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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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eeclesiÄ" genannt, weil sie dieselben Grundgedanken aussprach, die später
in der Lehre des Michael de Molinos als ketzerisch verurtheilt wurden. Franz
von Sales bekam vom Papste den Heiligenschein, und Frau von Guyon
wurde von ihm verurtheilt, von Bossuet gemißhandelt und von Ludwig dem
Vierzehnten in die Bastille gesperrt, obwohl sie in allem Wesentlichen dieselben
Meinungen vortrug und dasselbe Leben führte wie jener. Molinos, Frau
von Guyon, ihr Freund der edle Lacombe und viele Andere sind mit kalter
Grausamkeit geopfert worden, weil es der Eigenwille des Selbstherrschers auf
dem französischen Königsthron und der Eigennutz einzelner Bischöfe verlangte.
Ueberhaupt treten hier in dem geheimen Treiben der Hierarchie und in der
schweigsamen Abgeschlossenheit der Klöster Dinge hervor, die gen Himmel
schreien. Die aber, welche in jetziger Zeit, angeblich um ihrer kirchlichen
Pflicht willen und aus Gewissensbedenken, dem Kaiser nicht geben wollen,
was des Kaisers ist, mögen im fünften und sechsten Abschnitte unseres Buches
nachlesen, was der Episkopat einst um seines Nutzens willen ohne die geringste
Gewissensbeschwerde dem vierzehnten Ludwig gegeben hat.




Koch einmal

haben wir eine der Angaben unseres Artikels "Die Moabitica" zu be¬
richtigen. Auf Grund einer nicht richtig gedeuteten Stelle eines von hoch¬
achtbarer Seite ihm zugekommenen Briefes hatte der Verfasser unter den
Orientalisten, die für die Echtheit jenes Zeugs gestimmt, auch den Herrn
Professor Loth in Leipzig genannt. Etwas spät, jedenfalls zu spät für die
letzte Ur. d. Bl., am 28. April, erhielten wir in einer Zuschrift, die vom
27. datirt ist, eine Erklärung von letzterem, nach welcher dieß ein Irrthum
ist. Es heißt da:

"Ich bin mir keiner -- schriftlichen oder mündlichen -- Aeußerung, und
auch keiner Eigenschaft bewußt, welche zu der obigen Darstellung berechtigen
könnten. Der streitige Gegenstand liegt" .... "außer dem Bereiche meiner
Studien. Der einzige Standpunkt, den ich in der Frage einnehmen durfte,
war der des aufmerksamen, unparteiischen Beobachters. Diesen Standpunkt
zu behaupten, bin ich seit meinem Eintritts in die Redaction der "Zeitschrift
der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft" im Jahre 1874, nach Kräften
bemüht gewesen" ....

Wir brauchen wohl nicht zu sagen, daß auch diese Berichtigung des
Artikels in Ur. 16 uns zu großer Genugthuung gereicht. Der Kreis der¬
jenigen Gelehrten, welche für die Schapira'sche Waare gestimmt und deren
Ankauf direct oder indirect veranlaßt haben, ist nunmehr auf Schlottmann,
Weser, den verstorbenen Hitzig und die von Herrn Mommsen durch dreiste Vor¬
schiebung eines völlig Unschuldigen versteckte, unsübrigensjetztbekannte
berliner Größe zusammengeschrumpft, die wir gleich zu Anfang hinter dem
Vorhang vermutheten.




Verantwortlicher Redakteur: or. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von K. L. Hervig in Leipzig. -- Druck von Hüthel " Hrrrma"" in Leipzig.

eeclesiÄ« genannt, weil sie dieselben Grundgedanken aussprach, die später
in der Lehre des Michael de Molinos als ketzerisch verurtheilt wurden. Franz
von Sales bekam vom Papste den Heiligenschein, und Frau von Guyon
wurde von ihm verurtheilt, von Bossuet gemißhandelt und von Ludwig dem
Vierzehnten in die Bastille gesperrt, obwohl sie in allem Wesentlichen dieselben
Meinungen vortrug und dasselbe Leben führte wie jener. Molinos, Frau
von Guyon, ihr Freund der edle Lacombe und viele Andere sind mit kalter
Grausamkeit geopfert worden, weil es der Eigenwille des Selbstherrschers auf
dem französischen Königsthron und der Eigennutz einzelner Bischöfe verlangte.
Ueberhaupt treten hier in dem geheimen Treiben der Hierarchie und in der
schweigsamen Abgeschlossenheit der Klöster Dinge hervor, die gen Himmel
schreien. Die aber, welche in jetziger Zeit, angeblich um ihrer kirchlichen
Pflicht willen und aus Gewissensbedenken, dem Kaiser nicht geben wollen,
was des Kaisers ist, mögen im fünften und sechsten Abschnitte unseres Buches
nachlesen, was der Episkopat einst um seines Nutzens willen ohne die geringste
Gewissensbeschwerde dem vierzehnten Ludwig gegeben hat.




Koch einmal

haben wir eine der Angaben unseres Artikels „Die Moabitica" zu be¬
richtigen. Auf Grund einer nicht richtig gedeuteten Stelle eines von hoch¬
achtbarer Seite ihm zugekommenen Briefes hatte der Verfasser unter den
Orientalisten, die für die Echtheit jenes Zeugs gestimmt, auch den Herrn
Professor Loth in Leipzig genannt. Etwas spät, jedenfalls zu spät für die
letzte Ur. d. Bl., am 28. April, erhielten wir in einer Zuschrift, die vom
27. datirt ist, eine Erklärung von letzterem, nach welcher dieß ein Irrthum
ist. Es heißt da:

„Ich bin mir keiner — schriftlichen oder mündlichen — Aeußerung, und
auch keiner Eigenschaft bewußt, welche zu der obigen Darstellung berechtigen
könnten. Der streitige Gegenstand liegt" .... „außer dem Bereiche meiner
Studien. Der einzige Standpunkt, den ich in der Frage einnehmen durfte,
war der des aufmerksamen, unparteiischen Beobachters. Diesen Standpunkt
zu behaupten, bin ich seit meinem Eintritts in die Redaction der „Zeitschrift
der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft" im Jahre 1874, nach Kräften
bemüht gewesen" ....

Wir brauchen wohl nicht zu sagen, daß auch diese Berichtigung des
Artikels in Ur. 16 uns zu großer Genugthuung gereicht. Der Kreis der¬
jenigen Gelehrten, welche für die Schapira'sche Waare gestimmt und deren
Ankauf direct oder indirect veranlaßt haben, ist nunmehr auf Schlottmann,
Weser, den verstorbenen Hitzig und die von Herrn Mommsen durch dreiste Vor¬
schiebung eines völlig Unschuldigen versteckte, unsübrigensjetztbekannte
berliner Größe zusammengeschrumpft, die wir gleich zu Anfang hinter dem
Vorhang vermutheten.




Verantwortlicher Redakteur: or. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von K. L. Hervig in Leipzig. — Druck von Hüthel » Hrrrma«« in Leipzig.
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[0244] eeclesiÄ« genannt, weil sie dieselben Grundgedanken aussprach, die später in der Lehre des Michael de Molinos als ketzerisch verurtheilt wurden. Franz von Sales bekam vom Papste den Heiligenschein, und Frau von Guyon wurde von ihm verurtheilt, von Bossuet gemißhandelt und von Ludwig dem Vierzehnten in die Bastille gesperrt, obwohl sie in allem Wesentlichen dieselben Meinungen vortrug und dasselbe Leben führte wie jener. Molinos, Frau von Guyon, ihr Freund der edle Lacombe und viele Andere sind mit kalter Grausamkeit geopfert worden, weil es der Eigenwille des Selbstherrschers auf dem französischen Königsthron und der Eigennutz einzelner Bischöfe verlangte. Ueberhaupt treten hier in dem geheimen Treiben der Hierarchie und in der schweigsamen Abgeschlossenheit der Klöster Dinge hervor, die gen Himmel schreien. Die aber, welche in jetziger Zeit, angeblich um ihrer kirchlichen Pflicht willen und aus Gewissensbedenken, dem Kaiser nicht geben wollen, was des Kaisers ist, mögen im fünften und sechsten Abschnitte unseres Buches nachlesen, was der Episkopat einst um seines Nutzens willen ohne die geringste Gewissensbeschwerde dem vierzehnten Ludwig gegeben hat. Koch einmal haben wir eine der Angaben unseres Artikels „Die Moabitica" zu be¬ richtigen. Auf Grund einer nicht richtig gedeuteten Stelle eines von hoch¬ achtbarer Seite ihm zugekommenen Briefes hatte der Verfasser unter den Orientalisten, die für die Echtheit jenes Zeugs gestimmt, auch den Herrn Professor Loth in Leipzig genannt. Etwas spät, jedenfalls zu spät für die letzte Ur. d. Bl., am 28. April, erhielten wir in einer Zuschrift, die vom 27. datirt ist, eine Erklärung von letzterem, nach welcher dieß ein Irrthum ist. Es heißt da: „Ich bin mir keiner — schriftlichen oder mündlichen — Aeußerung, und auch keiner Eigenschaft bewußt, welche zu der obigen Darstellung berechtigen könnten. Der streitige Gegenstand liegt" .... „außer dem Bereiche meiner Studien. Der einzige Standpunkt, den ich in der Frage einnehmen durfte, war der des aufmerksamen, unparteiischen Beobachters. Diesen Standpunkt zu behaupten, bin ich seit meinem Eintritts in die Redaction der „Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft" im Jahre 1874, nach Kräften bemüht gewesen" .... Wir brauchen wohl nicht zu sagen, daß auch diese Berichtigung des Artikels in Ur. 16 uns zu großer Genugthuung gereicht. Der Kreis der¬ jenigen Gelehrten, welche für die Schapira'sche Waare gestimmt und deren Ankauf direct oder indirect veranlaßt haben, ist nunmehr auf Schlottmann, Weser, den verstorbenen Hitzig und die von Herrn Mommsen durch dreiste Vor¬ schiebung eines völlig Unschuldigen versteckte, unsübrigensjetztbekannte berliner Größe zusammengeschrumpft, die wir gleich zu Anfang hinter dem Vorhang vermutheten. Verantwortlicher Redakteur: or. Haus Blum in Leipzig. Verlag von K. L. Hervig in Leipzig. — Druck von Hüthel » Hrrrma«« in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/244>, abgerufen am 27.11.2024.