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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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ist als in der Neuzeit, deren selbständige in sich selbst Genüge suchende künst-
lerische Gestaltungen aber im Vergleich mit den besten Schöpfungen der mo¬
dernen Landschaftsmalerei immer oberflächlich erscheinen werden." Wir
empfehlen das Buch allen Freunden der Kunst- und Culturgeschichte an¬
gelegentlich.


Drei Monate in der libyschen Wüste von Gerhard Rohlfs mit Beiträgen von
P. Ascherson, W. Jordan und K. Zittek. Cassel. Verlag von Theodor Fischer. 1876.

Ein Bericht über die im Winter 1873 zu 74 zur Erforschung der west¬
lich vom Nilthal sich hinziehenden Wüste auf Kosten des Chedive unternom¬
menen Expedition, über welche wir bereits in verschiedenen Zeitungen kürzere
Mittheilungen erhalten haben. Nur die Ränder der betreffenden nordafrika¬
nischen Landstrecke waren bisher bekannt, und auch diese nur geographisch.
In geologischer, botanischer und zoologischer Beziehung aber gehörte dieselbe
zu den unbekanntesten Gegenden der Erde, und von ihrer Höhenlage wußte
man so wenig, daß Niemand anzugeben wußte, ob sie unter oder über dem
Meeresspiegel liege. Die Lösung hauptsächlich dieser Räthsel (und vermuth,
lich noch andere Motive) bestimmten den Verfasser des Buches zu seiner
Reise, die zuerst nach Cairo, dann nach Siut in Oberägypten und darauf
zunächst nach der Oase Farafrah ging. Von dort zog die Caravane nach der
Oase Dachel und über dieselbe hinaus nach Westen in der Hoffnung, bis nach
der Oase Kufarah vordringen zu können. In dieser Hoffnung aber täuschte man
sich, unüberwindliche Schwierigkeiten stellten sich den Reisenden entgegen, und
Rohlfs mußte froh sein, als er nach sechsunddreißigtägiger Wanderung durch
das Sandmeer mit seinen Dünen die Oase des Jupiter Ammon erreichte,
von wo dann der Rückmarsch nach dem Nil angetreten wurde. Die Expedition
ist demnach als blos halb gelungen anzusehen. Indeß hat sie gute Ergeb¬
nisse in botanischer, meteorologischer, zoologischer und geographischer Hinsicht
geliefert, sowie eine große Menge interessanter Photographien, von denen unser
Werk eine Anzahl mittheilt. Das rein geographische Resultat der Reise läßt
sich kurz so fassen: "Der Bahr-bela-ma, wie er als continuirliches leeres
Flußbett zwischen Siut, Dachel und Farafrah sowie in Dachel selbst und
östlich von Beharieh auf den Karten figurirt, existirt nicht und muß infolge
dessen von jetzt an von der Karte verschwinden. Die Depression bei der Oase
des Jupiter Ammon (Sivah) existirt, und die Tiefe von Sivah unter dem
Meeresspiegel kann zu 29 Meter angenommen werden. Die libysche Wüste
nimmt bis zu dem äußersten Punkte, den die Expedition erreichte, an
dieser Einsenkung nicht Theil, und höchst wahrscheinlich gilt dieß auch für den
von den Reisenden nicht durchforschten Theil der Wüste. Die Beschreibung,
welche der Verfasser von Land und Leuten giebt, ist lebendig und anschaulich.


ist als in der Neuzeit, deren selbständige in sich selbst Genüge suchende künst-
lerische Gestaltungen aber im Vergleich mit den besten Schöpfungen der mo¬
dernen Landschaftsmalerei immer oberflächlich erscheinen werden." Wir
empfehlen das Buch allen Freunden der Kunst- und Culturgeschichte an¬
gelegentlich.


Drei Monate in der libyschen Wüste von Gerhard Rohlfs mit Beiträgen von
P. Ascherson, W. Jordan und K. Zittek. Cassel. Verlag von Theodor Fischer. 1876.

Ein Bericht über die im Winter 1873 zu 74 zur Erforschung der west¬
lich vom Nilthal sich hinziehenden Wüste auf Kosten des Chedive unternom¬
menen Expedition, über welche wir bereits in verschiedenen Zeitungen kürzere
Mittheilungen erhalten haben. Nur die Ränder der betreffenden nordafrika¬
nischen Landstrecke waren bisher bekannt, und auch diese nur geographisch.
In geologischer, botanischer und zoologischer Beziehung aber gehörte dieselbe
zu den unbekanntesten Gegenden der Erde, und von ihrer Höhenlage wußte
man so wenig, daß Niemand anzugeben wußte, ob sie unter oder über dem
Meeresspiegel liege. Die Lösung hauptsächlich dieser Räthsel (und vermuth,
lich noch andere Motive) bestimmten den Verfasser des Buches zu seiner
Reise, die zuerst nach Cairo, dann nach Siut in Oberägypten und darauf
zunächst nach der Oase Farafrah ging. Von dort zog die Caravane nach der
Oase Dachel und über dieselbe hinaus nach Westen in der Hoffnung, bis nach
der Oase Kufarah vordringen zu können. In dieser Hoffnung aber täuschte man
sich, unüberwindliche Schwierigkeiten stellten sich den Reisenden entgegen, und
Rohlfs mußte froh sein, als er nach sechsunddreißigtägiger Wanderung durch
das Sandmeer mit seinen Dünen die Oase des Jupiter Ammon erreichte,
von wo dann der Rückmarsch nach dem Nil angetreten wurde. Die Expedition
ist demnach als blos halb gelungen anzusehen. Indeß hat sie gute Ergeb¬
nisse in botanischer, meteorologischer, zoologischer und geographischer Hinsicht
geliefert, sowie eine große Menge interessanter Photographien, von denen unser
Werk eine Anzahl mittheilt. Das rein geographische Resultat der Reise läßt
sich kurz so fassen: „Der Bahr-bela-ma, wie er als continuirliches leeres
Flußbett zwischen Siut, Dachel und Farafrah sowie in Dachel selbst und
östlich von Beharieh auf den Karten figurirt, existirt nicht und muß infolge
dessen von jetzt an von der Karte verschwinden. Die Depression bei der Oase
des Jupiter Ammon (Sivah) existirt, und die Tiefe von Sivah unter dem
Meeresspiegel kann zu 29 Meter angenommen werden. Die libysche Wüste
nimmt bis zu dem äußersten Punkte, den die Expedition erreichte, an
dieser Einsenkung nicht Theil, und höchst wahrscheinlich gilt dieß auch für den
von den Reisenden nicht durchforschten Theil der Wüste. Die Beschreibung,
welche der Verfasser von Land und Leuten giebt, ist lebendig und anschaulich.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/401>, abgerufen am 25.11.2024.