Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.Thränen hindurchbricht, und wenn wir nicht machen, daß in der Stadt und Der Erfolg dieser Unterredung entspricht den letzten Worten. Summer "Mein Name ist Mac Glue, mein Herr! William Mac Clue! Ich
Das ist einfach teuflisch", fährt der Mann fort. .Mein Bruder hatte Thränen hindurchbricht, und wenn wir nicht machen, daß in der Stadt und Der Erfolg dieser Unterredung entspricht den letzten Worten. Summer „Mein Name ist Mac Glue, mein Herr! William Mac Clue! Ich
Das ist einfach teuflisch", fährt der Mann fort. .Mein Bruder hatte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0419" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136000"/> <p xml:id="ID_1389" prev="#ID_1388"> Thränen hindurchbricht, und wenn wir nicht machen, daß in der Stadt und<lb/> um dieselbe allenthalben vom Argus gesprochen wird, so geht es nicht mit<lb/> rechten Dingen zu."</p><lb/> <p xml:id="ID_1390"> Der Erfolg dieser Unterredung entspricht den letzten Worten. Summer<lb/> thut, wie ihm geheißen, seine Verse werden den eingehenden Todesanzeigen,<lb/> während Bangs auf einen Tag verreist ist, beigedruckt, und die Folge ist,<lb/> daß Summer. als er am nächsten Morgen auf die Redaction will, das Haus<lb/> von einer ungeheuren Menschenmenge belagert findet, welche nach Exemplaren<lb/> seines Blattes verlangt und kaum rasch genug befriedigt werden kann. Der<lb/> Barde schließt daraus, daß entweder seine Poesie eine sympathetische Saite<lb/> im Herzen des Volkes angeschlagen, oder daß sich an irgend einer Stelle des<lb/> Erdballs ein entsetzliches Unglück ereignet habe. Er geht um das Haus herum<lb/> nach der Hinterthür des Redactionszimmers, in welchem er laute Stimmen<lb/> hört, und vor dem er stehen bleibt und auf einen Stuhl steigt, um sich durch<lb/> Hineinguken durch das Glasfenster über der Thür Gewißheit über die Ursache<lb/> des Lärms zu verschaffen. Der Factor der Druckerei blickt mit ihm hinein.<lb/> Drinnen aber sitzt Oberst Bangs und hält den Morgen-Argus in beiden Händen,<lb/> während der Haarkranz, der in einem Halbkreise den Rand seines kahlen<lb/> Kopfes umwächst, gerade emporsteht, sodaß er wie ein riesiger Kanonenwischer<lb/> aussieht. Zwei oder drei Personen in drohender Stellung umstehen ihn.<lb/> Summer hört, wie einer von ihnen sagt:</p><lb/> <p xml:id="ID_1391"> „Mein Name ist Mac Glue, mein Herr! William Mac Clue! Ich<lb/> bin der Bruder des verstorbenen Alexander Mac Clue. Ich nahm diesen<lb/> Morgen Ihr Blatt in die Hand und bemerkte in ihm eine maßlose Beleidi¬<lb/> gung meines Hingeschiedenen Verwandten, und ich bin gekommen, um Sie zu<lb/> fragen, was Sie damit meinen, wenn Sie die nachstehenden infamen Worte<lb/> brauchen:</p><lb/> <quote> <p xml:id="ID_1392"> „Der Engel des Todes schlug Sander Mac Glue,</p> <p xml:id="ID_1393"> Da biß er auf lange in's Gras.</p> <p xml:id="ID_1394"> Gestreife war sein Hemde, neun Zoll lang sein Schuh,</p> <p xml:id="ID_1395"> Noth saß ihm 'ne Warz auf der Nah,</p> <p xml:id="ID_1396"> Und grün ist sein Heim stets dort über dem Grab,</p> <p xml:id="ID_1397"> Kein Zweifel, daß glücklich er hier.</p> <p xml:id="ID_1398"> Den Freunden zur Nachricht: Die Leiche fährt ab</p> <p xml:id="ID_1399"> Ganz pünktlich ein Viertel nach vier."</p> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1400" next="#ID_1401"> Das ist einfach teuflisch", fährt der Mann fort. .Mein Bruder hatte<lb/> an seiner Nase keine Warze, mein Herr. Er hatte an ihr weder eine rothe<lb/> Warze noch eine grüne, noch eine rahmfarbene, noch eine Warze von irgend<lb/> einer andern Farbe. Es ist eine Verläumdung! Es ist eine durch nichts<lb/> gerechtfertigte freche Beleidigung meiner Familie, und ich verlange mit Ent-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0419]
Thränen hindurchbricht, und wenn wir nicht machen, daß in der Stadt und
um dieselbe allenthalben vom Argus gesprochen wird, so geht es nicht mit
rechten Dingen zu."
Der Erfolg dieser Unterredung entspricht den letzten Worten. Summer
thut, wie ihm geheißen, seine Verse werden den eingehenden Todesanzeigen,
während Bangs auf einen Tag verreist ist, beigedruckt, und die Folge ist,
daß Summer. als er am nächsten Morgen auf die Redaction will, das Haus
von einer ungeheuren Menschenmenge belagert findet, welche nach Exemplaren
seines Blattes verlangt und kaum rasch genug befriedigt werden kann. Der
Barde schließt daraus, daß entweder seine Poesie eine sympathetische Saite
im Herzen des Volkes angeschlagen, oder daß sich an irgend einer Stelle des
Erdballs ein entsetzliches Unglück ereignet habe. Er geht um das Haus herum
nach der Hinterthür des Redactionszimmers, in welchem er laute Stimmen
hört, und vor dem er stehen bleibt und auf einen Stuhl steigt, um sich durch
Hineinguken durch das Glasfenster über der Thür Gewißheit über die Ursache
des Lärms zu verschaffen. Der Factor der Druckerei blickt mit ihm hinein.
Drinnen aber sitzt Oberst Bangs und hält den Morgen-Argus in beiden Händen,
während der Haarkranz, der in einem Halbkreise den Rand seines kahlen
Kopfes umwächst, gerade emporsteht, sodaß er wie ein riesiger Kanonenwischer
aussieht. Zwei oder drei Personen in drohender Stellung umstehen ihn.
Summer hört, wie einer von ihnen sagt:
„Mein Name ist Mac Glue, mein Herr! William Mac Clue! Ich
bin der Bruder des verstorbenen Alexander Mac Clue. Ich nahm diesen
Morgen Ihr Blatt in die Hand und bemerkte in ihm eine maßlose Beleidi¬
gung meines Hingeschiedenen Verwandten, und ich bin gekommen, um Sie zu
fragen, was Sie damit meinen, wenn Sie die nachstehenden infamen Worte
brauchen:
„Der Engel des Todes schlug Sander Mac Glue,
Da biß er auf lange in's Gras.
Gestreife war sein Hemde, neun Zoll lang sein Schuh,
Noth saß ihm 'ne Warz auf der Nah,
Und grün ist sein Heim stets dort über dem Grab,
Kein Zweifel, daß glücklich er hier.
Den Freunden zur Nachricht: Die Leiche fährt ab
Ganz pünktlich ein Viertel nach vier."
Das ist einfach teuflisch", fährt der Mann fort. .Mein Bruder hatte
an seiner Nase keine Warze, mein Herr. Er hatte an ihr weder eine rothe
Warze noch eine grüne, noch eine rahmfarbene, noch eine Warze von irgend
einer andern Farbe. Es ist eine Verläumdung! Es ist eine durch nichts
gerechtfertigte freche Beleidigung meiner Familie, und ich verlange mit Ent-
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