wird. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Kleine Erinnerungen an 1866.</head><lb/> <p xml:id="ID_1584" next="#ID_1585"> Die folgenden Blätter enthalten nur einige persönliche Erinnerungen<lb/> an eine vielbewegte Zeit, die nun bereits zehn Jahre hinter uns liegt, und<lb/> machen keinen andern Anspruch als den, ein kleines Bild weniger der Ereig-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0475]
Marienbild nur „die goldene Grasmagd" und brachte es schließlich dahin, daß
der Rath der Stadt das ganze Kunstwerk durch einen grauen Sack, auf wel¬
chen das Tucher'sche Wappen gemalt war, verhüllen ließ. In so unwürdiger
Weise verdeckt hing der Englische Gruß an der Decke fast dreihundert
Jahre. Die Hülle wurde innerhalb dieser Zeit nur selten und immer nur
für kurze Zeit entfernt. So wurde es am 23. November 1530 in Gegen¬
wart von Hironymus Paumgärtner und Joachim Nötzel herabgelassen, aus
dem Sacke genommen und vom Staube gereinigt. Im Oktober 1611 und
13. Juli 1612 wurde es wieder herabgezogen, das erste Mal, um es dem
Bischöfe von Bamberg Gottfried von Aschhausen, das zweite Mal den kaiser¬
lichen Räthen zu zeigen. Endlich wurde es noch im Juli 1655 herabgelassen
und von dem Unrathe gereinigt, welche eine darin nistende Eule gemacht
hatte. Nachdem Nürnberg in den bayrischen Staat einverleibt worden war,
wurde der „Englische Gruß" 1806 von der Hülle befreit, dann 1810 herab¬
genommen, in der Capelle auf der Burg zu den Gemälden gebracht und dort
den Kunstfreunden gezeigt. Weil er daselbst, wegen des engen Raumes
jedoch nicht wirkte, brachte man ihn im Jahre 1816 erst in die neu restaurirte
Frauenkirche, endlich, jedoch ohne Sack, wieder an seine alte Stelle in der
Lorenzkirche. Da die alte kunstvolle Kette verkauft war, wollte man den
„Englischen Gruß" am 2. April 1817 an einem Stricke aufziehen und be¬
festigen. Dieser Strick riß jedoch, in Folge dessen stürzte das Kunstwerk aus
beträchtlicher Höhe hinab und zerbrach in tausend kleine Stücke. Nachdem es
in diesem Zustande acht Jahre auf dem Dachboden der Kirche fast vergessen
gelegen, wurde es im Jahre 1825, auf Betreiben des kunstsinnigen Magistrats-
Naths, Buchdruckers Friedrich Campe, von den Gebrüdern Mathias und
Lorenz Rotermundt unter der Leitung Carl Heideloffs, sehr geschickt zusam¬
mengefügt, nur die große Krone, welche unterdeß vielleicht verloren gegangen
war, wurde nicht wieder ergänzt — und nun am 2. April 1826, an einer
eisernen Kette befestigt, an seine alte Stelle wieder emporgezogen, wo es zum
Ruhm von Alt-Nürnberg und zur Freude aller Kunstfreunde noch hängt und
R. Berg an. hoffentlich noch lange hängen wird.
Kleine Erinnerungen an 1866.
Die folgenden Blätter enthalten nur einige persönliche Erinnerungen
an eine vielbewegte Zeit, die nun bereits zehn Jahre hinter uns liegt, und
machen keinen andern Anspruch als den, ein kleines Bild weniger der Ereig-
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