Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.des Parthenon. Mit Kteselwerkzeugen aber haben auch die alten Aegypter Es folgt eine zweite Stufe der Menschheit auf welcher in Mitteleuropa des Parthenon. Mit Kteselwerkzeugen aber haben auch die alten Aegypter Es folgt eine zweite Stufe der Menschheit auf welcher in Mitteleuropa <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0449" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136030"/> <p xml:id="ID_1496" prev="#ID_1495"> des Parthenon. Mit Kteselwerkzeugen aber haben auch die alten Aegypter<lb/> und Mexikaner ihre Bilderschrift dem Gestein eingegraben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1497" next="#ID_1498"> Es folgt eine zweite Stufe der Menschheit auf welcher in Mitteleuropa<lb/> das Rennthier verbreitet war, die Gletscher der Schweiz sich bis an den Jura<lb/> erstreckten und von dem Eise Skandinaviens die Findlingsblöcke nach Nord¬<lb/> deutschland getragen wurden. Noch ist der Mensch Fischer und Jäger, aber<lb/> er beginnt Thiere zu zähmen, sich eine Hütte zu bauen, sich zu schmücken und<lb/> durch das Feuer sich geistig und leiblich ein höheres Leben zu bereiten. Stein-<lb/> geräthe und Knochen werden regelmäßiger beHauen, runde Muscheln in der<lb/> Mitte durchbohrt, mit Linien umsäumt, um gleich den Zähnen wilder Thiere,<lb/> diese wol auch als Siegeszeichen, den Hals zu verzieren. An die Stelle der<lb/> Höhle tritt die Hütte unter dem Baum als Wohnstätte, Geflechte zu Matten,<lb/> Körben und Taschen aus Gerten, Bast, Riemen zeigen den Wechsel aus- und<lb/> abtauchender Streifen, vom Mittelpunkt ausstrahlende, den Mittelpunkt um¬<lb/> kreisende Linien, und daraus werden Motive späterer Decoration. Man<lb/> richtet Steinplatten aus. deckt sie mit einer solchen und bestattet die Todten<lb/> in diesen Steinkisten; man gibt ihnen Waffen mit. Das beweist, daß die<lb/> Gedanken von Gott und Unsterblichkeit im Gemüth aufdämmerten. Die<lb/> Pfriemen und Nadeln aus Knochen bereitet, zeugen für die Kleiderverfertigung,<lb/> für Nähen, das den Faden verlangt. Pfeil- und Lanzenspitzen sind nun mit<lb/> Widerhaken versehen und in regelmäßiger Ordnung bilden diese eine Harpune;<lb/> Steinbeile und Messer werden nun geglättet, und haben viel größere Schneiden;<lb/> Sägen werden eingezackt, Knochen und Steine werden durchbohrt; Feuerstein¬<lb/> splitter dienen dazu, und hier war Gelegenheit Funken aufsprühen zu sehen,<lb/> zu gewahren wie das Material sich erwärmte, und wenn man den harten<lb/> Bohrer im weichen Holz lang und rasch drehte, so fing es Feuer. Indem<lb/> der Mensch das Feuer hervorrief, war es in seiner Gewalt, stand er ihm<lb/> nicht fremd gegenüber. Der vom Blitz entzündete flammende Baum mußte<lb/> ihn erschrecken; daß aber im Wind bewegte Aeste sich durch Reibung entzündet<lb/> und so dem Menschen ein Borbild gewesen, scheint mir völlig unmöglich.<lb/> Darwin denkt an Vulkane, an denen ja die Gluth sich lange hält und unter<lb/> der Decke fortglimmt; aber selbst wenn der Mensch hier sich Holz angezündet,<lb/> die Flamme ging bald wieder aus. Daß aber die Feueranzündung durch sich<lb/> einbohrende Reibung beim Opfer in Indien die heilige blieb, daß so das<lb/> Nothfeuer in Deutschland, das Wiltfire in England gewonnen, so die erloschene<lb/> Flamme der Bestalinnen wieder erweckt ward, dies bezeugt uns, daß hier die<lb/> Art und Weise der ersten Feuergewinnung vorliegt. Mit Recht betont Cas¬<lb/> par! wie hier dem Menschen Ursache und Wirkung in ganz neuer Weise<lb/> entgegentrat, wie sich hier das irdische Gegenbild für die Sonne und die Ge¬<lb/> stirne des Himmels zeigte, wie die Seele als der himmlische Funke erscheinen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0449]
des Parthenon. Mit Kteselwerkzeugen aber haben auch die alten Aegypter
und Mexikaner ihre Bilderschrift dem Gestein eingegraben.
Es folgt eine zweite Stufe der Menschheit auf welcher in Mitteleuropa
das Rennthier verbreitet war, die Gletscher der Schweiz sich bis an den Jura
erstreckten und von dem Eise Skandinaviens die Findlingsblöcke nach Nord¬
deutschland getragen wurden. Noch ist der Mensch Fischer und Jäger, aber
er beginnt Thiere zu zähmen, sich eine Hütte zu bauen, sich zu schmücken und
durch das Feuer sich geistig und leiblich ein höheres Leben zu bereiten. Stein-
geräthe und Knochen werden regelmäßiger beHauen, runde Muscheln in der
Mitte durchbohrt, mit Linien umsäumt, um gleich den Zähnen wilder Thiere,
diese wol auch als Siegeszeichen, den Hals zu verzieren. An die Stelle der
Höhle tritt die Hütte unter dem Baum als Wohnstätte, Geflechte zu Matten,
Körben und Taschen aus Gerten, Bast, Riemen zeigen den Wechsel aus- und
abtauchender Streifen, vom Mittelpunkt ausstrahlende, den Mittelpunkt um¬
kreisende Linien, und daraus werden Motive späterer Decoration. Man
richtet Steinplatten aus. deckt sie mit einer solchen und bestattet die Todten
in diesen Steinkisten; man gibt ihnen Waffen mit. Das beweist, daß die
Gedanken von Gott und Unsterblichkeit im Gemüth aufdämmerten. Die
Pfriemen und Nadeln aus Knochen bereitet, zeugen für die Kleiderverfertigung,
für Nähen, das den Faden verlangt. Pfeil- und Lanzenspitzen sind nun mit
Widerhaken versehen und in regelmäßiger Ordnung bilden diese eine Harpune;
Steinbeile und Messer werden nun geglättet, und haben viel größere Schneiden;
Sägen werden eingezackt, Knochen und Steine werden durchbohrt; Feuerstein¬
splitter dienen dazu, und hier war Gelegenheit Funken aufsprühen zu sehen,
zu gewahren wie das Material sich erwärmte, und wenn man den harten
Bohrer im weichen Holz lang und rasch drehte, so fing es Feuer. Indem
der Mensch das Feuer hervorrief, war es in seiner Gewalt, stand er ihm
nicht fremd gegenüber. Der vom Blitz entzündete flammende Baum mußte
ihn erschrecken; daß aber im Wind bewegte Aeste sich durch Reibung entzündet
und so dem Menschen ein Borbild gewesen, scheint mir völlig unmöglich.
Darwin denkt an Vulkane, an denen ja die Gluth sich lange hält und unter
der Decke fortglimmt; aber selbst wenn der Mensch hier sich Holz angezündet,
die Flamme ging bald wieder aus. Daß aber die Feueranzündung durch sich
einbohrende Reibung beim Opfer in Indien die heilige blieb, daß so das
Nothfeuer in Deutschland, das Wiltfire in England gewonnen, so die erloschene
Flamme der Bestalinnen wieder erweckt ward, dies bezeugt uns, daß hier die
Art und Weise der ersten Feuergewinnung vorliegt. Mit Recht betont Cas¬
par! wie hier dem Menschen Ursache und Wirkung in ganz neuer Weise
entgegentrat, wie sich hier das irdische Gegenbild für die Sonne und die Ge¬
stirne des Himmels zeigte, wie die Seele als der himmlische Funke erscheinen
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