Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.kleiner Engel, auf seinem rechten Flügel sitzt ein zweiter und ein dritter trägt Das Ganze ist mit den für solche Darstellungen typischen Farben be¬ Als bald nach Vollendung dieses Kunstwerkes und Ausstellung desselben ") Da diese beiden Medaillons neben Gott Bater sehr unorganisch angebracht find, scheint
es mir wahrscheinlich, daß alle sieben Neltestafeln ursprünglich gleichmäßig auf dem Rosen¬ kranz vertheilt waren. kleiner Engel, auf seinem rechten Flügel sitzt ein zweiter und ein dritter trägt Das Ganze ist mit den für solche Darstellungen typischen Farben be¬ Als bald nach Vollendung dieses Kunstwerkes und Ausstellung desselben ") Da diese beiden Medaillons neben Gott Bater sehr unorganisch angebracht find, scheint
es mir wahrscheinlich, daß alle sieben Neltestafeln ursprünglich gleichmäßig auf dem Rosen¬ kranz vertheilt waren. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0474" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136055"/> <p xml:id="ID_1580" prev="#ID_1579"> kleiner Engel, auf seinem rechten Flügel sitzt ein zweiter und ein dritter trägt<lb/> einen Zipfel seines Mantels. Maria neben dem Engel stehend, empfängt in<lb/> Bescheidenheit die Botschaft. Ihre rechte Hand hat sie auf die Brust gelegt<lb/> in der linken, herabhängenden hält sie ihr Gebetbuch. Aus ihrem Haupte<lb/> sitzt eine Taube; das Symbol des heiligen Geistes. Maria ist in reizender<lb/> Anmuth gebildet. Ueber und neben ihr sind in Symmetrie mit der andern<lb/> Seite ebenfalls drei Engel angebracht, von denen der oberste mit einem<lb/> Kranze herabschwebt, um ihn aus Maria's Haupt zu setzen, der unterste den<lb/> Mantel der Jungfrau trägt. Beide Engel und Maria werden von einem<lb/> kleinern, schwebenden Engel mit Glocken in den Händen getragen. Um diese<lb/> beiden Figuren zeigt sich, jedoch ohne andere Verbindung als technisch noth¬<lb/> wendig ist, rahmenartig ein Kranz weißer Rosen in Form einer Mandorta,<lb/> etwa 3,80 Meter hoch, 3,20 Meter breit. Um denselben schlingt sich eine<lb/> Schnur silberner Perlen, deren Enden an beiden Seiten herabhängen. Auf<lb/> dem Rosenkranz sind in regelmäßiger Nertheilung fünf runde Tafeln von<lb/> 0,60 Meter Durchmesser angebracht, auf welchen in vortrefflich componirter<lb/> schön stylisirten und sehr sorgfältig ausgeführten Reliefs, die Freuden der<lb/> Maria dargestellt sind, nämlich unten die Geburt Christi und die Ausgießung<lb/> des heiligen Geistes, links die Anbetung der Könige, rechts die Himmelfahrt<lb/> und oben die Auferstehung Christi. Oben thront über dem Ganzen Gott<lb/> Vater, (ein Brustbild) durch Krone und Reichsapfel als Himmelskönig be¬<lb/> zeichnet, mit segnend erhobener Rechten. Neben ihm zwei kleine schwebende<lb/> Engel. Von ihm gehen Lichtstrahlen aus. Zu beiden Seiten von Gott Vater<lb/> sind noch zwei Medaillons") mit Darstellung von Tod und Himmelfahrt<lb/> Mariae. Neben denselben schweben noch zwei musicirende Engel, welche etwas<lb/> größer sind, als die übrigen. Ganz unten am Rosenkranz ist eine vielfach<lb/> verschlungene Schlange mit einem Apfel im Maul dargestellt, eine Hinweisung<lb/> auf den Sündenfall der ersten Menschen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1581"> Das Ganze ist mit den für solche Darstellungen typischen Farben be¬<lb/> malt und reich vergoldet und hing unter einer großen vergoldeten Krone an<lb/> einer künstlerisch ausgebildeten, eisernen Kette vom Gewölbe der Sebald Kirche<lb/> herab.</p><lb/> <p xml:id="ID_1582" next="#ID_1583"> Als bald nach Vollendung dieses Kunstwerkes und Ausstellung desselben<lb/> in der Kirche die durch Luther angeregte reformatorische Bewegung auch in<lb/> Nürnberg sich bemerkbar machte, erhob sich ein Sturm gegen dasselbe wie<lb/> gegen so viele andere kirchliche Kunstwerke. Der protestantische Prediger<lb/> Andreas Osiander eiferte 1522 gegen dasselbe, in seiner Predigt nennt das</p><lb/> <note xml:id="FID_85" place="foot"> ") Da diese beiden Medaillons neben Gott Bater sehr unorganisch angebracht find, scheint<lb/> es mir wahrscheinlich, daß alle sieben Neltestafeln ursprünglich gleichmäßig auf dem Rosen¬<lb/> kranz vertheilt waren.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0474]
kleiner Engel, auf seinem rechten Flügel sitzt ein zweiter und ein dritter trägt
einen Zipfel seines Mantels. Maria neben dem Engel stehend, empfängt in
Bescheidenheit die Botschaft. Ihre rechte Hand hat sie auf die Brust gelegt
in der linken, herabhängenden hält sie ihr Gebetbuch. Aus ihrem Haupte
sitzt eine Taube; das Symbol des heiligen Geistes. Maria ist in reizender
Anmuth gebildet. Ueber und neben ihr sind in Symmetrie mit der andern
Seite ebenfalls drei Engel angebracht, von denen der oberste mit einem
Kranze herabschwebt, um ihn aus Maria's Haupt zu setzen, der unterste den
Mantel der Jungfrau trägt. Beide Engel und Maria werden von einem
kleinern, schwebenden Engel mit Glocken in den Händen getragen. Um diese
beiden Figuren zeigt sich, jedoch ohne andere Verbindung als technisch noth¬
wendig ist, rahmenartig ein Kranz weißer Rosen in Form einer Mandorta,
etwa 3,80 Meter hoch, 3,20 Meter breit. Um denselben schlingt sich eine
Schnur silberner Perlen, deren Enden an beiden Seiten herabhängen. Auf
dem Rosenkranz sind in regelmäßiger Nertheilung fünf runde Tafeln von
0,60 Meter Durchmesser angebracht, auf welchen in vortrefflich componirter
schön stylisirten und sehr sorgfältig ausgeführten Reliefs, die Freuden der
Maria dargestellt sind, nämlich unten die Geburt Christi und die Ausgießung
des heiligen Geistes, links die Anbetung der Könige, rechts die Himmelfahrt
und oben die Auferstehung Christi. Oben thront über dem Ganzen Gott
Vater, (ein Brustbild) durch Krone und Reichsapfel als Himmelskönig be¬
zeichnet, mit segnend erhobener Rechten. Neben ihm zwei kleine schwebende
Engel. Von ihm gehen Lichtstrahlen aus. Zu beiden Seiten von Gott Vater
sind noch zwei Medaillons") mit Darstellung von Tod und Himmelfahrt
Mariae. Neben denselben schweben noch zwei musicirende Engel, welche etwas
größer sind, als die übrigen. Ganz unten am Rosenkranz ist eine vielfach
verschlungene Schlange mit einem Apfel im Maul dargestellt, eine Hinweisung
auf den Sündenfall der ersten Menschen.
Das Ganze ist mit den für solche Darstellungen typischen Farben be¬
malt und reich vergoldet und hing unter einer großen vergoldeten Krone an
einer künstlerisch ausgebildeten, eisernen Kette vom Gewölbe der Sebald Kirche
herab.
Als bald nach Vollendung dieses Kunstwerkes und Ausstellung desselben
in der Kirche die durch Luther angeregte reformatorische Bewegung auch in
Nürnberg sich bemerkbar machte, erhob sich ein Sturm gegen dasselbe wie
gegen so viele andere kirchliche Kunstwerke. Der protestantische Prediger
Andreas Osiander eiferte 1522 gegen dasselbe, in seiner Predigt nennt das
") Da diese beiden Medaillons neben Gott Bater sehr unorganisch angebracht find, scheint
es mir wahrscheinlich, daß alle sieben Neltestafeln ursprünglich gleichmäßig auf dem Rosen¬
kranz vertheilt waren.
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