Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.Studien über Italien. Rom und Neapel. Von v. W. Hoffmann. Frankfurt a. M. Moritz Diesterweg. 1876. Wer jetzt, nachdem zum Allerwenigsten dreihundert deutsche Reisende über Die Kerenzer Mundart des Cantons Glarus in ihren Grundzügen dar¬ gestellt von I. Windeier. Leipzig und Heidelberg, C. F. Winter'sche Verlags¬ handlung, 1876. Die hier besprochene Mundart wird in einem inselartig abgeschlossenen Studien über Italien. Rom und Neapel. Von v. W. Hoffmann. Frankfurt a. M. Moritz Diesterweg. 1876. Wer jetzt, nachdem zum Allerwenigsten dreihundert deutsche Reisende über Die Kerenzer Mundart des Cantons Glarus in ihren Grundzügen dar¬ gestellt von I. Windeier. Leipzig und Heidelberg, C. F. Winter'sche Verlags¬ handlung, 1876. Die hier besprochene Mundart wird in einem inselartig abgeschlossenen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0402" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135983"/> </div> <div n="2"> <head> Studien über Italien. Rom und Neapel. Von v. W. Hoffmann. Frankfurt a. M.<lb/> Moritz Diesterweg. 1876.</head><lb/> <p xml:id="ID_1329"> Wer jetzt, nachdem zum Allerwenigsten dreihundert deutsche Reisende über<lb/> alles Mögliche in Italien geschickt oder ungeschickt geschrieben haben, noch<lb/> einmal über das Land, seine Natur, seine Kunst und sein Volk berichten<lb/> will, muß etwas ganz Absonderliches, hoch Bedeutsames zu sagen haben. Das<lb/> ist aber hier nicht der Fall. Alles schon da gewesen, sagt man sich am<lb/> Schlüsse jedes Kapitels, und Alles ist schon viel besser gesagt. Doch nein,<lb/> etwas Neues giebt es doch in dem Buche. S. 143 erfahren wir, daß der<lb/> jetzige deutsche Gesandte in Rom die Einheit Italiens „durch seine Beihülfe<lb/> mit geschaffen" hat. oaß sie „ein Theil seiner eigenen That" ist. Das hatten<lb/> wir allerdings noch nicht gewußt. Es kam uns wunderbar, es kam uns<lb/> unbegreiflich vor. Wir dachten bisher immer, wenn Deutsche zur Wiederge¬<lb/> burt Italiens beigetragen hätten, so wäre in erster Linie Fürst Bismarck zu<lb/> nennen. Aber man läßt sich gerne mit guten Beweisen eines Besseren be¬<lb/> lehren, und einen solchen Beweis finden wir gleich nach jener auffälligen<lb/> Behauptung. Der Verfasser wohnt S. 148 einem Vortrag des Gesandten<lb/> aus dem Pianoforte bei, und das vortreffliche Spiel desselben erzeugt in seinen<lb/> Gedanken folgende Offenbarung: „Das war Spiel, waren Töne, Schumann-<lb/> Keudell'sche Töne! Nur ein Mann, der wahrhaft groß fühlt, kann so spielen<lb/> wie Herr von Keudell, und ein Mann, dessen Gefühlsleben so reich angelegt<lb/> ist. der denkt auch groß, und von einem solchen hat das Vaterland auch<lb/> Thaten zu erwarten, die immer seiner Größe würdig sich erweisen werden."<lb/> Mit der Logik des Herrn Doctor Hoffmann schließen wir hieraus, daß Herr<lb/> v. Keudell, der ein großer Mann ist, weil er gut Clavter spielt, den Italienern<lb/> bet der Gewinnung Roms und dem Einheitswerke überhaupt mit Musik bei¬<lb/> gesprungen ist. Das wäre zwar fast ein Wunder, aber man denke an die<lb/> Posaunen Jerichos. Was Musik umstürzt, kann sie auch bauen, und wie<lb/> sagte doch gleich Herr v. Beust zu den Sängern, welche 1864 die Größe<lb/> Deutschlands herbeisangen? „Auch das Lied ist eine Macht." Wir danken<lb/> dem Herrn Hoffmann für seinen Aufschluß.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Die Kerenzer Mundart des Cantons Glarus in ihren Grundzügen dar¬<lb/> gestellt von I. Windeier. Leipzig und Heidelberg, C. F. Winter'sche Verlags¬<lb/> handlung, 1876.</head><lb/> <p xml:id="ID_1330" next="#ID_1331"> Die hier besprochene Mundart wird in einem inselartig abgeschlossenen<lb/> Gebiete auf der Südseite des Wallensees in drei Dörfern gesprochen. Sie<lb/> theilt mit der Sprache der innern Gebirgsschweiz hohe Alterthümlichkeit, doch<lb/> ist es nicht das, wodurch der Versasser sich bewogen gefunden hat, ihr eine so ein-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0402]
Studien über Italien. Rom und Neapel. Von v. W. Hoffmann. Frankfurt a. M.
Moritz Diesterweg. 1876.
Wer jetzt, nachdem zum Allerwenigsten dreihundert deutsche Reisende über
alles Mögliche in Italien geschickt oder ungeschickt geschrieben haben, noch
einmal über das Land, seine Natur, seine Kunst und sein Volk berichten
will, muß etwas ganz Absonderliches, hoch Bedeutsames zu sagen haben. Das
ist aber hier nicht der Fall. Alles schon da gewesen, sagt man sich am
Schlüsse jedes Kapitels, und Alles ist schon viel besser gesagt. Doch nein,
etwas Neues giebt es doch in dem Buche. S. 143 erfahren wir, daß der
jetzige deutsche Gesandte in Rom die Einheit Italiens „durch seine Beihülfe
mit geschaffen" hat. oaß sie „ein Theil seiner eigenen That" ist. Das hatten
wir allerdings noch nicht gewußt. Es kam uns wunderbar, es kam uns
unbegreiflich vor. Wir dachten bisher immer, wenn Deutsche zur Wiederge¬
burt Italiens beigetragen hätten, so wäre in erster Linie Fürst Bismarck zu
nennen. Aber man läßt sich gerne mit guten Beweisen eines Besseren be¬
lehren, und einen solchen Beweis finden wir gleich nach jener auffälligen
Behauptung. Der Verfasser wohnt S. 148 einem Vortrag des Gesandten
aus dem Pianoforte bei, und das vortreffliche Spiel desselben erzeugt in seinen
Gedanken folgende Offenbarung: „Das war Spiel, waren Töne, Schumann-
Keudell'sche Töne! Nur ein Mann, der wahrhaft groß fühlt, kann so spielen
wie Herr von Keudell, und ein Mann, dessen Gefühlsleben so reich angelegt
ist. der denkt auch groß, und von einem solchen hat das Vaterland auch
Thaten zu erwarten, die immer seiner Größe würdig sich erweisen werden."
Mit der Logik des Herrn Doctor Hoffmann schließen wir hieraus, daß Herr
v. Keudell, der ein großer Mann ist, weil er gut Clavter spielt, den Italienern
bet der Gewinnung Roms und dem Einheitswerke überhaupt mit Musik bei¬
gesprungen ist. Das wäre zwar fast ein Wunder, aber man denke an die
Posaunen Jerichos. Was Musik umstürzt, kann sie auch bauen, und wie
sagte doch gleich Herr v. Beust zu den Sängern, welche 1864 die Größe
Deutschlands herbeisangen? „Auch das Lied ist eine Macht." Wir danken
dem Herrn Hoffmann für seinen Aufschluß.
Die Kerenzer Mundart des Cantons Glarus in ihren Grundzügen dar¬
gestellt von I. Windeier. Leipzig und Heidelberg, C. F. Winter'sche Verlags¬
handlung, 1876.
Die hier besprochene Mundart wird in einem inselartig abgeschlossenen
Gebiete auf der Südseite des Wallensees in drei Dörfern gesprochen. Sie
theilt mit der Sprache der innern Gebirgsschweiz hohe Alterthümlichkeit, doch
ist es nicht das, wodurch der Versasser sich bewogen gefunden hat, ihr eine so ein-
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