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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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sich Tremessen nicht gefallen lassen wollte, so mußte sie auch Pleßew, Rogoßno,
Odelanowo u. s. w. wieder aufnehmen, welche Namen ebenfalls in preußischer
Zeit nach denselben Sprachgesetzen in Pleschen, Rogasen, Adelnau u. s. w.
verdeutscht worden sind.

Ganz leer ist der Reg.-Bez. Posen in der Verdeutschung von Städte-
namen in den letzten Jahren doch nicht ausgegangen: im vorigen Sommer
wurde durch Kgl. Kabinetsordre dem Städtchen Ryczywol im Kreise Obornik
der Name Ritschenwalde beigelegt. Damit sind wir mit dem Bericht über
die Verdeutschung der Städtenamen in Posen und Westpreußen zu Ende^

Selbstsprechend ist diese Verwandlung bet kleineren Ortschaften, Dörfern,
Rittergütern, Vorwerken, Forsthäusern, auch einigen Eisenbahnstationen,
unvergleichlich häufiger vorgenommen worden, und ich muß darauf verzichten,
sie hier sämmtlich auszuführen. Zur Probe gebe ich die Ortsnamenverdeut¬
schungen im Kreise Bromberg aus den Jahren 1874 und 187S, welche dort
allerdings besonders häufig geschehen sind. Mir sind folgende bekannt ge¬
worden: Oberförsterei Rozano Rosengrund, Förstereien Alexandrowo Sandau,
Bialasen Weißensee, Biedaßkowo Kiebitzbruch, Bozianowo Brenkenhof,
Czyskowke Jägerhof, Dombrowo Elsendorf, Jeziorze Grünsee, Kadzionka
Entenpsul, Krufka Kuhbrück, Rittergüter Trzebin Hohenhausen, Kotomierz
Klarheim, Mruczyn Friedingen, Neu-Dombrowko Neuheim, Ossowoberg
Hohenetche, Jastrzembie Falkenburg, Piscin Ludwigsfeld, Vorwerke Marcellewo
Fichtenau, Wudzynnek Lindau, Vorstädte (von Bromberg) Breianowo
Brenkenhof und Kozlak Ludwigshos, Dörfer Ki. Sehnerv Wilhelmsort,
Trziniee Schönberg, selbstständiges Gut Zamczysko Thalheim. Bei Brenkenhof
ist das Andenken an den hochverdienten ersten Präsidenten von Bromberg
unter Friedrich d. Gr., Brenken, geehrt.

Wenden wir uns nun zu den deutschen Gegnern der Ortsnamen-Ver¬
deutschung, so wird gegen dieselbe eine Menge von Einwendungen und
Gründen vorgebracht. Geben wir von ihnen eine kleine Ueberschau. Zunächst
ist zu bemerken, daß von deutscher Seite nirgends eine Verwerfung des
Prinzipes der Verdeutschung ausdrücklich ausgesprochen worden ist, sondern
nur eine Verwerfung der Art der Ausführung, obgleich diese mit jener that¬
sächlich zum Theil auf eins herauskommt. Wenn die "Pos. Ztg." s. Z.
z. B. behauptete, durch die Ausführungsart des Präsidenten v. Wegnern
werde "der Schein für das Wesen geschaffen", so trifft das ohne Ausnahme
jede Verdeutschung, denn jeder Name ist nur etwas Aeußerliches, das auf
den Inhalt, ist nur Schein, der auf das Wesen keinen unmittelbaren Einfluß
ausübt. Wenn ich einen Besen Tisch nenne, so wird in Wirklichkeit ebenso
wenig ein Tisch daraus, wie aus einem polnischen Dorfe ein deutsches, wenn
ich ihm einen deutschen Namen gebe. In der Wirklichkeit verhält sich die


sich Tremessen nicht gefallen lassen wollte, so mußte sie auch Pleßew, Rogoßno,
Odelanowo u. s. w. wieder aufnehmen, welche Namen ebenfalls in preußischer
Zeit nach denselben Sprachgesetzen in Pleschen, Rogasen, Adelnau u. s. w.
verdeutscht worden sind.

Ganz leer ist der Reg.-Bez. Posen in der Verdeutschung von Städte-
namen in den letzten Jahren doch nicht ausgegangen: im vorigen Sommer
wurde durch Kgl. Kabinetsordre dem Städtchen Ryczywol im Kreise Obornik
der Name Ritschenwalde beigelegt. Damit sind wir mit dem Bericht über
die Verdeutschung der Städtenamen in Posen und Westpreußen zu Ende^

Selbstsprechend ist diese Verwandlung bet kleineren Ortschaften, Dörfern,
Rittergütern, Vorwerken, Forsthäusern, auch einigen Eisenbahnstationen,
unvergleichlich häufiger vorgenommen worden, und ich muß darauf verzichten,
sie hier sämmtlich auszuführen. Zur Probe gebe ich die Ortsnamenverdeut¬
schungen im Kreise Bromberg aus den Jahren 1874 und 187S, welche dort
allerdings besonders häufig geschehen sind. Mir sind folgende bekannt ge¬
worden: Oberförsterei Rozano Rosengrund, Förstereien Alexandrowo Sandau,
Bialasen Weißensee, Biedaßkowo Kiebitzbruch, Bozianowo Brenkenhof,
Czyskowke Jägerhof, Dombrowo Elsendorf, Jeziorze Grünsee, Kadzionka
Entenpsul, Krufka Kuhbrück, Rittergüter Trzebin Hohenhausen, Kotomierz
Klarheim, Mruczyn Friedingen, Neu-Dombrowko Neuheim, Ossowoberg
Hohenetche, Jastrzembie Falkenburg, Piscin Ludwigsfeld, Vorwerke Marcellewo
Fichtenau, Wudzynnek Lindau, Vorstädte (von Bromberg) Breianowo
Brenkenhof und Kozlak Ludwigshos, Dörfer Ki. Sehnerv Wilhelmsort,
Trziniee Schönberg, selbstständiges Gut Zamczysko Thalheim. Bei Brenkenhof
ist das Andenken an den hochverdienten ersten Präsidenten von Bromberg
unter Friedrich d. Gr., Brenken, geehrt.

Wenden wir uns nun zu den deutschen Gegnern der Ortsnamen-Ver¬
deutschung, so wird gegen dieselbe eine Menge von Einwendungen und
Gründen vorgebracht. Geben wir von ihnen eine kleine Ueberschau. Zunächst
ist zu bemerken, daß von deutscher Seite nirgends eine Verwerfung des
Prinzipes der Verdeutschung ausdrücklich ausgesprochen worden ist, sondern
nur eine Verwerfung der Art der Ausführung, obgleich diese mit jener that¬
sächlich zum Theil auf eins herauskommt. Wenn die „Pos. Ztg." s. Z.
z. B. behauptete, durch die Ausführungsart des Präsidenten v. Wegnern
werde „der Schein für das Wesen geschaffen", so trifft das ohne Ausnahme
jede Verdeutschung, denn jeder Name ist nur etwas Aeußerliches, das auf
den Inhalt, ist nur Schein, der auf das Wesen keinen unmittelbaren Einfluß
ausübt. Wenn ich einen Besen Tisch nenne, so wird in Wirklichkeit ebenso
wenig ein Tisch daraus, wie aus einem polnischen Dorfe ein deutsches, wenn
ich ihm einen deutschen Namen gebe. In der Wirklichkeit verhält sich die


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/300>, abgerufen am 27.11.2024.