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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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Dies ist aber nicht der Fall. Die "New-Yorker Staatszeitung" berichtet
darüber u. A. Folgendes: "neuliche Beschlüsse des "Loarä ot ?raäs" in
New-Uork, welche die Aufnahme der Baarzahlung als ein Unding verspotteten
und dem Kelley'schen Plane gegenseitig austauschbarer Bonds und Greenbacks
das Wort redeten, haben auswärts Aufsehen erregt, da der "Loarä ok Iraäs"
vielfach mit der "Lüiamdsi' ok vonameres" (der wirklichen Handelskammer) ver¬
wechselt wurde. Die letztere ist seit mehr als hundert Jahren der Repräsen¬
tativkörper der new-porter Handels- und Finanzwelt und ihre Kundgebungen
gelten mit Recht für den Meinungsausdruck der letzteren." Der "LoarÄ ok
?raäe" wurde im vorigen Jahre (1876) von dem Chef einer new-porter, mit
der Börsenspekulation identificirten Firma ins Leben gerufen, als dieser Chef
bei einem Beschlüße der "VKamber vt Oowmeree" über die Finanzfrage mit
der Mehrheit der letztgenannten Handelskammer in Conflikt kam. Der
"Loarä ok IraZe" entstand mithin als ein Oppositionskörper, angeblich um
dem Philisterthum, an dem die "vüsmber ok Lommeree" kranke, durch ein
regeres Institut im Interesse des Aufschwungs von New-York abzuhelfen.
Aber es bedürfte kaum der Aufsehen erregenden Beschlüsse des "Loarä ok
?rg,Ac" über die Finanzfrage, um zu beweisen, daß die Gründer desselben
hauptsächlich dem Spekulantenthum dienen, das in der Rückkehr zur Baar¬
zahlung seinen ärgsten Widersacher erblickt." Die "Lnamder ok Lommeree"
hat nun auch durch jüngst gefaßte Beschlüsse dem legitimen Geschäft von
New-York einen Meinungsausdruck verschafft, der wohl weiteren schädlichen
Verwechselungen in Betreff der beiden Institute vorbeugt. Die wirkliche
Handelskammer von New-York ist demnach entschieden gegen die Jnflationisten
Rud. Doehn. und für die Hartgeld-Basis.




Uvah einmal das Landarmenwesen in Sachsen.

Im laufenden Jahrgange d. Bl. (Seite 196) befindet sich ein von
Dr. Theodor Landgraff in Heidelberg verfaßter Artikel, welcher eine -- für
Sachsen wenigstens -- sehr zeitgemäße und wichtige Frage, nämlich die
künftige Gestaltung des Landarmenwesens berührt. Die zweite Kammer des
sächsischen Landtags hat nun zwar in ihrer Sitzung vom 16. März d. I. in
ihrer Majorität die Regierungsvorlage abgelehnt und damit entschieden, daß
vorläufig Alles beim Alten bleiben solle. Allein einmal steht der Beschluß
der ersten Kammer noch aus und auch wenn diese sich der zweiten anschließen


Grenzboten it. 1876. 6

Dies ist aber nicht der Fall. Die „New-Yorker Staatszeitung" berichtet
darüber u. A. Folgendes: „neuliche Beschlüsse des „Loarä ot ?raäs« in
New-Uork, welche die Aufnahme der Baarzahlung als ein Unding verspotteten
und dem Kelley'schen Plane gegenseitig austauschbarer Bonds und Greenbacks
das Wort redeten, haben auswärts Aufsehen erregt, da der „Loarä ok Iraäs"
vielfach mit der «Lüiamdsi' ok vonameres" (der wirklichen Handelskammer) ver¬
wechselt wurde. Die letztere ist seit mehr als hundert Jahren der Repräsen¬
tativkörper der new-porter Handels- und Finanzwelt und ihre Kundgebungen
gelten mit Recht für den Meinungsausdruck der letzteren." Der „LoarÄ ok
?raäe" wurde im vorigen Jahre (1876) von dem Chef einer new-porter, mit
der Börsenspekulation identificirten Firma ins Leben gerufen, als dieser Chef
bei einem Beschlüße der „VKamber vt Oowmeree" über die Finanzfrage mit
der Mehrheit der letztgenannten Handelskammer in Conflikt kam. Der
„Loarä ok IraZe" entstand mithin als ein Oppositionskörper, angeblich um
dem Philisterthum, an dem die „vüsmber ok Lommeree" kranke, durch ein
regeres Institut im Interesse des Aufschwungs von New-York abzuhelfen.
Aber es bedürfte kaum der Aufsehen erregenden Beschlüsse des „Loarä ok
?rg,Ac" über die Finanzfrage, um zu beweisen, daß die Gründer desselben
hauptsächlich dem Spekulantenthum dienen, das in der Rückkehr zur Baar¬
zahlung seinen ärgsten Widersacher erblickt." Die „Lnamder ok Lommeree"
hat nun auch durch jüngst gefaßte Beschlüsse dem legitimen Geschäft von
New-York einen Meinungsausdruck verschafft, der wohl weiteren schädlichen
Verwechselungen in Betreff der beiden Institute vorbeugt. Die wirkliche
Handelskammer von New-York ist demnach entschieden gegen die Jnflationisten
Rud. Doehn. und für die Hartgeld-Basis.




Uvah einmal das Landarmenwesen in Sachsen.

Im laufenden Jahrgange d. Bl. (Seite 196) befindet sich ein von
Dr. Theodor Landgraff in Heidelberg verfaßter Artikel, welcher eine — für
Sachsen wenigstens — sehr zeitgemäße und wichtige Frage, nämlich die
künftige Gestaltung des Landarmenwesens berührt. Die zweite Kammer des
sächsischen Landtags hat nun zwar in ihrer Sitzung vom 16. März d. I. in
ihrer Majorität die Regierungsvorlage abgelehnt und damit entschieden, daß
vorläufig Alles beim Alten bleiben solle. Allein einmal steht der Beschluß
der ersten Kammer noch aus und auch wenn diese sich der zweiten anschließen


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[0037] Dies ist aber nicht der Fall. Die „New-Yorker Staatszeitung" berichtet darüber u. A. Folgendes: „neuliche Beschlüsse des „Loarä ot ?raäs« in New-Uork, welche die Aufnahme der Baarzahlung als ein Unding verspotteten und dem Kelley'schen Plane gegenseitig austauschbarer Bonds und Greenbacks das Wort redeten, haben auswärts Aufsehen erregt, da der „Loarä ok Iraäs" vielfach mit der «Lüiamdsi' ok vonameres" (der wirklichen Handelskammer) ver¬ wechselt wurde. Die letztere ist seit mehr als hundert Jahren der Repräsen¬ tativkörper der new-porter Handels- und Finanzwelt und ihre Kundgebungen gelten mit Recht für den Meinungsausdruck der letzteren." Der „LoarÄ ok ?raäe" wurde im vorigen Jahre (1876) von dem Chef einer new-porter, mit der Börsenspekulation identificirten Firma ins Leben gerufen, als dieser Chef bei einem Beschlüße der „VKamber vt Oowmeree" über die Finanzfrage mit der Mehrheit der letztgenannten Handelskammer in Conflikt kam. Der „Loarä ok IraZe" entstand mithin als ein Oppositionskörper, angeblich um dem Philisterthum, an dem die „vüsmber ok Lommeree" kranke, durch ein regeres Institut im Interesse des Aufschwungs von New-York abzuhelfen. Aber es bedürfte kaum der Aufsehen erregenden Beschlüsse des „Loarä ok ?rg,Ac" über die Finanzfrage, um zu beweisen, daß die Gründer desselben hauptsächlich dem Spekulantenthum dienen, das in der Rückkehr zur Baar¬ zahlung seinen ärgsten Widersacher erblickt." Die „Lnamder ok Lommeree" hat nun auch durch jüngst gefaßte Beschlüsse dem legitimen Geschäft von New-York einen Meinungsausdruck verschafft, der wohl weiteren schädlichen Verwechselungen in Betreff der beiden Institute vorbeugt. Die wirkliche Handelskammer von New-York ist demnach entschieden gegen die Jnflationisten Rud. Doehn. und für die Hartgeld-Basis. Uvah einmal das Landarmenwesen in Sachsen. Im laufenden Jahrgange d. Bl. (Seite 196) befindet sich ein von Dr. Theodor Landgraff in Heidelberg verfaßter Artikel, welcher eine — für Sachsen wenigstens — sehr zeitgemäße und wichtige Frage, nämlich die künftige Gestaltung des Landarmenwesens berührt. Die zweite Kammer des sächsischen Landtags hat nun zwar in ihrer Sitzung vom 16. März d. I. in ihrer Majorität die Regierungsvorlage abgelehnt und damit entschieden, daß vorläufig Alles beim Alten bleiben solle. Allein einmal steht der Beschluß der ersten Kammer noch aus und auch wenn diese sich der zweiten anschließen Grenzboten it. 1876. 6

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/37>, abgerufen am 27.07.2024.