Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.genomen, welches sie zu grossen Spott haben Horn und sehen müssen." Alle G. Wustmann. I(us der holländischen Hauptstadt. Bon Friedrich Lampert. 2. Es ist schwer, unter dem vielen Vortrefflichen, was uns die Wände des Und nun stehen wir vor dem eigentlichen "Löwen" des Haager Mu¬ genomen, welches sie zu grossen Spott haben Horn und sehen müssen." Alle G. Wustmann. I(us der holländischen Hauptstadt. Bon Friedrich Lampert. 2. Es ist schwer, unter dem vielen Vortrefflichen, was uns die Wände des Und nun stehen wir vor dem eigentlichen „Löwen" des Haager Mu¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0230" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135811"/> <p xml:id="ID_741" prev="#ID_740"> genomen, welches sie zu grossen Spott haben Horn und sehen müssen." Alle<lb/> diese Nachrichten kehren ähnlich in den gedruckten Leipziger Chroniken wieder.<lb/> Daneben finden sich auch vereinzelte Fälle, in denen das Planck'sche Tagebuch<lb/> von den Nachrichten der Chronisten abweicht. Diese hier weiter zu verfolgen,<lb/> würde jedoch dem Zwecke der vorliegenden Mittheilungen nicht entsprechen.</p><lb/> <note type="byline"> G. Wustmann.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> I(us der holländischen Hauptstadt.<lb/><note type="byline"> Bon Friedrich Lampert.</note> 2.</head><lb/> <p xml:id="ID_742"> Es ist schwer, unter dem vielen Vortrefflichen, was uns die Wände des<lb/> Haager Museums von holländischer Malerei, der ebenbürtigen Schwester der<lb/> vlämisch-brabantischen Malerschule, zeigen, das Vortrefflichste, herauszuheben;<lb/> denn da müßten wir von den köstlichen Genrestücken Tenier's, Steen's und Jer-<lb/> burg's den duftigen frischen Landschaften Wouvermann's, vor allem von dessen<lb/> „Heuwagen", nicht loskommen können; allein drei Bilder verdienen doch<lb/> die größte Aufmerksamkeit, wenn sie gleich in ihren Vorwürfen weit ausein¬<lb/> andergehen. Der des einen möchte im ersten Augenblicke sogar etwas abstoßend<lb/> wirken, so naturwahr ist er: auf dem Sezirtische liegt ein Leichnam, Professor<lb/> Tulp ist gerade im Begriff, seinen Schülern seine Kunst daran zu lehren.<lb/> Es ist Rembrandt's „Anatomie", man könnte sagen, nicht nur ein gemaltes,<lb/> sondern auch ein anatomisches Meisterstück: der Tod lebt auf ihm. Wohl¬<lb/> thuender für das Auge, weil es hier nicht nur künstlerisch, sondern auch aus<lb/> dem Herzen heraus das Bild ansehen kann, lächeln uns im zweiten Saal des<lb/> großen Rubens seine von ihm gemalten zwei Gattinnen, Katharina Brintes und<lb/> Helene Formann, entgegen, die beiden schönen, lebensfrischen, stets und also<lb/> auch hier, im prächtigsten Colorit gehaltenen Frauengestalten, denen man in<lb/> den Niederlanden so häufig, in Museen und Kirchen, in weltlicher und in<lb/> Madonnenbildung begegnet.</p><lb/> <p xml:id="ID_743" next="#ID_744"> Und nun stehen wir vor dem eigentlichen „Löwen" des Haager Mu¬<lb/> seums, der aber ein Stier ist, Paul Potter's Meisterwerk, abgeschätzt zu<lb/> 60,000 Gulden. Unter allen holländischen Bildern haben mich die am meisten<lb/> gefesselt, in denen die Maler, sei es nun in Landschaft oder Historie, echt<lb/> holländisch, das ist, aus der Landesstimmung und -Individualität heraus,<lb/> gemalt haben. Ein Landschaftsmaler kann sich in jede Landschaft hinein-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0230]
genomen, welches sie zu grossen Spott haben Horn und sehen müssen." Alle
diese Nachrichten kehren ähnlich in den gedruckten Leipziger Chroniken wieder.
Daneben finden sich auch vereinzelte Fälle, in denen das Planck'sche Tagebuch
von den Nachrichten der Chronisten abweicht. Diese hier weiter zu verfolgen,
würde jedoch dem Zwecke der vorliegenden Mittheilungen nicht entsprechen.
G. Wustmann.
I(us der holländischen Hauptstadt.
Bon Friedrich Lampert. 2.
Es ist schwer, unter dem vielen Vortrefflichen, was uns die Wände des
Haager Museums von holländischer Malerei, der ebenbürtigen Schwester der
vlämisch-brabantischen Malerschule, zeigen, das Vortrefflichste, herauszuheben;
denn da müßten wir von den köstlichen Genrestücken Tenier's, Steen's und Jer-
burg's den duftigen frischen Landschaften Wouvermann's, vor allem von dessen
„Heuwagen", nicht loskommen können; allein drei Bilder verdienen doch
die größte Aufmerksamkeit, wenn sie gleich in ihren Vorwürfen weit ausein¬
andergehen. Der des einen möchte im ersten Augenblicke sogar etwas abstoßend
wirken, so naturwahr ist er: auf dem Sezirtische liegt ein Leichnam, Professor
Tulp ist gerade im Begriff, seinen Schülern seine Kunst daran zu lehren.
Es ist Rembrandt's „Anatomie", man könnte sagen, nicht nur ein gemaltes,
sondern auch ein anatomisches Meisterstück: der Tod lebt auf ihm. Wohl¬
thuender für das Auge, weil es hier nicht nur künstlerisch, sondern auch aus
dem Herzen heraus das Bild ansehen kann, lächeln uns im zweiten Saal des
großen Rubens seine von ihm gemalten zwei Gattinnen, Katharina Brintes und
Helene Formann, entgegen, die beiden schönen, lebensfrischen, stets und also
auch hier, im prächtigsten Colorit gehaltenen Frauengestalten, denen man in
den Niederlanden so häufig, in Museen und Kirchen, in weltlicher und in
Madonnenbildung begegnet.
Und nun stehen wir vor dem eigentlichen „Löwen" des Haager Mu¬
seums, der aber ein Stier ist, Paul Potter's Meisterwerk, abgeschätzt zu
60,000 Gulden. Unter allen holländischen Bildern haben mich die am meisten
gefesselt, in denen die Maler, sei es nun in Landschaft oder Historie, echt
holländisch, das ist, aus der Landesstimmung und -Individualität heraus,
gemalt haben. Ein Landschaftsmaler kann sich in jede Landschaft hinein-
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