Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.in sein gedeckt verarrestirt und die furleut sambt den Pferden nach Nürnberg Vielfach begegnen sich endlich die Aufzeichnungen des ältern Planck mit den Grenzboten II. 187". 29
in sein gedeckt verarrestirt und die furleut sambt den Pferden nach Nürnberg Vielfach begegnen sich endlich die Aufzeichnungen des ältern Planck mit den Grenzboten II. 187«. 29
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in sein gedeckt verarrestirt und die furleut sambt den Pferden nach Nürnberg
ohne wagen und Karn getriben, umb daß die Nürnberger 2 Margreffische
in den Erlanger walt gefangen." In den Aufzeichnungen des jüngeren Planck
hallt natürlich der Lärm des 30jährigen Krieges von Zeit zu Zeit wieder,
doch nur erst seit dem Erscheinen der Schweden. Er erwähnt die Einnahme
Frankfurts a. d. Oder durch die Schweden 1631, bei der „von Soldaten auff
2000 darinnen darnieder gemacht, die andern in die Flucht geschlagen, und
etlich 1000 in der Oder, so sich salvirn wollen, ersoffen, und Obrister Spar
gefangen genommen worden." In demselben Jahre gedenkt er der Schlacht
bet Breitenfeld. 1632 erzählt er, wie Obrist Götze mit kaiserlichem Volk in
die Niederlausitz eingefallen, auch Lübben und sein Haus gänzlich geplündert
habe; im Juni 1637, als Bauer von Torgau her durch Lübben nach Fürsten¬
berg und Landsberg gezogen, habe er all sein Vieh verloren und aus der
Stadt flüchten müssen. Im Jahre 1638 hätten ihm „die kaiserlichen Völcker,
alß sie auß Pommern herauffgezogen," sein Vorwerk zu Steinktrch, Wohn¬
haus, Ställe und Scheuern, bis auf dem Grund niedergebrannt.
Vielfach begegnen sich endlich die Aufzeichnungen des ältern Planck mit den
landläufigen Chronikennachrichten; einzelne beziehen sich auch auf Vorgänge
aus der sächsischen und Leipziger Localgeschichte, andere berichten über Natur¬
ereignisse, Unglücksfälle, Verbrechen, und so lassen sich dann und wann an ihrer
Hand auch die Nachrichten der Chronisten controliren. Er gedenkt z. B. der
Dürre und Theuerung im Jahre 1690, des langen Winters von 1592 auf 1593,
der Überschwemmung 1593, des Erdbebens 1598, er giebt an, daß im Laufe
des Jahres 1698 in Leipzig an der Pest gestorben seien 1095 Personen und
608 Personen „an nix geferliches". Er verzeichnet 1586 den Tod Kurfürst
August's, 1591 den Kurfürst Christian's I., wozu er bemerkt: „gott verkurtz
(verkürzte) im sein leben, daß sein böß furnemen wider die Lutterianer keinen
fort gang haben holde, sunst hetten mer den 1 hundert Person hinder den
Kopffen müssen hingeben, also weite hatten es diß Malt die Calvinisten bracht,"
er erwähnt' 1593 den in Leipzig erfolgten Tod Dr. Paul Luther's, des Sohnes
von Martin Luther, er erzählt, wie 1591 Dr. Gundermann, „der grob flegt und
Calvinist" in Leipzig verhaftet und auf die Pleißenburg geschafft worden sei,
und fügt hinzu: „der Proces war schrecklich und eilend zu sehen, allein gun-
derman geschah sunst nit unrecht, dan het ja der Calvinischen Anschlag ein
fortgang haben sollt, so hetten vit Burger vit ein herttern gang gehen müssen."
Er erwähnt ferner-den Landtag in Torgau, wo die calvinistische Lehre ver-
boten wurde, erzählt auch, wie in demselben Jahre der Thurmknopf der
Nicolaiktrche, in welchen die Calvinisten kurz zuvor calvinistische Schriften
sollten eingelegt haben, wieder herabgenommen und geleert wurde, „und wurden
ire Calvinische Calumnien, die sie damals hineingesteckht, alle wider herauß-
Grenzboten II. 187«. 29
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